Vorstände von EVO und Mainova AG zu Gast im erweiterten Vorstand des Regionalverbands „Netzausbau braucht Vorfahrt“

Christoph Meier, Energieversorgung Offenbach (von links), Rouven Kötter, Thomas Horn, beide Regionalverband, und Constantin Alsheimer von der Mainova

Gallus (red) – Der Strombedarf der Region hat sich in den vergangenen Jahren auf hohem Niveau weiterentwickelt – und er wird künftig weiter steigen. Enormen Energiebedarf haben hier vor allem die Rechenzentren, die sich zunehmend rund um den weltgrößten Internetknotenpunkt DE-CIX in der Region ansiedeln. Denn Rechenzentren sind die Schlüsseltechnologien für Energiewende und Digitalisierung.

Wie kann die regionale Infrastruktur für die wachsenden Strombedarfe der Zukunft erweitert werden? Welche Rolle spielt der Netzausbau? Um diese Fragen zu diskutieren, hatte der erweiterte Regionalvorstand des Regionalverbands zwei Fachleute zu einer Sitzung eingeladen: Christoph Meier, Vorstandsvorsitzender Energieversorgung Offenbach AG (EVO), und Constantin Alsheimer, Vorstandsvorsitzender Mainova AG, beleuchteten in zwei Impulsvorträgen Perspektiven und Herausforderungen einer künftigen Energieversorgung in der Region. „Die EVO hat sich Klimaneutralität bis 2040 zum Ziel gesetzt“, berichtete Meier. Um dieses Ziel zu erreichen, müsste die Energieeffizienz einen deutlich höheren Stellenwert einnehmen. Dabei solle vor allem der Wärmesektor in den Fokus genommen werden. Dieser sei viel zu lange vernachlässigt worden.

Sein Unternehmen setze in den nächsten Jahren auf die Dekarbonisierung von Fernwärme: Dies gelinge durch den verstärkten Einsatz von Biomasse wie Holzpellets, aber auch mithilfe weiterer Abwärme aus Rechenzentren und aus dem EVO-Energiewerk. Dort würden Abfälle in Kraft-Wärme-Kopplung umweltschonend zu Fernwärme und Strom verwandelt, berichtete Meier. Damit gelinge nicht nur die Energiewende, sondern habe zugleich den Vorteil einer von politischen Gefahren unabhängigen Energieversorgung.

„Mit dem Ausbau der regionalen Infrastruktur unterstützt Mainova das Wachstum der Metropolregion. Wir müssen die Infrastrukturprojekte, die für die Stromnetzentwicklung des Wirtschaftsstandortes elementar sind, gemeinsam angehen, um die wirtschaftliche Dynamik und damit auch die Lebensqualität in unserer Region beizubehalten“, sagte Alsheimer. Aus Sicht des Mainova-Vorstandsvorsitzenden ist dafür ein gemeinsames Vorgehen umso dringlicher. „Wir sollten als Region das gemeinsame Ziel im Blick behalten. Kommunale Interessen und Versorgungssicherheit sind zwei Seiten derselben Medaille.“ So würde beispielsweise eine gemeinsame Planung den Flächenverbrauch enorm verringern und die Doppelung von Verwaltungs- und Wartungseinrichtungen könnte vermieden werden.

„Die Region ist als internationale digitale Drehscheibe anerkannt. Damit die Region weiterhin als bevorzugter Standort für Digitalisierungsunternehmen und Rechenzentren gesichert und weiter ausgebaut werden kann, ist eine verlässliche Stromversorgung von entscheidender strategischer Bedeutung und systemrelevant“, sagte Thomas Horn, Verbandsdirektor des Regionalverbands. „Stromnetzausbau braucht Vorfahrt! Ich erinnere an das aktuelle Beispiel der LNG-Terminals: Wie lange hat man deren Bau in Schönwetterzeiten verhindert? Aber in der Krise wird der Bau vier neuer Flüssigerdgas-Terminals genehmigt. Eine ähnliche Sichtweise benötigen wir beim Ausbau der Strominfrastruktur“, sagte Horn.