Großes Bürgerfest zum Geburtstag der Pau lskirche noch bis 21. Mai/Hassan Annouri ist stolz auf das Geburtstagskind Zum 175. Jahrestag der deu tschen Demokratie Part IV

Die Platanen auf dem Paulsplatz stehen im Mittelpunkt der Kunstinstallation „Hain der Freiheit“ des Künstlerinnenduos „HSI“. Bild: sh

Altstadt (jdr/sh) – Frankfurt ist ein besonderer Ort für die Politik: In der Mainmetropole steht die Paulskirche, die „Wiege der Demokratie“ und die wird jetzt 175 Jahre alt. Wenn das kein Grund zum Feiern ist! Das Bürgerfest ist in vollem Gang und läuft noch bis zum 21. Mai.

Ein besonderer Hingucker ist der „Hain der Freiheit“, der an allen Festtagen zu erleben ist. Auf dem Paulsplatz erwartet die Besucher eine vom Künstlerinnenduo „HSI“, bestehend aus Katharina Zorn und Jasna Fritzi Bauer, inszenierte lyrische Darstellung. Die Künstlerinnen haben alle Frankfurter dazu aufgerufen, Gedichte zum Thema Demokratie einzusenden. Aus allen Einreichungen entstand – arrangiert und kuratiert vom Künstlerinnenduo – der „Hain der Freiheit“.

Im Zentrum stehen die 43 Platanen auf dem Paulsplatz, die als Freiheitsbäume mit den Zitaten geschmückt wurden. So geben sie auf dem Paulsplatz der Demokratie einen physischen Raum. „Unseren Beitrag möchten wir nutzen, um der Demokratie eine Stimme, eine Sichtbarkeit und ein Gefühl zu geben. Die Gedichte, die wir zu unserem Aufruf erhalten haben, haben uns tief bewegt. Wir können es kaum erwarten, die wichtigen Worte, Gedanken und Geschichten mit den Menschen zu teilen“, betonen die Künstlerinnen.

Am 23. Mai, von zehn bis zwölf Uhr, steht eine „Jugend debattiert“-Schaudebatte in der Paulskirche an. Freiheit, Grundrechte und Debatte sind wesentliche Bausteine der Demokratie, die von jeder Generation aufs Neue verstanden, bewahrt, weiterentwickelt und gelebt werden müssen. Deshalb haben die Stiftung Polytechnische Gesellschaft und die Gemeinnützige Hertie-Stiftung in einem Schulterschluss gemeinsam 600 Schüler eingeladen, um das Jubiläum „175 Jahre Deutsche Nationalversammlung“ in der Frankfurter Paulskirche zu feiern. Die Veranstaltung wurde von Oberstufenschülern aus acht Frankfurter Schulen vorbereitet: Sie haben im Vorfeld diskutiert, Fragen gesammelt und gestalten nun die Veranstaltung für weitere rund 600 Schüler aktiv mit. Für die musikalische Umrahmung sorgt der Chor der Musterschule. Die Jugendlichen werden sich mit Themen wie „Sollen im Deutschen Bundestag Quoten eingeführt werden?“, den Umbruchsjahren 1848, 1948 und 1989 sowie der Vorstellung des Memorandums „Junge Paulskirche“ befassen.

Hassan Annouri und der Demokratiegedanke

Über diese Veranstaltung dürfte sich der Musiker und Unternehmer Hassan Annouri freuen, der in Teil vier unserer Serie zu Wort kommt und dem es ein wichtiges Anliegen ist, insbesondere Jugendliche für das Thema Demokratie zu begeistern. Annouri ist den Frankfurtern bekannt als Musikproduzent, DJ, Radiomoderator, Gastronom und Musiker mit seinen Frankfurter Jungs. Er gehört zu den Mitbegründern der deutschen Hip-Hop-Szene. Manche kennen ihn noch als Rapper Fast H, der 1993 mit „Nächste Station Konstabler Wache“ sogar die Techno-Welt eroberte. Der Allrounder nutzt sein Talent als Kanal für soziales Engagement und seine Liebe zu Frankfurt. Seit mehr als 20 Jahren ist er mit Charity-Aktionen in sozialen Projekten tätig. Im Sommer 2022 startete er in der Paulskirche sein Herzensprojekt mit der Frankfurt-Hymne „Wir sind alles Frankfurter“. Das Paulskirchen-Jubiläum hat deshalb für ihn besondere Bedeutung.

