Initiativen in verschiedenen Frankfurter Stadtteilen machen sich stark für die Natur Umweltschützer retten Bäume

Anwohner und Umweltinitiativen wehrten sich vor rund eineinhalb Wochen erfolgreich gegen die Fällung zweier großer Bäume im Europaviertel. Fotos: Mag

Riederwald/Europaviertel/Innenstadt (nma) – Es ist eine Diskussion, die durch Voranschreiten des Klimawandels, ein engeres Verhältnis zur Natur und dem Wunsch nach Grün in der Stadt, in den kommenden Jahren immer öfter aufkommen wird. Initiativen formieren sich überall in Frankfurt gegen die Fällung von Bäumen oder sogar gegen komplette Bauprojekte. Umweltschützer waren im Europaviertel jüngst erfolgreich.

Vor nicht ganz zwei Wochen saßen Aktivisten eng um eine große Kastanie herum. Am Kameruner Rosengärtchen im Europaviertel soll eine frei liegende Fläche von der ABG Frankfurt Holding bebaut werden. Eine mehrstämmige Kastanie, fast 40 Jahre alt, steht am Rand der Wiese an einem kleinen Gefälle gegenüber Mehrfamilienhäusern. 18 Wohneinheiten und eine Kindertagesstätte sollen auf die Fläche, die Kastanie und eine 42-jährige Vogelkirsche dafür weichen. „Die Umweltdezernentin Rosemarie Heilig (Grüne) sagt immer, man solle Frankfurt vom Grün her denken. Wenn es dann aber um Bauvorhaben geht, geht es immer schnell in die andere Richtung“, moniert Wolf-Rüdiger Hansen, Vorstandsmitglied des BUND Frankfurt, der die Anwohner bei ihrem Bestreben unterstützt, die beiden Bäume am Rand des Geländes zu schützen. „Die Kindertagesstätte und Wohnungen werden natürlich auch dringend gebraucht“, relativiert der Umweltschützer. Doch gerade an dieser Stelle würde eine kleine Änderung der Planungen es möglich machen, dass die beiden Bäume am Rand des Baugebiets stehen bleiben könnten, erläutert er: „Dann baut man vielleicht eine Wohnung weniger, dafür kann der Entwurf entsprechend angepasst werden. Solche Abwägungen müssen in Städten im Zuge des Klimawandels künftig einfach gemacht werden“, findet er.

Bereits im Vorfeld des Protests erklärte ABG-Geschäftsführer Frank Junker, dass auch für die Kita die beiden Bäume gefällt werden müssten. Es gäbe keine andere Möglichkeit, um an dieser Stelle zu bauen.

Die Anwohner und die Aktivisten werfen den Planern wiederum fehlende Fantasie und mangelndes Interesse daran vor, die Bäume zu retten. Der Protest vor gut zwei Wochen hat die beiden Bäume aber anscheinend gerettet. Zumindest vorerst, denn noch immer stehen sie am Rand des Kameruner Rosengärtchens. Die ABG wolle sich in dieser Woche zu der Zukunft der beiden Bäume äußern.

Während die Anwohner in der Innenstadt für einzelne Bäume kämpfen, geht es im Riederwald um ganze Waldstücke. Seit Jahren machen Bürgerinitiativen und Aktionsbündnisse dort gegen das riesige Verkehrsprojekt mobil. Vor gut einem Jahr brachte das Aktionsbündnis Unmenschliche Autobahn (AUA) den Verkehr im Stadtteil minutenlang zum Erliegen. Unter anderem befürchten die Aktivisten, das sämtliches Grün entlang der U7-Linie dem Bau weichen müsste. Die Bürgerinitiative Riederwald wandte sich in einem offenen Brief Ende September an Rosemarie Heilig. „Der Fechenheimer und Enkheimer Wald wird zu großen Teilen gerodet. Dies ist ein Riesenverlust für die Natur und die Menschen im Frankfurter Osten“, schreibt die Initiative in ihrem Brief. „Denn der Wind dreht sich, der Klimawandel ist da, der Handlungsdruck ist da.“ Es sei nur noch eine Frage der Zeit, bis die Stadt auf konkrete Mittel zum Erreichen der Klimaneutralität verklagt werde, ist sich Rainer Frey sicher, der den offenen Brief unterzeichnet hat.

Die Baumbesetzer seien junge Menschen, die Großartiges für Frankfurt leisten. Die FDP hingegen hatte die Waldbesetzungen Anfang Oktober in einer Pressemitteilung scharf kritisiert und als illegal bezeichnet: „Für eine derartige Form des zivilen Widerstandes gibt es keine Rechtsgrundlage.“ Das wichtige Projekt Riederwaldtunnel dürfe sich nicht verzögern, so der sicherheitspolitische Sprecher der FDP-Fraktion im Römer, Uwe Schulz.

Zwei Beispiele, die zeigen: Der Schlagabtausch der Umweltschützer mit Behörden und Bauherren wird sich in den kommenden Jahren noch deutlich zuspitzen. Letztlich wird die Frage entscheidend sein, ob es allen Beteiligten langfristig gelingt, die Stadtentwicklung nicht zum Nachteil der Natur werden zu lassen, sondern beides so gut es geht in Einklang zu bringen.

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