Struwwelpeter Museum: Angela Bogdahl versetzt Hoffmanns Figuren in die Gegenwart Der moderne Struwwelpeter

Die Künstlerin Angela Bogdahl stellt ihre Bilder im Struwwelpeter Museum aus.

Altstadt (jf) – „Zeiten schwinden“ steht auf dem Plakat zur neuen Ausstellung im Struwwelpeter Museum in der Frankfurter Altstadt. Auf dem Bild dreht der haarige Held im roten Hemd an der Uhr. Zwei Zahlen markieren Anfang und Gegenwart: 1844 schuf der Psychiater Heinrich Hoffmann die zehn Struwwelpeter-Geschichten, gedacht als Weihnachtsgeschenk für seinen Sohn. 2022 eröffnet das Museum in der Neuen Altstadt eine Exposition, die den Struwwelpeter in die Gegenwart versetzt.

Beate Funck, Stadtverordnetenvorsteherin in Hanau, erinnerte zur Vernissage daran, dass die in Ungarn geborene Angela Bogdahl bereits 2007 eine ähnliche Ausstellung im Struwwelpeter Museum hatte, das sich da noch in der Kurt-Schumacher-Straße im Westend befand. Seit mehr als 40 Jahren wohnt Bogdahl als freischaffende Künstlerin in Hanau und wurde für ihre Arbeiten mehrfach ausgezeichnet.

„Der Titel ‚Zeiten schwinden’ erinnert ein bisschen an ‚Modern Times’“, bemerkte Funck. Kongenial habe Bogdahl die Figuren in die Gegenwart übertragen. So bildet das brennende Schloss Philippsruhe den Hintergrund für das Bild „Die gar traurige Geschichte mit dem Feuerzeug“. Im Vordergrund wird ein Mädchengesicht von zwei Katzen eingerahmt. Tatsächlich hatten 1984 spielende Kinder brennendes Papier aus einer Dachwohnung geworfen und so das Unglück verursacht.

Museumsleiterin Beate Zekorn-von Bebenburg erklärte: „Wir sind froh, dass unser Haus wieder geöffnet ist. Als wir im September 2019 an den Hühnermarkt in die Neue Altstadt umgezogen sind, währte unser Glück nur sechs Monate, dann mussten wir pandemiebedingt schließen. Nun haben wir sogar das Kostümzimmer wieder für die Kinder geöffnet. Digitale Angebote sind gut, können aber das Erlebnis im Museum nicht ersetzen.“

Eine Reise in die chinesische Partnerstadt Guangzhou hatte Angela Bogdahl auf die Idee gebracht, sich mit dem Struwwelpeter zu beschäftigen, denn die Geschichten waren auch in China bekannt. „Nun zeigen wir in einer Sonderausstellung im zweiten Obergeschoss etwa 40 Objekte von Angela Bogdahl aus fast 20 Jahren“, sagte Zekorn-von Bebenburg. Die Künstlerin entfalte mit ihren Arbeiten eine „assoziative Wundertüte“. Die Museumsleiterin zieht eine Parallele zum etwa 40 Jahre nach Hoffmanns Kinderbuch entstandenen Stummfilm – sowohl die Zeichnungen als auch die Filme enthalten viel Slapstick. Das Uhren-Motiv stammt beispielsweise aus „Safety Last“, einem 1923 entstandenen Stummfilm. Im Eingangsbereich des Museums können die Besucher auch zwei Stummfilme ansehen. „Den Struwwelpeter wird es bestimmt auch in 100 Jahren noch geben: Und es wird natürlich immer wieder über die oft drastischen Geschichten diskutiert. Aber seltsamerweise spielen die Kinder im Haus am liebsten ‚Die Geschichte vom Daumen-Lutscher’“, verriet Zekorn-von Bebenburg. Auch dazu gibt es gleich mehrere Objekte von Bogdahl. Die Künstlerin, auch das erwähnte die Museumschefin dankbar, hat übrigens alle ihre Arbeiten dem Haus geschenkt.

Die Ausstellung „Zeiten schwinden“ ist bis 26. März 2023 zu sehen, das Museum ist von Dienstag bis Sonntag zwischen elf und 18 Uhr geöffnet, mehr dazu steht online auf struwwelpeter-museum.de.

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