Zweites Burlesque Festival im Club der Jahrhunderthalle ein großer Erfolg High Heels, Strass und Sex-Appeal

Sheila Wolf (links) und Tara D’arson beim zweiten Frankfurter Burlesque Festival in Unterliederbach.

Unterliederbach (jf) – Dave the Bear, eine Legende in der Burlesque-Szene, übernahm das musikalische Warm-up am Wochenende. In einem funkelnden grünen, halb transparenten Kleid betrat anschließend Produzentin und Moderatorin Sheila Wolf die Bühne im Club der Jahrhunderthalle: „Schön, wieder hier zu sein, ihr Lieben!“

Gemeinsam mit Tara D’Arson hatte sie vor einem Jahr das erste internationale Burlesque Festival in Frankfurt auf die Beine gestellt. Es war richtig gut angekommen. Entsprechend groß war die Erwartung an die zweite Auflage mit drei Vorstellungen – einer mehr als im Vorjahr. Der Club am Extravaganza-Abend war fast ausgebucht.

Wolf, jahrelang als Dragqueen unterwegs, bevor sie zu den Produzenten wechselte, forderte auf: „Empfangt die Künstlerinnen aus aller Welt laut und mit einem herzlichen Applaus! Eine Burlesque Show ist kein ‚Tatort’! Ihr könnt gerne ausflippen!“

Glissy Ribbon aus Italien eröffnete die Show mit großen Federfächern und entledigte sich gekonnt ihrer Hüllen, ebenso wie Setty Mois aus Hamburg. Nach Lola Itsys Performance betrat Nigel Francis die Bühne und sang. Er beendete mit „I am what I am“ und erhielt viel Applaus. „Ihr müsst euch unbedingt das Musical ‚Hedwig and the angry Inch’ ansehen, Nigel spielte dort viele Jahre die Hauptrolle“, riet Sheila Wolf.

Cloud Bedevil aus Finland hatte eine übergroße, golden glänzende Nackenrolle als „Partner“. „Jetzt weiß ich endlich, was man mit so einem Ding anfängt“, scherzte die Moderatorin anschließend. Aus der Slowakei angereist war Michelle Marvellous. Sie zeigte, wie anmutig frau sich mit großen metallenen Hula-Reifen bewegen kann.

Es folgten Minouche von Marabou (Schweiz), „Ginger MisDemeanour“ (Australien), das Vixen Trio (Großbritannien), Silly Than (Schweiz), Chanelle de Mai (Frankreich) und zum Schluss David the Bear, der diesmal nicht nur sang, sondern unter vielen Anfeuerungen und Klatschen strippte. Das Publikum tobte, kam von Performance zu Performance mehr in Fahrt.

Die Burlesque, eine in den 90er-Jahren weltweit wiederentdeckte Mischung aus Zirkus, gekonntem Striptease, Musik und Akrobatik bot an diesem Abend für knapp drei Stunden Flucht aus dem Alltag – mit viel Glitzer, Glamour und Sex-Appeal.

Einige der Künstlerinnen nähen ihre Kostüme selbst, „jeder Strassstein wird mit großer Geduld aufgeklebt“, bemerkte Wolf. Manchmal war es ganz erstaunlich, wie viele Handschuhe, Röcke, Schals, Schleifen, Korsagen, Strapse und Slips frau so aufreizend ausziehen kann. Verführung pur. Das, darauf verwies die Moderatorin, kann trainiert werden: Zum zweiten Burlesque Festival konnten auch Kurse mit Künstlerinnen gebucht werden. Sheila Wolf bedankte sich zum Schluss bei ihrem Team und bei Arndt Moritz Jaeschke, einer der Geschäftsführer der Jahrhunderthalle: „Er hat schon beim ersten Festival an uns geglaubt.“ Und es wird auch eine dritte Auflage geben, sie ist vom 13. bis 15. Oktober 2023 wieder im Club geplant. Die Zugabe übernahm Nigel Francis, da durfte „New York, New York“, umgedichtet auf Frankfurt, nicht fehlen; alle waren aufgestanden und sangen mit. Frank Sinatra, der im Club 1975 den einen oder anderen Drink nahm, hätte es sicherlich gefallen.

Weitere Artikelbilder