Tage des europäischen Kunsthandwerks: Spannende Einblicke in das Modeinstitut Gabriel Träume in die Realität geholt

Daniela Weber hat sich im Studium mit der historischen Mode des 19. Jahrhunderts beschäftigt und hat Corsagen nachgeschneidert. Bild: -

Fechenheim (iz) – Im vergangenen Jahr durfte das Modeinstitut Gabriel sein 50-jähriges Bestehen feiern. Jetzt öffnete Inhaberin Heidrun Gabriel anlässlich der europäischen Tage des Kunsthandwerks das Institut für Besucher.

Bereits Gabriels Großvater war von Mode fasziniert, der Schneidermeister besaß seit 1910 ein Atelier in Leipzig. „Mein Vater Rudolf absolvierte ebenfalls seinen Meister als Schneider in Leipzig, kam 1952 nach Frankfurt und eröffnete 1972 in Fechenheim das Modeinstitut Gabriel“, erzählt Heidrun Gabriel. Ihr Vater habe sehr gerne Wissen weiter gegeben, er unterrichtete damals genau wie seine Frau Gisela an der Modeschule Arnold. Bereits 1987 wird dem Paar klar, dass es das Handwerk zu erhalten gilt und deswegen die Schnitttechnik künftig auch auf dem Computer umgesetzt werden muss. „1994 haben wir auf ein Computerprogramm umgestellt, mit dem wir Schnitte erstellen konnten“, berichtet die 59-Jährige. „Mode begleitet einen das ganze Leben mit all seinen Facetten“, bringt sie ihre Begeisterung zum Ausdruck.

Doch die Kunst, Schnitte per Hand zu erstellen, lernen die Schüler am Institut nach wie vor. „Es gehört dazu, genauso wie man nicht alles mit der Nähmaschine näht“, sagt Gabriel, die seit 2000 das Modeinstitut führt. Seit 1972 haben rund 5000 Schüler ihre Weiterbildung im Institut genossen. Denn Grundlage dafür ist die Ausbildung als Schneider oder Modedesigner. Während Gabriel ihren Schülern die Schnitttechnik beibringt, für die unter anderem mathematisches Verständnis und räumliches Denken notwendig ist, unterrichtet ihre Kollegin Cornelia Fellner Modezeichnen, die wie sie in Mönchen-Gladbach den Diplom-Ingenieur in Bekleidungstechnik studiert hat. „Schnittleute sind die eigentlichen Künstler, denn sie müssen eine Zeichnung umsetzen, damit ein Kleidungsstück in Realität umgesetzt werden kann“, sagt Fellner.

In den hellen Räumen des Instituts in Fechenheim sind mehrere Zeichnungen zu sehen, an dem Tag stehen insbesondere die Corsagen im Vordergrund. Daniela Weber hat einige historische Corsagen nachgeschneidert: „Ich habe mich während meines Studiums auf Modehistorie des 19. Jahrhunderts gestürzt. Man sitzt an der Nähmaschine oder einem Handstück und geht durch die Zeit.“ Da man nicht die Mode ohne die zugehörige Unterwäsche beurteilen kann, kam sie so auf die Corsagen.

Im Modeinstitut bekommen die Schüler das notwendige Handwerkszeug an die Hand, um sich entweder selbstständig mit einem eigenen Atelier zu machen oder in die Industrie zu gehen. „Wir haben nationale und internationale Schüler gehabt, die inzwischen ihre Wege gehen“, erzählt Gabriel mit Stolz. Wie Maike Broner, die inzwischen mit ihrem Label Mika Oh! alles für die Hobbyschneiderin vom Schnitt bis zu den Stoffen anbietet. „Mode ist für mich der Weg, die Träume in die Realität zu holen“, sagt Broner.

Die Maßschneider-Innung präsentiert am 29. April im Saalbau Bornheim, Arnsburger Straße 24, um 20 Uhr die Ergebnisse des Kreativ-Wettbewerbs „Göttliche Garderobe und dämonische Diven“ in einer Gala mit Modenschau. Tickets zu je 20 Euro können online auf der Internetseite der Innung mass-schneider-rhein-main.de bestellt werden.

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