Gewerkschaft NGG warnt vor Behinderung der Betriebsratswahlen Beschäftigte sollen mitbestimmen

Einen Betriebsrat zu wählen, ist ein demokratisches Grundrecht, um das sich niemand bringen lassen sollte, sagt die Gewerkschaft NGG. Foto: p

Frankfurt (red) – Mehr Demokratie hinterm Werkstor: Beschäftigte, die sich in Frankfurt über schlechte Arbeitsbedingungen ärgern, sollen sich stärker um ihre Interessen kümmern – und die Vorbereitung der Betriebsratswahlen im kommenden Jahr unterstützen. Dazu ruft die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) auf. „Betriebsräte helfen nicht nur, Jobs zu sichern. Sie geben auch kreative Impulse aus der Belegschaft an die Chefetage weiter und tragen dazu bei, Firmen fit für die Zukunft zu machen“, sagt Peter-Martin Cox, Geschäftsführer der NGG-Region Rhein-Main. Doch ein Großteil der Menschen, die in Frankfurt in der Lebensmittelbranche (4000) und im Gastgewerbe (29.300) arbeiten, könne nicht auf eine Arbeitnehmervertretung bauen. Das liege auch daran, dass in Kleinbetrieben viele Chefs die Gründung eines Betriebsrats blockierten, berichtet er.

Die Corona-Pandemie habe gezeigt, wie wichtig die betriebliche Mitbestimmung sei. Dort, wo es Betriebsräte gebe, sei nicht nur häufiger das Kurzarbeitergeld aufgestockt worden. Auch beim Infektionsschutz am Arbeitsplatz komme es entscheidend auf die Mitsprache der Arbeitnehmervertreter an, sagt Cox.

Die NGG appelliert daher an die Beschäftigten aus ihren Branchen, sich im Betrieb schon jetzt über die Kandidaten zu informieren – oder sich selbst zur Wahl aufstellen zu lassen. „Einen Betriebsrat zu wählen, ist ein demokratisches Grundrecht, das jeder nutzen sollte. Schon in Betrieben ab fünf Mitarbeitern ist die Wahl möglich“, betont Cox. Die Betriebsratswahlen beginnen im März 2022. Getreu dem Motto „Haste keinen, wähl Dir einen!“ können Belegschaften, die keinen Betriebsrat haben, jederzeit die Wahl einleiten.

Dabei gelten neue Regeln: Das in diesem Jahr eingeführte Betriebsrätemodernisierungsgesetz stärkt die Position der Beschäftigten. „Wer eine Betriebsratswahl vorbereitet, ist schwerer kündbar. Außerdem erhalten Betriebsräte bei Themen wie dem mobilen Arbeiten, der betrieblichen Weiterbildung und Künstlicher Intelligenz mehr Mitsprache“, erklärt Cox. Von der automatisierten Warenbestellung in der Backwarenfabrik bis hin zur Software-Schulung von Hotelangestellten – bei vielen Umstellungen am Arbeitsplatz könnten die Interessenvertreter jetzt mehr mitreden.

Dabei nutze die Mitbestimmung auch den Unternehmen: Nach einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung sind Firmen mit Betriebsrat durchschnittlich 18 Prozent produktiver als Unternehmen, bei denen es diese Mitbestimmung am Arbeitsplatz nicht gibt. Der Grund: Arbeitnehmervertretungen erkennen Probleme im Arbeitsalltag schneller und sorgen für einen besseren Austausch zwischen Belegschaft und Management. Dennoch ging die Zahl der Betriebsräte zurück. „Das zeigt, dass mehr getan werden muss.“