Schon zur Mittagsstunde hatte sich das kleine Zelt bis auf den letzten Platz gefüllt. Es gab Kaffee und Kuchen, Getränke und am Bratwurststand hatte der Vorsitzende Andreas Münch Stellung bezogen, um die ersten Würstchen auf den Grill zu legen. Das Wetter spielte mit und Mitglied Heinz Alexander, mit dem inoffiziellen Titel eines „Stadtteil-Historikers“, gab den Besuchern Geschichts-Unterricht über das historische Unterliederbach.
Sehenswert sind natürlich die zahlreichen Ausstellungsstücke in den Räumlichkeiten des Museums. Es kam viel zusammen, was die Mitglieder und hier allen voran Heinz Alexander in den vergangenen 30 Jahren angesammelt haben. Neben traditionellen Werkzeugen, Trachten, Utensilien aus grauen Vorzeiten, historischen Küchengeräten, fehlte auch nicht ein liebevoll gepflegter Trecker, der auf dem früheren Bauernhof unverzichtbar war, und eine alte, aber funktionstüchtige Drehorgel. Alles hatte seinen entsprechenden Platz, so wie es zu einem ordentlichen Museum gehört.
Der Stadtteil Unterliederbach hat eine lange und bewegte Vergangenheit. Jungsteinzeitliche Funde ließen darauf schließen, dass schon 3000 vor Christus Menschen in der Region lebten. Das gilt auch für die Kelten, die sich 500 vor Christus ebenfalls in dem Einzugsgebiet aufgehalten hatten. Und natürlich waren die Römer hier. So fand man den „Viergötterstein“ des Cajus Junius II, den man dann auch schnell zum ersten Einwohner von Liederbach ernannt hatte.
Mit der Gründung der Farbwerke Höchst (Theerfabrik) im Jahr 1863, wurde aus der landwirtschaftlichen Dorfgemeinde langsam eine Industriegesellschaft. Dennoch hat der Ort auch heute noch seine kleinen Ecken, die den Charakter des Örtlichen beibehalten haben. Hübsche Fachwerkhäuser, die Villa Graubner, die Brevernsche Villa des Barons Ferdinand Magnus von Brevern, heute ein Wohnhaus oder die alte Dorfkirche von 1718 zeugen von der eindrucksvollen Geschichte des Orts.
Auch wenn es nur wenige Gehminuten vom Main-Taunus-Zentrum und der viel befahrenen Autobahn 66 sind, die Ruhe des alten Viertels rund um das Museum ist trotz aller Industrialisierung geblieben.