Live-Talk zu „30 Jahre Hip-Hop in Frankfurt“ im „Fortuna Irgendwo“ Wie ein großes Familientreffen

Plauderten über Hip-Hop (von links): D-Flame, Jasmin Schülke, Hassan Annouri und Azad.

Ostend (sh) – Herzliche Umarmungen und Küsschen – die Hip-Hop-Fans kennen und schätzen sich. Und sind teilweise auch schon etwas älter. Der Live-Talk „30 Jahre Hip-Hop in Frankfurt“, zu dem der Künstler Hassan Annouri in das quietschbunte „Fortuna Irgendwo“ an der Hanauer Landstraße eingeladen hatte, wirkte wie ein lange ersehntes Familientreffen. Menschen zusammenbringen, ist auch das Hauptanliegen von Annouri. Mission erfüllt!

Ausschlaggebend für den Live-Talk war die vor exakt 30 Jahren veröffentlichte Titel-Story im Journal Frankfurt über Frankfurts tonangebende „Hip-Hop-Kids“ mit Annouri und D-Flame auf dem Cover. „Die Straßenjungs“ war auf dem Titelblatt zu lesen – wogegen Annouri gegenüber Jasmin Schülke, Chefredakteurin des Journal Frankfurt, die den Live-Talk mitmoderierte, gleich ein Veto einlegte: „Das klingt mir zu negativ. Wir sind gut aufgewachsen. Es ging uns gut.“ Wahrscheinlich mit ein Grund, weshalb der Vollblut-Frankfurter seiner Heimatstadt mit „Wir sind alles Frankfurter“ eine musikalische Liebeserklärung macht. Ein weiterer Grund: Solidarität schaffen und Zeichen gegen Rassismus, Antisemitismus und Homophobie setzen. Zu Annouri und Schülke gesellten sich Azad, der Frankfurt ebenfalls treu geblieben ist, sowie D-Flame, der nach Hamburg gezogen ist, weil er, wie er sagte, einen Tapetenwechsel gebraucht habe. Die drei eint die Liebe zur Hip-Hop-Kultur, und zwar zum kompletten Lifestyle, den sie beispielsweise durch amerikanische Breakdance-Filme wie „Beat Street“ (1984) kennenlernten. „Wir haben viel Zeit in Plattenläden verbracht. Für mich waren Plattenläden, was Bibliotheken für Studenten sind“, erzählt Azad. Die Songs wurden zu Hause nicht nur gehört, sondern präzise analysiert und in ihre Bestandteile zerlegt. Schon als Teenager begannen sie, selbst Musik zu machen. Zunächst mit Texten auf Englisch, doch später sollten sie sogar ein eigenes Genre prägen: Den Deutsch-Rap. Made in Frankfurt.

Im Lauf der Jahre sind immer wieder andere Musikströmungen in den Hip-Hop eingeflossen. Wie wird es denn nun mit dieser Musikrichtung weitergehen? „Hip-Hop entwickelt sich die ganze Zeit weiter und bleibt nicht stehen. Er erfindet sich immer wieder neu und bleibt doch Hip-Hop“, erklärt D-Flame.

Nach zwei Stunden Talk wurden die Fans unruhig. Sie wollten nichts sehnlicher, als die Bühne zu stürmen, ihre Idole zu drücken und mit ihnen zu feiern. Darauf hatten sich auch die Akteure schon gefreut. Schnell waren die Stühle weggeräumt und der Party-Dancefloor freigegeben.

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