Neunte Generation der Stadtteil-Botschafter stellt sich vor Selbstbewusst und voller Ideen

Imane El Mousaid will Frauen helfen, ihre Träume zu verwirklichen.

Westend (jf) - 15 Jahre Stadtteil-Botschafter der Stiftung Polytechnische Gesellschaft, 15 Teilnehmer in zwölf Projekten in der neunten Generation dieses Stipendienprogramms. Im schönen Garten des Instituto Cervantes konnte der Geburtstag unter dem Motto „Hallo Frankfurt 2022“ gefeiert werden.

Die Projektleiterinnen Silja Flach und Johanna Roos begrüßten die Gäste und die neuen Stadtteil-Botschafter. Diese stellten anschließend ihre Ideen für die Stadt vor. In den zwölf Vorhaben geht es um einen Podcast für wissensdurstige Jugendliche, um Kreativworkshops für Kinder und junge Leute, um Poetry Slams, um musikalische Projekttage, um ein Blumenmuseum, Boxkurse, ein Vereinsnetzwerk, praktische Erfahrungen in der Natur für Kinder, ein Begegnungscafé für Alleinerziehende, einen Lieblingsplatz.

Imane El Mousaid hat ihr stadtweites Projekt „Gemeinsam durchstarten“ genannt und will Frauen bei der Realisierung ihrer Visionen helfen. „Es gibt Frauen, die schon viele Jahre in Deutschland leben, aber wenig Informationen über ihre Berufschancen haben und nicht wissen, wie sie vorankommen können.“ Diese Frauen – gleich welchen Alters – will sie unterstützen, auch bürokratische Hürden gilt es dabei zu überwinden. Imane El Mousaids Vision sind selbstständige Frauen, die ihre Träume verwirklichen. El Mousaid studiert Gesundheitsökonomie im vierten Semester an der Hochschule Rhein-Main in Wiesbaden, möchte zunächst ihren Bachelorabschluss erreichen, möglicherweise soll der Master folgen. Ihr ganz persönlicher Traum: Geschäftsführerin einer Klinik.

Bei Judith Busse und Finn Volpert geht es um das Teilen. Ihre Projektidee ist die Teilerei. „Wir wollen einen Ort schaffen, an dem Gebrauchsgegenstände wie Kleidung, Bücher, Schreibwaren, Haushaltsartikel und Spiele ohne Gegenleistung abgegeben und mitgenommen werden können“, erklärte Volpert, Masterstudent Soziologie. „Während meines Auslandssemesters in Rennes habe ich erstmals einen Umsonstladen kennengelernt. Das nachhaltige Prinzip hat mich begeistert“, erzählte Busse, Masterstudentin Philosophie.

Beide haben sich an der Goethe-Uni getroffen und ihre Idee in der studentischen Initiative Goethe’s Green Office entwickelt. Was ihnen fehlt, sind entsprechende Räume, die auch Platz für Begegnungen und Veranstaltungen bieten. „Es ist wichtig, die zu teilenden Gegenstände trocken, sichtbar und barrierefrei anbieten zu können“, unterstreicht Busse. Schon jetzt sind sie auf Umsonst-Flohmärkten unterwegs, um ihr Projekt bekannt zu machen und Kooperationspartner zu finden.

15 Jahre Stadtteil-Botschafter, das sind 180 junge Leute aus 36 Stadtteilen mit 142 Ideen für Frankfurt. „In diesem Stipendienprogramm entsteht viel. Wenn nicht immer alles so wie geplant verwirklicht wird, ist das nicht schlimm. Stadtteil-Botschafter, das ist etwas Echtes, etwas für junge Leute in den Quartieren, vor ihrer Haustür“, bemerkt Roland Kaehlbrandt, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Polytechnische Gesellschaft.

Das Programm hat Spuren hinterlassen. Beispielsweise eine Holzskulptur der ersten Generation vor dem Polytechnikerhaus, einen Kletterturm auf dem Sportplatz von Nieder-Erlenbach, den Projektgarten „Der Grüne Daumen“ im Günthersburgpark, das Tonstudio im Jugendhaus Bergen, das Repair-Café der Gemeinde Sankt Wendel in Sachsenhausen, gestaltete Wände in Eschbach.

Das einjährige Stipendium der neunten Generation endet Ende Juni 2023. Auf die Ergebnisse darf man gespannt sein.

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