CSD in Frankfurt: Viel erreicht, aber noch lange nicht am Ziel! Ehe für alle und bunte Stadien

Für Respekt und Vielfalt fand am Wochenende der CSD statt.

Frankfurt (red) – Als Fußdemo hat der diesjährige Christopher Street Day (CSD) in Frankfurt am vergangenen Samstag, 17. Juli, in der Frankfurter Innenstadt stattgefunden, um für die Rechte queerer Menschen lautstark einzutreten. So manche fragen sich nun vielleicht: Warum braucht es noch einen CSD? Ist mit der „Ehe für alle“ nicht schon alles erreicht? Die Antwort lautet: Nein: Andreas Gerlach, Sprecher des CSD Frankfurt: „Seit 2017 haben wir die „Ehe für alle“, seit 2018 den dritten Personenstand ,divers’ und jährlich werden pünktlich zum ,Pride-Month’ Juni bundesweit die Regenbogenflaggen gehisst. Genauso erstrahlten zum EM-Fußballspiel zwischen Deutschland und Ungarn in vielen deutschen Städten die Stadien in Regenbogenfarben. Wir als queere Community und als gesamte Gesellschaft haben gemeinsam schon viel erreicht. Aber wir sind noch lange nicht ein „Regenbogenland“, in dem für alle alles gut ist. Es gibt noch viele offene Baustellen und einen dringenden Handlungsbedarf in Deutschland, um queere Menschen mit allen anderen Menschen gleichzustellen. So werden beispielsweise die sexuelle und geschlechtliche Identität noch immer nicht durch unser Grundgesetz geschützt. Diskriminierung von queeren Menschen, auch per Gesetz, ist noch immer Alltag in Deutschland. Aus diesem Grund sind wir als CSD Frankfurt Teil der bundesweiten Initiative ,Grundgesetz für alle’ und machen die Forderung der Ergänzung des Artikels drei im Grundgesetz um sexuelle und geschlechtliche Identität zu unserem diesjährigen Motto.“

Christian Gaa, Initiator der bundesweiten Initiative „Grundgesetz für alle“: „Regenbogenflaggen zu hissen und Stadien bunt zu erleuchten ist

ein tolles Statement für Akzeptanz und Vielfalt, aber es braucht mehr. Denn was bedeutet es heutzutage in Deutschland schwul, lesbisch, bi, trans, inter oder queer zu sein? Es bedeutet noch immer Stigmatisierung, Diskriminierung und Gewalt erfahren zu müssen. So beispielsweise queere Kinder und Jugendliche auf unseren Schulhöfen ,schwul’ noch immer als eines der beliebtesten ,Schimpfwörter’ ertragen müssen. Es bedeutet, dass pseudowissenschaftliche unter dem Begriff ,Homoheilung’ bekannte ,Konversionstherapien’ von queeren Erwachsenen noch immer legal sind, homo- und bisexuelle Menschen gegenüber ihren heterosexuellen Mitmenschen beim Blutspenden gerade noch immer benachteiligt werden und Zwangsoperationen an intergeschlechtlichen Babys noch immer Alltag sind. Es bedeutet auch, dass bis heute noch immer das ,Transsexuellengesetz’, das Menschen nicht selbst Namen, Personenstand und Geschlechtsangabe bestimmen lässt, gilt. Unter diesem Gesetz wurden noch bis 2011 Menschen zwangssterilisiert. Es bedeutet zu guter oder eher schlechter Letzt, dass Zwei-Mütter-Familien eine Stiefkindadoption über sich ergehen lassen müssen, um als Eltern ihrer eigenen Kinder anerkannt zu werden. Diskriminierung in der Gesellschaft und per Gesetz ist noch immer bittere Realität für Millionen von Menschen in diesem Land. Dies muss ein Ende haben. Darum unsere Forderung einer verantwortungsvollen Annahme dieser Themen sowie eines verlässlichen Schutzes der sexuellen und geschlechtlichen Identität durch unser Grundgesetz. Darum die Initiative ,Grundgesetz für alle’, darum der CSD Frankfurt.“

Die Initiative „Grundgesetz für alle“ ist ein Zusammenschluss von 200 bundesweit tätigen queeren Organisationen, Großunternehmen und Prominenten sowie Abgeordneten der demokratischen Bundestagsfraktionen. Sie fordern Schutz der sexuellen und geschlechtlichen Identität durch eine Ergänzung des Artikels drei, Absatz drei des Grundgesetzes. Infos online auf grundgesetz-fuer-alle.de.

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