Erzieherin Julia berichtet aus ihrem Alltag in der Kinderkrippe Ein Tag mit den kleinsten Bürgern

Erzieherin Julia bei der Arbeit mit den Kindern.

Dornbusch (red) – Pädagogische Fachkräfte fehlen in vielen Einrichtungen, nicht nur in Frankfurt. Auch in den Krippen werden Erzieher gesucht. Julia, Erzieherin bei Kita Frankfurt, dem städtischen Eigenbetrieb der Mainmetropole, beschreibt ihren Alltag, warum sie nach ihrem Anerkennungsjahr anfing, in einer Krippe zu arbeiten – und warum sie die Arbeit mit den Kleinsten liebt:

„,Lulia, schau mal! Ein Einhörnchen!’ Die kleine Lara schnappt nach meinen Fingern, zieht mich zu unserem großen Panoramafenster und zeigt neugierig auf das Eichhörnchen, das in unserem Garten herumspringt. Ich heiße Julia und bin 29 Jahre alt. Nach meinem Anerkennungsjahr im Hort des Kinderzentrums Pestalozziplatz bekam ich eine Festanstellung im „U3-Bereich“ in derselben Einrichtung. So kam es, dass ich seit einem Jahr dort arbeite. Zu Beginn war ich mir nicht sicher, ob diese Altersgruppe die richtige für mich ist. Selbstzweifel und die Angst, den Kindern nicht gerecht werden zu können, plagten und beunruhigten mich. Doch schnell konnte ich, dank der ausführlichen Einarbeitung und des stetigen Austauschs mit Kollegen, alle Bedenken hinter mir lassen.

Rasch realisierte ich, wie besonders und bereichernd gerade dieses Alter ist: Zu sehen, wie die Kinder ihre ersten Schritte tun und die ersten Worte sprechen, erfüllt mich jedes Mal aufs Neue mit Stolz und Bewunderung. Jeder Entwicklungssprung – so klein er auch sein mag – begeistert mich und ich freue mich mit Kindern, Eltern und Team.

Die Bindung und das Vertrauen, das man zu den Kindern aufbaut und entwickelt, ist sehr stark und wird durch die tägliche Arbeit intensiviert. Wenn die Kleinen das Bedürfnis nach Nähe haben, möchten sie in den Arm genommen werden. Um auch diesen individuellen Wünschen nachgehen zu können, ist es wichtig, die Kinder zu kennen und sich ausreichend Zeit für sie zu nehmen.

Der Alltag in der Krippe ist geprägt von gut durchdachten Tagesabläufen und orientiert sich am Bedarf der jungen Kinder. Gerade die Kleinsten brauchen gut durchdachte Tagesabläufe und Rahmenbedingungen. Ab 7.30 Uhr ist geöffnet. Solange wenige Kinder da sind, betrachten wir gemeinsam ein Bilderbuch oder wir spielen mit den mitgebrachten Spieltieren der Kleinen. Bis zum Frühstück haben die Kinder genügend Zeit, um anzukommen.

Danach findet das sogenannte Freispiel statt. Das heißt, die Kinder können frei wählen, wie und womit sie sich beschäftigen möchten. Merve liebt die Holzeisenbahn und baut eine Strecke aus Schienen. Sie kommt zu mir, damit ich ihr helfe, daraus einen nicht ganz runden Kreis zu legen, den die Bahn wieder und wieder befahren kann. Oder es werden Projekte ausgeführt und Ausflüge gemacht, wie zum nahe gelegenen Spielplatz. Dort ist das große Piratenschiff der Lieblingsort von Sam und Ben. Ich beobachte und unterstütze beim Klettern, wenn die Kinder mich brauchen.

Auch der tägliche Morgenkreis spielt eine große Rolle. Hierbei wird oft gemeinsam gesungen, wobei die Kinder sich die Lieder aussuchen dürfen. Wir besprechen hier auch Regeln. Wir thematisieren etwa auf altersgerechte Weise gemeinsam mit den Kindern, wie wir miteinander umgehen möchten und wie wir uns in den Gruppenräumen verhalten. Die Kinder kennen die Regeln nämlich schon ganz genau, wenn man sie danach fragt – beispielsweise gehen wir alle freundlich miteinander um.

Um 11.20 Uhr gibt es Mittagessen, danach Mittagsschlaf. Nach einem aktiven Vormittag ist es wichtig, den Kindern ausreichend Raum für Ruhe und Entspannung zu geben. Die meisten Kinder schlafen, manche jedoch ruhen sich nur aus und schmusen mit Kuscheltieren oder Schnuffeltüchern. In dieser Zeit können sie sich von den Aktivitäten und Reizen erholen.

Nach der Mittagsruhe und dem Nachmittagssnack ist wieder Zeit für Freispiel und Aktivitäten, die sich situativ aus den Ideen der Kinder ergeben, bevor das Kinderzentrum um 17 Uhr schließt. Merve spielt ganz vertieft mit den Puppen und merkt gar nicht, dass ihr Vater schon da ist, um sie abzuholen. Die Zeit, welche die Kinder in der Krippe verbringen, ist eine der wertvollsten in ihrem Leben. Als pädagogische Fachkraft habe ich die wundervolle Aufgabe, die wirklich großen Meilensteine der frühkindlichen Entwicklung zu begleiten.“