Spaziergang im Fechenheimer Wald liefert Infos Waldnutzer finden bei Hessen Mobil endlich Gehör

Bei einem Informationsspaziergang gab es Auskünfte zu Naturschutzmaßnahmen und Fledermauspopulationen im Fechenheimer Wald aus erster Hand. Foto: sh

Fechenheim (sh) – Konstruktive Vorschläge waren die Ergebnisse einer Veranstaltung des Quartiersmanagements Fechenheim, des Ortsbeirats, der Verkehrsbehörde Hessen Mobil und der Staatlichen Vogelschutzwarte. Bei einem abendlichen Spaziergang durch den Fechenheimer Wald gab es für die Anwohner Informationen aus erster Hand.

Zu den für den Wald geplanten Maßnahmen zum Fledermausschutz, welche Folgen diese für die Waldnutzer haben und Wissenswertes über die Fledermäuse selbst erfuhren die interessierten Fechenheimer. Die Bewohner in Fechenheim-Nord waren zunächst nicht amüsiert über die Informationspolitik von Hessen Mobil. Erst nachdem die Gerüchteküche brodelte, die Spaziergänger um ihre Lieblingswege fürchteten, engagierte Mitbürger Unterschriften gegen die Maßnahme sammelten und bei der von Hessen Mobil beauftragten Unteren Naturschutzbehörde nachhakten, gab es Antworten (der Fechenheimer Anzeiger berichtete). „Der Ärger darüber, dass wir vor vollendete Tatsachen gestellt wurden, war groß“, sagte Stefan Hausendorf, der seinerzeit die Unterschriftenaktion ins Leben gerufen hatte.

Fechenheims Quartiersmanagerinnen und der Ortsbeirat elf hatten zur Veranstaltung eingeladen

Die Quartiersmanagerinnen für Fechenheim Nora David und Leonore Vogt nahmen sich der Bedenken an und organisierten einen Informationsspaziergang, der Klarheit bringen sollte. Wie Anke Bosch, Amtsleiterin Artenschutz und Natur 2000 von Hessen Mobil, erklärte, werden an den Wegen im Inneren des Waldes, zwischen Autobahn und „Schwarzer Weg“ sowie Vilbeler Landstraße und Centerschneise keine Forstarbeiten mehr vorgenommen. Das bedeutet: Dort dürfen die Bäume alt werden. Dies wiederum bedeutet, dass dort keine Verkehrssicherheit mehr gewährleistet ist. Damit erst gar keine Fußgänger diese Bereiche aufsuchen, werden die Pfade als solche unkenntlich gemacht, zum Beispiel mit Totholzbarrieren. Herumlaufen kann man dort zwar trotzdem noch, „aber eben auf eigenes Risiko“, warnte Anke Bosch.

Der Grund für diese Maßnahme ist, dass Hessen Mobil für den Autobahnausbau der A66/A661 alten Waldbestand roden wird, für den ein Ausgleich geschaffen werden muss. Da im Fechenheimer Wald unter anderem die seltene Bechsteinfledermaus vorkommt, biete es sich an, diesen Tieren mit den alten Bäume ein ideales Biotop zu schaffen, so Bosch.

Auf den erlaubten Waldwegen geraten oft Spaziergänger und Radfahrer aneinander

Die Hauptwege des Fechenheimer Walds seien nach wie vor nutzbar, doch die Spaziergänger finden diese nicht attraktiv. „Der ,Schwarze Weg’ ist der reinste ,Highway to Hell’“, sagte Hausendorf und spielte damit auf Konflikte mit Radfahrern an, die dort mit hoher Geschwindigkeit unterwegs sind. Der Vorschlag, den parallel zum „Schwarzen Weg“ verlaufenden Reitweg in einen reinen Fußgängerweg umzuwandeln, wurde von Hessen Mobil gerne aufgenommen. Ebenso die Anregungen, den von Hundehaltern in Mitleidenschaft gezogenen Amphibienteich mit Naturmaterialien einzufrieden und eine Nord-Süd-Verbindung zwischen „Schwarzer Weg“ und „Streichkernweg“ für die Fußgänger herzustellen fanden Gehör. Die Naturschutzmaßnahme soll zudem erst dann umgesetzt werden, wenn die Planungen seitens Hessen Mobil abgeschlossen sind.

40.000 Stechmücken frisst eine Fledermaus in einem Sommer

Wissenswertes über die Lebensweise und Wichtigkeit der Fledermäuse präsentierte Dagmar Stiefel, Leiterin der Staatlichen Vogelschutzwarte Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland. „29 Fledermausarten gibt es in Deutschland, 25 davon allein in Hessen, zwölf verschiedene Arten leben im Fechenheimer Wald“, erklärte Stiefel. Die Chefin der Vogelschutzwarte hatte noch weitere erstaunliche Zahlen auf Lager. Nämlich, dass eine Wasserfledermaus in einem Sommer rund 40.000 Stechmücken vertilgt und eine Bechsteinfledermaus rund 40 Hektar Wald bejagt, um ihre Jungen sattzubekommen.

Interessierte können bei der Fledermausnacht am Samstag, 2. September, ab 15 Uhr in der Vogelschutzwarte, Steinauer Straße 44, noch viel mehr über diese Tiere erfahren.