Stadtlabor im Historischen Museum verwandelt Erlebnisse von Frankfurtern in Zeitzeugnisse „Wir kümmern uns um Menschen“

Stadtlaborantin Melanie Hartlaub (links) und Kuratorin Angela Jannelli. Foto: Stadt Frankfurt am Main/Maximilian Scharffetter/p

Altstadt (red) – Wer ins Museum geht, rechnet mit Gemälden von großen Künstlern, Kronen von Kaisern und Königen aus vergangenen Zeiten und wichtigen Dokumenten der Stadtgeschichte. Aber wie erleben ganz normale Menschen Kunst und Geschichte, aus welcher Perspektive schauen sie auf historische Ereignisse oder die Gegenwart? Wie erleben sie die Stadt? Diesen Fragen geht das Stadtlabor im Historischen Museum (HMF) nach. Hier denken die Teilnehmer in Workshops und alleine über ihren eigenen Bezug zu den Themen und Ereignissen nach und erarbeiten daraus einen Ausstellungsbeitrag. Das Ergebnis ist eine Ausstellung, in deren Fokus nicht bloß ein bestimmtes gegenwärtiges oder historisches Thema steht, sondern der Blick von Frankfurtern darauf. „Beim Stadtlabor geht es nicht in erster Linie um einen fachwissenschaftlichen Zugang“, erklärt Angela Jannelli, die das Projekt seit mehr als zehn Jahren betreut und methodisch mitentwickelt hat. „Stattdessen gehen wir von einer subjektiven Perspektive und dem Erfahrungswissen aus. Denn jeder und jede von uns verfügt über Wissen über die Stadt, in der wir leben, da wir sie täglich erleben und erfahren. Beim Stadtlabor fragen wir uns: Wie ist das eigentlich für mich? Wie nehme ich die Stadt wahr? Wie ist mein Verhältnis zu einem bestimmten Thema und wie und wo werde ich damit konfrontiert? So legen wir gemeinsam ein Wissen frei, das eigentlich schon da ist, dem sich die meisten Menschen aber nicht bewusst sind“, sagt Jannelli.

Dabei werden die Teilnehmenden von den Kuratoren begleitet. „Unsere Aufgabe ist es, allen einen guten Auftritt zu verschaffen, und dabei bringen wir unsere wissenschaftliche und kuratorische Expertise ein“, erklärt sie.

2010 begann die Entwicklung des Projekts Stadtlabor. Es basiert auf einer Idee von Susanne Gesser, die heute das Junge Museum und die Vermittlungsabteilung des Historischen Museums leitet und damals anregte, Bereiche im Museum zu schaffen, die partizipativ, also unter Beteiligung von Außenstehenden, entstehen. Kuratorin Jannelli war von Anfang an dabei und erinnert sich, dass sich das Team zu Beginn die Frage stellte, ob die Menschen in der Stadt sich überhaupt für ein solches Projekt interessieren und daran teilnehmen möchten. Und schnell eine Antwort darauf bekam, denn auf das erste Stadtlabor folgten viele weitere Ausgaben. Zu Beginn waren diese noch stadtteilbasiert und fanden in bestimmten Frankfurter Vierteln statt, bis das Team der Kuratorinnen und Kuratoren auf eine thematische Herangehensweise umstieg und so Menschen aus der gesamten Stadt einbinden konnte.

Erfüllend, aber fordernd: So lässt sich die Arbeit des Stadtlabors zusammenfassen. „Langweilig wird es einem nie“, sagt Jannelli. „Im Stadtlabor können Sie Menschen treffen, denen Sie im Alltag niemals begegnen würden. Jeder und jede bringt etwas Eigenes mit.“

Infos auf historisches-museum-frankfurt.de/de/stadtlabor.