„Demokratie ist ein Thema, auf das ich Bock habe“, sagt der Tausendsassa. „In Frankfurt leben mehr als 170 Nationen zusammen. Die Multikulti-Vielfalt macht das Hauptflair der Stadt aus: Die geile Mischung. Frankfurt ist eben nicht nur die Skyline und der Flughafen, es ist der Frankfurter Spirit: Hier kommt man miteinander klar und macht tolle Sachen zusammen“, sagt Annouri.

Bei seinem Projekt „Wir sind alles Frankfurter“ habe er alle auf die Bühne gestellt: Unterschiedliche Nationalitäten, unterschiedliche Künstler, Menschen unterschiedlicher sexueller Orientierung. „Die Paulskirche war dafür der perfekte Ort, denn dort wurde Demokratiegeschichte geschrieben – da schließt sich der Kreis mit Multikulti“, erklärt der Musiker. Für ihn steht fest: „Demokratie bringt mich und dich zusammen, auch wenn man verschiedener Meinung ist. Wenn die Demokratie wegfällt, wäre das ein Desaster.“

Denkt er an die Historie der Paulskirche, erfüllt es ihn mit Stolz. „Ich bekomme direkt eine Gänsehaut, wenn ich bedenke, dass hier in der Paulskirche Demokratiegeschichte geschrieben wurde. Ich sehe es als meine Aufgabe, den Jugendlichen und Neuankömmlingen, die sich bisher nicht dafür interessiert haben oder Frankfurt noch nicht kennen, die Paulskirche und ihre Bedeutung näherzubringen. Ich kann als Identifikationsfigur diese Sparte bedienen und meinen Bezug zur Paulskirche frühzeitig weitergeben. Das bin ich dieser Stadt schuldig. Ich wurde als Sohn eines Gastarbeiters in Frankfurt geboren. Wenn ich Jugendlichen Themen wie Demokratie und Stadtpolitik näherbringe, kann ich meiner Stadt auf diese Weise wieder etwas zurückgeben“, sagt Annouri.

Auch er gratuliert dem Geburtstagskind: „Herzlichen Glückwunsch, Paulskirche! Zum Glück stehst du in Frankfurt. Die Wiege der Demokratie in Frankfurt, geiler geht’s nicht!“ Und für die Zukunft wünscht er sich, dass der Zugang zur Paulskirche größer wird: „Die Macher, die in der Thematik zu Hause sind, müssen Brücken zum jüngeren Volk schlagen.“

Lesestoff zur Paulskirche

Wer gerne liest, erfährt in dem Buch „Die Frankfurter Paulskirche. Ort der Deutschen Demokratie“ von Evelyn Brockhoff und Alexander Jehn unter Mitarbeit von Franziska Kiermeier noch mehr über das vielschichtige historische Denkmal: Insgesamt neun Beiträge widmen sich unter anderem der Baugeschichte der 1833 eingeweihten evangelisch-lutherischen Paulskirche, der Bedeutung der Beschlüsse der Nationalversammlung für die demokratische Entwicklung sowie der Erinnerung an diesen bedeutenden Ort.

Zudem werden Perspektiven für den künftigen Umgang mit ihr und ihrem demokratischen Erbe aufgezeigt. Die 160-seitige, reich bebilderte Publikation ist im Societäts-Verlag erschienen und zum Preis von 15 Euro im Institut für Stadtgeschichte, über den Societäts-Verlag (societaets- verlag.de) und im Buchhandel erhältlich.

Exklusive Führung durch die Paulskirche

Die Veranstaltung „Die Paulskirche – kleine Gruppen, viel Abstand und ganz individuell“ startet am Freitag, 30. Juni, um 15.30 Uhr und dauert eineinhalb Stunden. Silke Wustmann oder Till Fischer nehmen als Gästeführer maximal zehn Personen mit auf ihre exklusive Tour, auf der individuelle Fragen gestellt werden können. Es wird einen intensiven Austausch geben. Treffpunkt ist 15 Minuten vor Beginn am Haupteingang, die Kosten betragen 26 Euro pro Person. Infos und Tickets gibt’s online auf frankfurter-stadtevents.de.

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