Ukrainerin bringt das Stück „Unzerbrechliche Seelen“ ins Galli-Theater Ein Spiegel der Geschichte

Kristina Yaroshenko hat die Idee einem ukrainisch-deutschen Theaterstück gehabt, das seit September im Galli-Theater zu sehen ist.

Bockenheim (iz) – Die Situation in der Ukraine hat viele Menschen bewegt. Die Ukrainerin Kristina Yaroshenko lebt seit einem Jahr in Deutschland. Sie ist allerdings nicht geflüchtet, sie heiratete ihren deutschen Mann und kam deswegen nach Deutschland. Die Schauspielerin selbst konnte Anfang des Jahres nicht mehr richtig schlafen, weil ihre Mutter und ihre Großmutter in der ukrainischen Hauptstadt Kiew lebten. „Sie haben hautnah miterlebt, was dort passierte“, sagt Yaroshenko. Erst als ihre Familie wohlbehalten in Deutschland ankommt, geht es ihr besser.

Anfang März hat Yaroshenko die Idee, ein Theaterstück zur Ukraine auf die Bühne zu bringen. „Auf der Theaterbühne war ich seit rund fünf Jahren nicht mehr. Ich hatte mich auf Film und Fernsehen konzentriert“, erzählt die 35-Jährige, die im Herbst im ZDF-Film „Das bleibt unter uns“ im Fernsehen zu sehen sein wird. Doch die aktuelle Situation in der Ukraine mit Russland hat Yaroshenko in vielerlei Hinsicht bewegt. „Das Theater ist wichtig, wenn man etwas zu sagen hat. Kunst ist etwas, das die Seele füttert“, sagt sie. „Ich wollte erzählen, was passiert, dass sich viele Dinge in der ukrainischen Geschichte in den vergangenen 500 Jahren wiederholen. In dem Stück halten wir zum einen der politischen Geschichte einen Spiegel vor, andererseits geht es auch um die eigene Tradition und die Identität der Ukraine“, erläutert die 35-Jährige.

Das Stück, gefördert vom Deutschen Bühnenverein und der Staatsministerin Claudia Roth, Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, erzählt von der Ukraine, unmittelbar bevor der Krieg ausbricht und was dann mit den Personen passiert. Yaroshenko selbst spielt eine Stadtführerin, die eine Reisegruppe in eine Bar führt. Dann kommt die Katastrophe. „Das Stück ist sowohl auf Ukrainisch als auch auf Deutsch. Es versteht jeder, auch wenn nicht jedes Lied übersetzt ist, allein über die Melodie.“ Die Ukraine sei berühmt für ihre Lieder: „Es gibt sie für jede Situation – Liebe, Krieg, Kampf, Trauer und noch viel mehr.“ In dem Stück sind drei bis vier gekürzte traditionelle Lieder enthalten. „Es sind Lieder für die Seele“, sagt Yaroshenko. In der Premiere habe das Publikum die Lieder mitgesungen. „Jeder, der eine Beziehung zur Ukraine hat – Freunde, Verwandte, Bekannte – der kennt diese Lieder“, erzählt die Künstlerin.

Neben dem Traditionellen sind auch eigene Kompositionen enthalten. Yaroshenko findet in ihrer Freundin und Musikdirektorin Olena Kit Bobir eine Gleichgesinnte, die an dem Projekt mitarbeitet und die musikalische Regie übernimmt. Oleksandra Polgui, Tetiana Sarovska, Iryna Kayukova sind die weiteren Akteure. Sie alle sind Flüchtlinge, sie wollen erzählen, was sie erlebt haben. Im August starteten die Proben, im September war Premiere. „Meine Oma hat mich noch gefragt, ob ich keine Probleme bekomme, wenn ich das Stück auf der Bühne bringe. Ich habe ihr erklärt, dass das in Deutschland nicht der Fall ist. Ohne Meinung und Ideen kannst du kein Theater machen.“ Yaroshenko träumt als nächstes Projekt von einem interaktiven Kinderstück. Die Idee hat sie schon im Kopf, die Umsetzung findet wahrscheinlich im kommenden Jahr statt.

Die nächsten Aufführungen für „Unzerbrechliche Seelen“ finden am 24. und 25. Oktober jeweils um 20 Uhr im Galli-Theater, Hamburger Allee 45, statt. Bis zum Jahresende wird das Stück zu sehen sein. Weitere Infos unter galli-frankfurt.de im Internet.