Auf Entdeckungsreise in den Frankfurter Stadtteilen Schwanheim: Schnuckeliger Ort am Wald

Ein Bohlenweg führt durchs Naturschutzgebiet Schwanheimer Düne.

Frankfurt (sh) – Nennt man einen Frankfurter Stadtteil, hat fast jeder ein bestimmtes Wahrzeichen, etwas für den Stadtteil Typisches oder auch ein Klischee vor Augen. Redakteurin Sabine Hagemann hat die Frankfurter Stadtteile besucht, sie erlaufen, auf sich wirken lassen und sich umgeschaut, was es dort neben den üblichen Sehenswürdigkeiten noch so gibt.

Für eine Schwanheim-Tour empfiehlt sich gutes Schuhwerk, denn allein im Wald lassen sich ausgedehnte und vielseitige Wanderungen unternehmen. Die nördliche Grenze von Schwanheim ist der Main. So steuere ich zunächst Höchst an, begebe mich über die Leunabrücke über den Fluss und marschiere erst einmal zur Schwanheimer Düne. Die Dünen in dem rund 60 Hektar großen Naturschutzgebiet sind durch Sandverwehungen aus dem Flussbett des Mains entstanden – so erklärt es eine Schautafel. Auf einem Holzbohlenweg kann man dort spazieren gehen und die Natur genießen, ohne sie zu stark zu beeinträchtigen. Das Zirpen der Heupferdchen und Vogelgezwitscher begleiten einen auf dem Weg durch dieses spektakuläre Fleckchen Erde.

Anschließend begebe ich mich in den Stadtwald, bei dem man die Qual der Wahl hat, ob man sich eher auf historische Pfade begeben soll, an denen der Schwanheimer Heimat- und Geschichtsverein zahlreiche Funde ausgegraben hat, die im Museum des Vereins zu sehen sind, oder ob es lieber zu den Alteichen oder den Waldwiesen gehen soll – erlebenswert ist alles. Ich entscheide mich für einen Abstecher zur „Komischen Kunst“ im Frankfurter Grüngürtel, denn auch auf Schwanheimer Gemarkung begegnen einem humoristische Skulpturen nach F. K. Waechter: Der Struwwelpeter-Baum, dessen Krone durchaus als wilde Frisur durchgehen kann, und die „Monsterkinder“ – gigantische Eicheln, die vom Baum gefallen zu sein scheinen.

Über die Langschneise und Schwanheimer Bahnstraße begebe ich mich zum Waldspielpark Schwanheim. Bei den sommerlichen Temperaturen ist das Sprühfeld mit der Figur „Till“, der kräftig Wasser speit, begehrt. Bemerkenswert ist auch der integrative Spielbereich, in dem Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam zwischen Dino-Figuren herumtollen können. Ich folge der Schwanheimer Bahnstraße weiter Richtung Rheinlandstraße. Dort befindet sich der Kobelt-Zoo. Der ehrenamtlich geführte Zoo mit rund 300 Tieren ist ein beliebtes Ausflugsziel. Geöffnet ist er noch bis Ende September an den Wochenenden. In direkter Nachbarschaft befindet sich das Verkehrsmuseum Frankfurt, in dem unter anderem historische Trambahnen ausgestellt sind. Normalerweise ist das Museum sonn- und feiertags geöffnet, derzeit finden allerdings Renovierungsarbeiten statt. Aber alleine die reguläre Endhaltestelle der Linie 12 „Rheinlandstraße“ ist mit ihrem schnuckeligen Empfangsgebäude schon sehenswert.

Nun geht es nach Alt-Schwanheim, das mindestens genauso schnuckelig ist mit seinen Gässchen und Häuschen. Das finden offensichtlich auch die Schwanheimer und feiern deshalb alle zwei Jahre das Schrimpegassefest mit Umzug und geschmückten Einfahrten. Auch der von Vereinen betriebene Schwanheimer Weihnachtsmarkt ist aufgrund seiner ganz besonderen Atmosphäre über Frankfurts Grenzen hinaus beliebt. Ein Besuch im Museum des Heimat- und Geschichtsvereins Schwanheim im Wilhelm-Kobelt-Haus ist sicher lohnenswert, doch dieses wird ebenfalls derzeit saniert. Daher ist das Museum geschlossen und die Stadtteilbibliothek in einem Container untergebracht. Aber einen Blick in den Hof kann man werfen und das „Bierbrauerkreuz“ entdecken, das in Erinnerung an den Bierbrauer Peter Mebs errichtet wurde, der 1718 „durch 2 Pferde um das Leben kommen“ ist. Zudem ist ein Pumpenbrunnen zu besichtigen, ein weiterer befindet sich in der Zehntgasse.

Ich schlage mich Richtung Mainufer durch, wo der prachtvolle Bau der römisch-katholischen Kirche St. Mauritius auffällt. Im Hof ist ein „Biblischer Garten“ angelegt, der einen meditativen Platz bietet und sogar rollstuhlgerecht ist. Am Mainufer entdecke ich das Brückenhäuschen. Das Kulturdenkmal erinnert an die von Schwanheimer Bürgern aus eigenen Mitteln finanzierte Brücke, die 1907 eingeweiht wurde. Im Brückenhäuschen wurde das Brückengeld erhoben. Nachdem die Brücke in den letzten Kriegstagen 1945 zerstört wurde, errichtete das amerikanische Militär dort eine Pionierbrücke, doch nachdem 1963 weiter westlich die Schwanheimer Brücke eröffnet wurde, brach man die Pionierbrücke ab.

Ich spaziere am Mainufer in östlicher Richtung, passiere die evangelische Martinuskirche und die Staustufe Griesheim, bevor ich mich über den Tränkweg zur Siedlung Goldstein begebe. Benannt ist die Stadtrandsiedlung nach Johann Goldstein, der dort 1348 ein Hofgut nach Art einer Wasserburg gebaut hatte. An dieser Stelle befindet sich in dem ehemaligen Herrenhaus das Begegnungs- und Servicezentrum Hofgut Goldstein des Frankfurter Verbands mit Angeboten für Senioren. Der Bau der Siedlung begann Anfang der 1930er-Jahre, geplant wurde sie vom Stadtplaner Ernst May. In den 1960er-Jahren entstand die Hochhaussiedlung Heisenrath. Besonders auffällig sind im südlichen Goldstein die futuristisch daherkommenden Häuser des Architekten Frank Gehry aus den 1990er-Jahren, die zum Teil mit abenteuerlichen Zinkblech-Konstruktionen versehen sind und deren wuchtige Balkone wie ineinander gestapelt wirken.

Ich durchquere den hübsch angelegten Goldsteinpark und begebe mich über die Straßburger Straße zur Sportanlage Goldstein. Dort fällt mir ein Gelände besonders auf: Eine Offroad-Rennstrecke für Modellfahrzeuge. Laut Aushang trainiert der Modellbauclub (MBC) Goldstein bis Ende September immer sonntags. Bestimmt auch interessant. Von der Sportanlage laufe ich zum Waldfriedhof Goldstein, einer wunderbaren Oase am Waldrand. Von dort geht es mit der Straßenbahnlinie 12 wieder Richtung Heimat.

Weitere Artikelbilder