Queere Bars in Frankfurt als Orte der Sicherheit und Sichtbarkeit der LSBTIQ+ Community Einmal queer durch die Stadt Frankfurt

In der Sachsenhäuser Lesbenbar Club La Gata (von links): Bar-Kollegin Sylvia B., Wirtin Erika Wild und die Veranstalterinnen der Tour Franziska Fandrich und Josefine Liebing.

Frankfurt (red) – Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Bars, die sich als queer definieren und solchen, die das nicht tun? Wer darf in eine queere Bar und wie verhält man sich richtig an Orten, die weit mehr als nur Lokale, die wie ein Zuhause für viele ihrer Besucher sind? Diesen Fragen widmete sich jetzt eine Erkundungstour der Volkshochschule Frankfurt. Unter dem Titel „Queeres Bar-Hopping“ luden die Veranstalterinnen Josefine Liebing und Franziska Fandrich mit ihrem Kursprogramm zum Zuhören, Fragen stellen und zum Verstehen von queeren Lebensrealitäten ein.

Der erste Stopp der queeren Expedition quer durch die Stadt stellte den 13 Teilnehmern einen Ort vor, der nicht anders als historisch beschrieben werden kann: Die Sachsenhäuser Lesbenbar Club La Gata – spanisch für „die Katze“ – ist tief verwurzelt in der LSBTIQ+-Szene Frankfurts und darüber hinaus die älteste, seit ihrer Eröffnung von derselben Besitzerin geführte Lesbenbar weltweit. Erst im Vorjahr feierte die Bar ihr 50-Jähriges mit einem Straßenfest. Bekannt ist das La Gata für ihre Wirtin Erika Wild, die alle nur Ricky nennen. Mit ihrer herzlichen Art begrüßte sie alle, die gekommen waren, um die Vielfalt und Weltoffenheit Frankfurts in seinen buntesten Bars zu erleben. Später standen noch die Schwulenbars Lucky’s und Tangerine im sogenannten Regenbogenviertel nahe der Konstablerwache auf dem Plan. Auch der Frankfurter Engel, ein wichtiges Mahnmal der Homosexuellenverfolgung, wurde besucht.

Nachdem sich der erste Trubel gelegt hat und alle Teilnehmer beim Willkommensdrink zur Ruhe gekommen sind, beginnt Kursleiterin Liebing im La Gata zu erzählen: „Die Anfänge, die ersten Ideen zum Club La Gata entwickelten sich 1969. Zwei Jahre später eröffnete die Bar und bis heute steht Ricky hinter der Theke.“ Einen Club nur für Frauen, eine Lesbenbar, zu eröffnen, habe in den 70ern viel Mut erfordert. Auch habe es sich bei der Seehofstraße des damaligen Frankfurts, in die sich das La Gata noch heute gar unscheinbar einreiht, um eine konservativ geprägte Nachbarschaft gehandelt. Die Unscheinbarkeit von außen ist kein Zufall, wie Liebing berichtet. Von innen ist der Club eine gemütliche, kleine Bar. An den Wänden finden sich Erinnerungsstücke an Rickys „Mädels“, darunter auch ein Bild der ehemaligen Fußballnationalspielerin Steffi Jones. „Ich lieb’ meine Mädels einfach. Ich weiß nicht warum, aber ich lieb’ sie einfach“, erzählt Ricky nicht ohne Stolz.

„Ist euch am La Gata etwas aufgefallen im Vergleich zu anderen Bars?“, fragt die Kursleiterin in die Runde, die sich auf einer langen Sitzecke verteilt hat. Nach einigem Überlegen sowie der Einigkeit über die Heimeligkeit der Bar löst die Kursleiterin auf: „Rickys Bar ist abgedunkelt, die Fenster sind von außen dicht und auch an der Tür vorne gibt es eine kleine Besonderheit: Ein Guckloch.“

Ricky hört nur zu. „All das stammt noch aus einer Zeit, in der queere Menschen besonders vorsichtig sein mussten.“ Natürlich waren die dichten Fenster auch eine Frage der Privatsphäre. Diese Eigenschaften hat La Gata mit vielen queeren Bars gemeinsam, unter anderem mit der Schwulenbar Tangerine. Auch dort ist es abgedunkelt, die Bar ist von außen unscheinbar und man sieht noch, wo früher in der Tür ein Guckloch war. Wer nicht direkt nach ihnen sucht, wird diese Bars auch nicht finden. Denn sie sind und waren „Safe Spaces“. Es gibt jedoch auch solche Lokale, die nicht all diese Merkmale aufweisen. Das Lucky’s etwa liegt zwar versteckt, hat aber offene Fenster.

Bei der Bitte zu berichten, wie das früher so war, winkt Ricky ab. „Ich habe nichts zu erzählen“, sagt sie ein wenig scherzhaft. Ricky verberge die schlechten Erfahrungen manchmal hinter ihrer Frankfurter Zunge, aber in mehr als 50 Jahren, die die Bar nun besteht, habe die gebürtige Seckbacherin viel erlebt, sagt eine ihrer Mädels. Ein bisschen erzählt Ricky dann doch: „Als sie erfuhren, dass die Bar für Frauen war, da gab es Gerüchte, ich würde die Frauen baden, hier stände eine große Badewanne.“ Ricky lacht. „Dann habe ich die Nachbarn mit reingenommen und ihnen alles gezeigt.“ Heute sei der Umgang in der Nachbarschaft sehr freundschaftlich.

Einige Zeit später ist die Gruppe am Frankfurter Engel angekommen. Es wird Menschen gedacht, die trans- und homofeindliche Gewalt und Verfolgung erleiden mussten. Auch jüngste Angriffe auf Menschen der LSBTIQ+-Community in Frankfurt werden thematisiert. „Trotz aller Erfolge der vergangenen Jahrzehnte sind queerfeindliche Angriffe weiter ein Problem. Der Kampf gegen strukturelle Diskriminierung ist und bleibt wichtig“, sagt Liebing. Es müsse etwa verhindert werden, dass Menschen der Zugang verwehrt wird, weil sie nicht Frau genug aussehen; Geschädigte aus Zeiten der strafrechtlichen Verfolgung von Homosexuellen bis in die 60er müssen Entschädigung erfahren.

Erst im Lucky’s, dann im Tangerine klingt der Abend aus.