Start der Ausstellung „Mutations“ in der Villa 102 in Bockenheim Wissenschaft wird zu Kunst

Daniela Leykam (Zweite von links) und Elke aus dem Moore (rechts) mit den Teilnehmenden am Stipendium im Foyer der Villa 102.

Bockenheim (jf) – Der Begriff „Mutationen“ hat seit der Coronavirusvariante B.1.1.7, die im Herbst 2020 auftrat, einen bitteren Beigeschmack. Doch der tritt während der Vernissage der Ausstellung „Mutations“ in der Villa Bockenheimer Landstraße 102 in den Hintergrund.

„Unser Thema ‚Mutations’ hat sich schon viel früher herauskristallisiert“, erklärte Elke aus dem Moore. Die Direktorin der Akademie Schloss Solitude in Stuttgart rief in Kooperation mit der KfW Stiftung und internationalen Experten dieses Residenzprogramm als Pilotprojekt ins Leben. Es soll Wissenschaft, Kunst und Gesellschaft stärker zusammenführen. „600 Bewerbungen aus aller Welt gab es für die sieben Plätze. Eine internationale Jury wählte die Teilnehmenden aus“, erläuterte aus dem Moore. Im Projekt geht es darum, aus verschiedenen Perspektiven auf ein Thema zu schauen. Die Ergebnisse sollen in die Gesellschaft zurückfließen.

Lutz-Christian Funke, Vorstand Kfw Stiftung, wies darauf hin, dass die Exposition nur einen Bruchteil dessen, was entstanden ist, zeigen kann. Kuratorin Daniela Leykam, KfW Stiftung, würdigte den Einsatz der Stipendiatinnen, die von verschiedenen Ausgangspositionen und wissenschaftlichen Hintergründen auf ein Thema schauten und in einem neunmonatigen Prozess dieses Thema selbst noch beeinflussten.

Aus dem Bereich Architektur kommt Maxwell Mutanda (Simbabwe/Großbritannien) und untersuchte urbane Infrastrukturen in Kapstadt, die von Essenlieferdiensten genutzt werden. Im Foyer der Villa hängen unter dem Titel „Deliverance“ fünf Stoffbahnen mit Konstruktionszeichnungen der für die Lieferanten typischen Mopeds und Daten von Abkommen für die Verteilung von Land. Mit computergestützter Kunst beschäftigt sich Sabina Hyoju Ahn (Südkorea).

In ihrer quadrofonen Soundinstallation „Parasitic Signals“ setzt sie biologische Prozesse in Klang um. Die Philosophin Joana Quiroga (Brasilien) installierte unter der Überschrift „Bannrecht“ einen gedeckten Tisch und geht Fragen zu Besitz, Verteilung, Regeln und historischen Machtstrukturen nach.

„De Anima“ heißt das Video der Künstlerin Clara Jo (USA/Deutschland). Bereits 2018 begleitete sie Wissenschaftler, die Proben von Fledermauskolonien entnahmen, in die Höhlen von Myanmar. Sowohl die Schönheit der Natur als auch die Angst vor von Tieren übertragbaren Infektionskrankheiten werden spürbar.

Ana Maria Gómez López (Kolumbien/Niederlande) erforscht, was mit Organismen nach deren Tod geschieht (Taphonomie). Ihr Video heißt „On Taphonomy“. Gemeinsam mit Joana Quiroga ging sie außerdem unter „Epistemological Capital“ der Frage nach, welche Ursprünge biologische Exemplare in den Naturkundemuseen Baden-Württembergs haben.

Der Medienkünstler Grayson Earle (USA/Deutschland) entwickelte unter „Entropy OS“ eine computergenerierte Performance zur Zugriffssicherheit auf Daten.

Angela Anderson (USA/Deutschland) zeigt in ihren Videos die Auswirkungen von Öl-Fracking in North Dakota auf die im Reservat lebenden Indigenen. Zudem kommen in einem weiteren Video Frauen aus einem Dorf in Nordsyrien zu Wort, die gemeinschaftlich Landwirtschaft betreiben.

Die Ausstellung „Mutations“ ist bis zum 11. Dezember zu sehen. Einzelheiten dazu sind im Internet unter kfw-stiftung.de/veranstaltungen zu finden.