„So schlimm war es noch nie“, kommentierten die beiden die Lage und sprachen da auch stellvertretend für viele der Anwohner. Es sind erschreckende Bilder, die vor dem Eingang der Drogenhilfe in der Niddastraße zu sehen sind. Es entsteht der Eindruck, dass sich viele Abhängige aufgegeben haben. Der Konsumraum ist oft die letzte Rettung. Dort wird ein szenenahes, schadenminimierendes Konzept verfolgt, das sich an Drogenabhängige wendet, die sich in einer akuten Suchtphase und in schlechtem gesundheitlichen Zustand befinden. Sie können dort ihre mitgebrachten illegalen Substanzen unter hygienischen Bedingungen konsumieren. Die Mitarbeiter des Konsumraums sind ständig präsent, um in Krisensituationen schnell zu reagieren.
„Der Frankfurter Weg“, den die frühere Oberbürgermeisterin Petra Roth maßgeblich mit initiiert hat, war politisch mutig, aber der Weg ist auch nach 26 Jahren noch nicht am Ziel angekommen. Er sollte die gesamte Stadtgesellschaft entlasten: Die Suchtkranken von den schädlichen Folgen und Begleiterscheinungen ihres Konsums, die übrigen Bürger von der Drogenszene und -kriminalität.
Repressive Schritte, die sich ausschließlich gegen den Handel mit illegalen Drogen, nicht gegen die Konsumenten richten, laufen abgestimmt mit gesundheits- und sozialpolitischen Hilfeangeboten für die Drogenabhängigen, so lauteten die politischen Vorstellungen der Stadt.
Doch augenscheinlich gibt es immer mehr Drogenabhängige, die nach Frankfurt kommen. Die Situation und die Stimmung auf den Straßen im Bahnhofsviertel wird deutlich aggressiver: Sowohl Tom Holz als auch Uli Mattner, die seit vielen Jahren die Drogenentwicklung im Bahnhofsviertel beobachten, erkennen neben einer erschreckenden Verwahrlosung, dass auch der Drogenkonsum mit Kokain, Heroin und vor allem Crack immer extremer und vielfältiger wird.
„Es sind einfach zu wenig Städte in Deutschland, die den Frankfurter Weg mitgehen. Und so konzentriert sich der Drogentourismus besonders hier in Frankfurt“, sagt Tom Holz. Und während in Frankfurt die Kontrolle über die offene Drogenszene und die Kriminalität immer mehr verloren geht, wird laut Infos von Holz und Mattner in anderen Städten wie Zürich der Kleinhandel von Drogen in beaufsichtigten Konsumräumen gestattet.
Der offene Drogenhandel auf den Straßen sei dadurch weitgehend verschwunden: Eine Vorlage für die neue Frankfurter Stadtregierung, die dafür im Koalitionsvertrag eine Prüfung vorgesehen hat. Das Bundesbetäubungsmittelgesetz sieht dafür allerdings keine Grundlage.