Mertonschüler schaffen Ausgleich zum Arbeitsalltag Turnstunden in den Praunheimer Werkstätten

Die Mertonschüler Pascal Puerto, Hayat Madmar, Sabina Carabotti, Arifa Mian und Mouna Kallati (hintere Reihe, von links) haben ein soziales Sportprojekt für Mitarbeiter der Praunheimer Werkstätten verwirklicht. Foto: sh

Fechenheim (sh) – Hoch das Bein, dazu den Arm nach vorne ausstrecken, das Ganze im Wechsel und zum Rhythmus von Popmusik. Die Sportübungen richten sich als Ausgleich zum Arbeitsalltag an die behinderten Menschen, die in den Praunheimer Werkstätten in Fechenheim arbeiten. Ausgedacht haben sich das fünf Berufsschüler der Bornheimer Wilhelm-Merton-Schule im Rahmen eines sozialen Projekts.

In der mit Bodenmatten ausgelegten Turnhalle der Praunheimer Werkstätten macht jeder bei den Übungen mit, so gut er kann, denn der Grad der Behinderungen der Teilnehmer ist unterschiedlich. Aber Spaß haben alle an der dreiviertelstündigen Trainingseinheit. Lautstark werden die einzelnen Einheiten der Übungen mitgezählt, die fitteren Teilnehmer helfen spontan denjenigen, die ein wenig Unterstützung brauchen. Unterteilt ist der Sportunterricht in drei Abschnitte: Dehn- und Koordinationsübungen, Entspannungsübungen und am Schluss wird ausgelassen zusammen getanzt. Eine schöne Abwechslung zur Arbeitsroutine, die in den Praunheimer Werkstätten überwiegend in den Bereichen Verpackung und Konfektionierung angesiedelt ist.

Die Mertonschüler suchen sich die Praunheimer Werkstätten für ihr soziales Projekt aus

Als Arifa Mian, Hayat Madmar, Mouna Kallati, Sabina Carabotti und Pascal Puerto von ihrer Schule die Vorgabe erhielten, ein soziales Projekt zu organisieren, war der Gruppe sofort klar, dass sie etwas für die Praunheimer Werkstätten machen wollten. „Dann kam noch die Idee dazu, ,Work-Life-Balance’ anzubieten, also einen Ausgleich zur Arbeit zu schaffen, und so hat sich das Projekt Stück für Stück aufgebaut“, erklärt Sabina Carabotti. Innerhalb einer Woche hat das Team das Projekt vorbereitet. An vier Tagen waren die Berufsschüler bei den Fechenheimer Praunheimer Werkstätten zu Gast, um mit den Mitarbeitern zu turnen. Der Andrang nach Bekanntwerden des Angebots sei so groß gewesen, dass zwei Sportgruppen gebildet wurden. „Wir waren überrascht, dass das Programm so gut ankommt“, sagt Carabotti.

Barrieren abbauen und sich gegenseitig kennenlernen ist eins der Projektziele

Bei der Organisation mitgeholfen hat Claudia Wächtler, pädagogische Leiterin bei den Praunheimer Werkstätten. „Wir sind sehr gerne bereit, solche Projekte zu ermöglichen, denn dabei lernen sich Behinderte und Nicht-Behinderte gegenseitig kennen und eventuelle Barrieren werden abgebaut“, erläutert Wächtler. Die Idee eines Sportangebots kam gleich gut an, denn die Praunheimer Werkstätten halten selbst viel für die Fitness bereit. „Es gibt zum Beispiel Ballgymnastik, Walkinggruppen und eine Fußballmannschaft“, zählt Wächtler auf. Die Teilnahme an den Sportangeboten sei immer freiwillig, ergänzt Wächtler.

„Work-Life-Balance" ist für die Mertonschüler ein wichtiges Thema

Am letzten Tag des „Work-Life-Balance-Projekts“ der Mertonschüler macht sich auf beiden Seiten bei aller Ausgelassenheit auch Traurigkeit breit. Es kullern sogar ein paar Tränen während der vielen herzlichen Umarmungen. Weder die angehenden Kaufleute für Büromanagement noch die Praunheimer Werkstätten-Mitarbeiter können glauben, dass die vier Tage schon vorbei sind. „Die Gruppe ist toll zusammengewachsen“, sagt Arifa Mian. Zum Abschluss erhält jeder Teilnehmer eine Schirmmütze und eine Urkunde. „Damit wir die kleinen Aufmerksamkeiten finanzieren konnten, haben wir in unserer Schule eine Spendenaktion gestartet“, berichtet Mian und erzählt im Namen des Teams, dass alle mit dem Verlauf des Projekts sehr zufrieden sind. Demnächst steht an der Schule noch die Abschlusspräsentation an. „Mit Fotos und Informationen stellen wir der Klasse und den Lehrern das Projekt von der Planung über die Ausführung bis zum Fazit vor“, sagt Mian. Auch das wird das engagierte Team sicherlich bestens meistern.