Vorgeschmack auf vollmundigen Apfelwein: Trockenes Jahr bringt viele kleine, süße Äpfel Die Keltersaison ist gestartet

Kleinere, süßere Äpfel verarbeiten die Keltereien dieses Jahr. Auf das Ergebnis freuen sich (von links) Alexander Nöll, Verbandsvorsitzender Martin Heil und Staatssekretär Oliver Conz.

Griesheim (iz) – Es sind eher kleinere Äpfel in diesem Jahr, dafür mit einer ordentlichen Süße und einem guten Säuregehalt. Gute Bedingungen also für Apfelwein. Bei den hessischen Keltereien hat jetzt die Saison begonnen: Neben Apfelsaft wird auch der berühmte Apfelwein produziert.

Im Hof der Kelterei lagert ein großer Haufen Äpfel, die kräftig in Gelb, Orange und Rot leuchten. „Jetzt beginnt wieder eine spannende Jahreszeit, in der die Keltereien für einige Wochen laufen. Dann liegt dort immer ein besonderer Geruch in der Nase“, schwärmt Martin Heil, Vorsitzender des Verbandes der Hessischen Apfelwein und Fruchtsaft-Keltereien. „Wenn sich der Geruch wandelt und man statt Apfelsaft den Gärgeruch in der Nase hat, dann geht einem das Herz auf“, sagt er. Gemeinsam mit Alexander Nöll von der Kelterei Nöll in Griesheim und Staatssekretär Oliver Conz aus dem Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz starteten sie in die diesjährige Keltersaison. Dabei durfte der erste frische Süße zum Anstoßen natürlich nicht fehlen.

So selbstverständlich ist das Ganze aber dieses Jahr nicht, denn wie andere Betriebe und Firmen sind die Keltereien mit steigenden Energiepreisen konfrontiert. „Der Kohlensäuremangel wirft erste Probleme auf, hinzu kommt der Fachkräftemangel, mit dem einige Betriebe zu kämpfen haben“, sagt Heil. Er sieht dennoch positiv in die Zukunft. Die Ernte habe dieses Jahr zwar kleinere Äpfel hervorgebracht, aber mit einer ordentlichen Süße und Säure darin. „Wären durch die Hitze dieses Jahr nicht so viele schon vorzeitig abgefallen, wäre das eine Rekordernte gewesen“, sagt er. Für ihn hätten die Äpfel gerne etwas größer sein können, für den Apfelwein sei die Qualität aber sehr gut.

Das sieht auch Alexander Nöll so: „Es ist eine sehr schöne Qualität. Da können wir uns auf einen vollmundigen Geschmack im Januar, Februar freuen, wenn der erste Schoppen fertig ist.“ Sechs bis acht Wochen dauert die Gärung, bis aus einem Apfelsaft ein Apfelwein werden kann. Wie die Kelterei, die sich auf sortenreinen Apfelwein spezialisiert hat, die steigenden Energiepreise treffen werden, kann er noch nicht abschätzen: „Das sehen wir im kommenden Jahr. Fakt ist, dass die Pasteurisierung des Apfelsaftes einen hohen Energieverbrauch beinhaltet.“

Inwieweit der Verbraucher steigende Preise beim Apfelwein mitgeht, ist eine spannende Frage, die sich die beiden stellen. Immerhin gibt es in Hessen mehr als 30 Unternehmen, die Apfelwein und Fruchtsaft produzieren. Neben den Energiepreisen spielt der Klimawandel eine weitere Rolle, die das Keltern beeinflusst. „Die Ernte erfolgt immer früher“, sagt Nöll. Zudem haben einige Apfelsorten Probleme mit den heißen Sommern, die sie schlecht wegstecken. „Eine Streuobstwiese ist in vielen Punkten für Flora und Fauna wichtig. Es macht Sinn, dass der Apfel dann auch ins Glas kommt. Wichtig ist es, dass wir die Sortenvielfalt auf den Streuobstwiesen für unsere regional erzeugten Lebensmittel erhalten. Daher müssen wir uns Gedanken machen, wie man mit dem Klimawandel umgeht“, betont auch Conz.

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