Aus der Seele geschrieben

Kim de l’Horizon lässt in „Blutbuch“ eine Figur agieren, die ebenfalls Kim heißt, aus der Schweiz stammt und non-binär ist – das heißt, weder Frau noch Mann. In der Geschichte begibt sich Kim auf Spurensuche, denn es gilt, für die demente Großmutter – auf Berndeutsch „Großmeer“ – einen Lebenslauf zu verfassen. Die Blutbuche im Garten spielt dabei eine entscheidende Rolle, aber auch Blutlinien und Hexerei. Kims Reise in die Vergangenheit lässt vor allem die Familie mütterlicherseits in einem neuen Licht erscheinen. Der experimentelle Stil, das Spiel mit Sprache und Strukturen bricht mit Konventionen. Es ist ein Seelenbuch, an dem Kim de l’Horizon zehn Jahre gearbeitet hat, um die passenden Worte zu wählen. Ein wahrhaftiges Leseerlebnis. sh

Kim de l’Horizon, „Blutbuch“, Dumont, 336 Seiten, ISBN 978-3-8321-8208-3, 24 Euro.