Mit Sascha Ruehlow und den Stadtevents unterwegs an den Tatorten der RAF Auf den Spuren des linken Terrors

Das Haus, von dessen Balkon Mitglieder der RAF 1972 Schüsse feuerten und von der Polizei angeschossen wurden. Hier kam es zur Verhaftung. Bild: -

Innenstadt/Dornbusch (jdr) –

Zu einer Zeit, als aus dem Radio Heintjes „Mama“ und Tom Jones’ „Delilah“ klang, hat sich zeitgleich und blitzschnell aus ein paar Aktivisten in Deutschland eine linke Terrorzelle gebildet. Um die RAF, allen voran Andreas Baader, Ulrike Meinhof, die im Gallus als Journalistin arbeitete, und Gudrun Ensslin, und den Deutschen Herbst dreht sich alles auf der Stadtevents-Führung „Linker Terror in Frankfurt“. Sascha Stefan Ruehlow nimmt die Teilnehmer nicht nur sprichwörtlich mit auf eine Reise in die Vergangenheit, genauer gesagt in die Jahre 1968 bis 1972. Es geht mit dem Gästeführer auch quer durch die Innenstadt zum Stadtteil Dornbusch.

Das Interesse an dieser Zeit ist groß: Seit sieben Jahren macht Ruehlow die Tour, sie sei eigentlich immer ausgebucht, sagt er. Start ist an der Katharinenkirche, danach geht es zu den Tatorten, über die Zeil zum Oberlandesgericht und schließlich zur Terrorzelle, wo alles endet. Aber der Reihe nach: Nachdem man sich aufs Duzen in der Gruppe geeinigt hat, stellt Ruehlow die bekanntesten RAF-Terroristen der ersten Generation vor. Baader, Ensslin und Meinhof, Jan-Carl Raspe, Holger Meins. Zunächst junge Menschen, die nach dem Krieg etwas verändern wollten; Nazi-Parolen abschaffen, die SS-Vergangenheit bewältigen, Menschen zum moralischen Umdenken anregen. Als das bei der alten Generation keinen großen Anklang findet, werden die extremen Linken hartnäckiger – und radikaler. Wenn es nicht ohne geht, dann eben mit Gewalt: Und die beginnt schließlich in Frankfurt.

Bei M. Schneider mitten auf der Zeil verursachen die Mitglieder der „Roten Armee Fraktion“, wie sie sich mittlerweile nennen, einen Kaufhausbrand. Zeitgleich lassen sie eine Bombe in der Bankenstadt hochgehen. Ruehlow zeigt seinen Zuhörern, wo das Kaufhaus stand, bevor er sie zum Gericht führt, wo die Bande sich schließlich verantworten muss. Zunächst Monate lang in U-Haft, wird ihnen mit Otto Schily an der Seite der Prozess gemacht. Sie machen sich lustig, prahlen überheblich. Doch dann bekommen sie die Höchststrafe, wie Ruehlow weiß: Zwölf Jahre für Schwerstkriminalität – ohne Revision: „Schwere Brandstiftung“ und „versuchter Mord“ an den Sicherheitsleuten, die in der Wohnung über dem Kaufhaus nicht fliehen konnten, weil der Mann nur einen Arm und ein Bein hatte. „Unrechtsstaat“ fällt Baader dazu ein, die Truppe verschwindet und radikalisiert sich immer mehr. Die RAF entführt und mordet sogar. Doch Frankfurt hat sie schnell wieder. Weil Baader prahlt, fliegen er und seine Leute auf. Im Dornbusch, wo sich die Terrorzelle befindet. Ruehlow erzählt, dass die Polizisten erst mal in einem Bombenlabor stehen. Später wird auf und vom Balkon daneben geschossen, Baader knallt mit dem Wagen in eine Aschetonne. Noch mehr Schüsse. Festnahme. Baader wird in der Uniklinik behandelt, bevor die Terroristen in verschiedenen Gefängnissen landen. Es folgen Stammheim, Hungerstreiks und der Selbstmord der Mitglieder. Auch die zweite und dritte Generation der RAF, aber die werden in Ruehlows Führung nicht mehr behandelt. Die dramatischen Infos aus der Mainmetropole reichen auch fürs Erste. „Das waren die Top-Terroristen ihrer Zeit“, weiß Ruehlow. Dass so viel RAF in Frankfurt lief, ist, wenn auch unheimlich, spannend. Tickets zu 13 Euro gibt’s auf frankfurter-stadtevents.de.