Neujahrsempfang wird aus der Heiliggeistkirche ins Netz übertragen Kinder suchen offene Ohren

Talkrunde beim Neujahrsempfang (von links): Johannes Löschner, Miriam Walter, Jugendsozialarbeit, Moderatorin Bärbel Schäfer, Lucretia Costa, Zabiullah Sakha und Sozialdezernentin Elke Voitl. Foto: Rolf Oeser/p

Altstadt (red) – In allen Farben leuchtete beim Neujahrsempfang der Evangelischen Kirche der Innenraum der Heiliggeistkirche. Auch das traditionelle „Macht hoch die Tür“ fehlte nicht zum Abschluss der Festivität zum Auftakt des neuen Kirchenjahres – doch das Ereignis kam dieses Mal übers Netz in die Haushalte. Mit der Corona-Entwicklung fiel die Entscheidung, das Stelldichein von Stadtgesellschaft, Politik, Wirtschaft und Kirche angesichts der steigenden Inzidenzen und der Überbelegung der Krankenhäuser abzusagen, aber nicht das Thema „Closed Doors. Closed Dreams“ des Neujahrsempfangs – bezogen auf die Situation von Kindern und Jugendlichen in Pandemie-Zeiten. „Nicht umsonst hat Jesus Kinder und Jugendliche in den Mittelpunkt gestellt“, sagte der evangelische Stadtdekan Achim Knecht in seiner Begrüßung.

Lucretia Costa und Zabiullah Sakha, zwei junge Erwachsene, die über das Projekt „Viadukt“ des Evangelischen Vereins für Jugendsozialarbeit extern ihren Realschulabschluss erlangt haben, saßen in einer von der Moderatorin Bärbel Schäfer moderierten Talkrunde. Sie sei von Sozialen Medien regelrecht abhängig geworden in dieser Zeit, erzählte Costa. Ihre jüngere Schwester, 15 Jahre alt, sei zwar gut in der Schule geblieben, aber bedrückt, sagt die junge Frau.

Nicht nur der Frankfurter Alltag habe ihm aufs Gemüt geschlagen, sondern auch die Sorge um seine Angehörigen in Afghanistan, berichtete Zabiullah Sakha.

Sie sei zielorientiert, äußerte Costa, aber was ist mit den anderen? Auch Sakha geht seinen Weg, macht eine Ausbildung, aber doch verläuft in Corona-Zeiten beider Jugend so ganz anders als gedacht. An Begegnungen fehlt es an allen Ecken. Nicht so sehr der Schulstoff sei das Thema, als vielmehr das soziale Miteinander, äußerte auch Sozialdezernentin Elke Voitl in der Runde.

Den Standpunkt, Heranwachsende sehnten sich danach, „zu zehnt auf der Parkbank“ zu sitzen, vertrat die Grünen-Politikerin. Die Einrichtungen für Kinder und Jugendlichen müssten offenbleiben, so ihr Ansatz: „Wir haben gute Hygienekonzepte.“ Eine Beobachtung ihres Dezernats, die Voitl begrüßt, ist, dass Familien, in denen es kriselt, aktuell verstärkt nach Hilfen suchten.

Miriam Walter, Geschäftsführerin des Evangelischen Vereins für Jugendsozialarbeit, sieht gleichfalls, dass es Kindern und Jugendlichen derzeit vor allem an Beziehungen mangele, soziales Lernen, Umgangsformen, was sonst untereinander geübt werde, falle aus oder finde unter erschwerten Bedingungen statt – und mit zu wenig Bezug zu Altersgenossen. Als Beispiel nannte sie Sechs- bis Zehnjährige, in der Zeit „ist die Entwicklung gewaltig“.

„Wir waren nicht auf Corona vorbereitet“, jetzt müsse aus den Erfahrungen gelernt werden, sagte die Geschäftsführerin des Evangelischen Vereins für Jugendsozialarbeit. Miriam Zeleke, Die Aufzeichnung des Neujahrsempfangs ist online zu finden auf https://www.youtube. com/watch?v=Yl7dR1krL5Y.