Suchtforscher Heino Stöver stellt zentrale Ergebnisse der Raus-Studie vor Willenskraft hilft beim Rauchstopp

Heino Stöver Bild: Frankfurt UAS/p

Frankfurt (red) – Der Rückgang der Raucher ist in Deutschland ins Stocken geraten: Während die Zahl jugendlicher Raucher bis 2022 jährlich einen historischen Tiefstand erreicht, bleibt die Rauchprävalenz im mittleren und höheren Erwachsenenalter stabil oder steigt sogar an. „Dieser Trend ist besorgniserregend, denn Rauchen ist das größte vermeidbare Gesundheitsrisiko der Deutschen. Umso wichtiger ist es, mehr über dieses Thema zu sprechen, zu forschen und zu debattieren“, betont Heino Stöver, geschäftsführender Direktor des Instituts für Suchtforschung (ISFF) an der University of Applied Sciences (UAS), anlässlich des Weltnichtrauchertags am 31. Mai. „Zwar ist die Bereitschaft zum Aufhören unter Rauchenden grundsätzlich hoch, gleichzeitig gelingt der Rauchstopp häufig erst nach mehreren Versuchen oder aber erst, wenn dieser mit einer gewissen Ernsthaftigkeit angegangen wird.“

Gemeinsam mit seinem Team sowie Wissenschaftlern des Centre for Drug Research der Goethe-Uni Frankfurt (CDR) und des Zentrums für Interdisziplinäre Suchtforschung der Universität Hamburg (ZIS) untersuchte Stöver in der sogenannten Rauchstopp-Studie (Raus), welche Mittel und Methoden zur Rauchentwöhnung angewandt werden und inwiefern sie wirklich hilfreich sind. Durch die mit der Studie ausgeführte Online-Befragung konnten insgesamt 6192 Stichproben von aktuellen und ehemaligen Rauchern erhoben werden „93 Prozent der Studien-Teilnehmenden gaben an, mindestens einen Versuch unternommen zu haben, mit dem Rauchen aufzuhören. Im Schnitt benötigten die Befragten knapp vier ernsthafte Rauchstopp-Versuche bis zum Erfolg. 61 Prozent der Teilnehmenden nannten die eigene Willenskraft neben dem Wechsel zur E-Zigarette als die Rauchstopp-Maßnahme Nummer eins. Sie wird auch als am hilfreichsten bewertet“, erklärt Stöver. Gleichzeitig gäbe es nur wenige als evidenzbasiert geltende Rauchstopp-Methoden.

Aus den Studienergebnissen lässt sich ablesen, dass ärztliche oder telefonische Beratung, Einzel- oder Gruppentherapien, Nikotinersatztherapie mit Kaugummi oder Pflastern oder eine medikamentengestützte Behandlung nur bei einem kleinen Teil der Rauchstopp-Versuche angewendet werden. Mit diesen Ergebnissen können Erkenntnisse vorheriger Studien, etwa der „DEBRA[1]“-Studie, bestätigt werden. Stöver ergänzt: „Gerade unter den eher wenig genutzten Rauchstopp-Methoden fällt auf, dass Apps und Websites sowie Ortswechsel vergleichsweise gut bewertet werden – hier existiert möglicherweise ein Potenzial, das stärker genutzt werden könnte.“