Bürgerinstitut Frankfurt bietet Hospizdienst und Palliativberatung an In Würde gehen dürfen

Uwe Brömmer (links) und Rainer Stoerring stellen den Hospizdienst des Bürgerinstituts vor.

Frankfurt (sh) – Ein Mensch ist unheilbar krank, die Lebenserwartung verkürzt. Die medizinische Behandlung ist die eine Sache. Genauso wichtig ist aber auch die Frage: Was wünscht sich der Betroffene in seiner letzten Lebensphase? Für den 2002 gegründeten Tätigkeitsbereich Hospizdienst und Palliativberatung des Bürgerinstituts Frankfurt ist klar: Ganz oben steht die Würde – bis zum Schluss. Dafür ist ein Team aus haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern im Einsatz. Hospiz-Koordinator Uwe Brömmer stellt das Angebot vor.

„Durch unseren Bereich Hospizdienst und Palliativberatung wird eine spürbare Lebensqualität erzielt. Das Angebot ergänzt die ärztliche und pflegerische Seite“, sagt Brömmer. Verschrieben wird die Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung (SAPV) vom Hausarzt als Kassenleistung. „Das SAPV-Team nimmt zu mir in meiner Funktion als Koordinator Kontakt auf. Dann mache ich einen Termin mit dem Betroffenen oder den Angehörigen aus und verschaffe mir ein Bild von der Situation vor Ort. Im Gespräch frage ich nach den Wünschen des Betroffenen, wo besteht noch Beratungsbedarf? Die Biografie des erkrankten Menschen ist immens wichtig, zum Beispiel auch, mehr über seine Hobbys zu erfahren“, schildert Brömmer den Ablauf. Anschließend überlegt er sich, welcher ehrenamtliche Palliativbegleiter am besten passt. Bei seinem zweiten Besuch ist der Ehrenamtliche dann mit dabei – es wird geschaut, ob „die Chemie stimmt“. Wenn ja, startet die Begleitung. „Üblicherweise besucht der Palliativbegleiter den Betroffenen einmal pro Woche für rund eineinhalb Stunden“, erklärt der Koordinator. Manche Erkrankte seien noch mobil, es werden Spaziergänge oder Museumsbesuche unternommen. Bei anderen wiederum sitze man am Bett und liest vor oder hält einfach die Hand. „Wichtig bei der Palliativbegleitung ist, zuzuhören oder zu erspüren, was der- oder diejenige braucht“, betont Brömmer.

Mit im Büro des Bürgerinstituts in Oberlindau 20 am Rothschildpark ist Rainer Stoerring. Er ist Vorsitzender des Krankenpflegevereins Bergen-Enkheim, der sehr eng mit dem Hospizdienst des Bürgerinstituts zusammenarbeitet. „Wir werden immer älter und der Wunsch, in Würde gehen zu dürfen, ist groß“, sagt Stoerring, der sehr gute Erfahrungen mit den Mitarbeitern des Bürgerinstituts gemacht hat. Er erlebt oft eine Diskrepanz zwischen Angehörigen und Betreuten. „Die Familien wollen dann mehr unternehmen als der Betroffene selbst“, berichtet er. Den Tod zu akzeptieren, nicht zu tabuisieren und einen geliebten Menschen gehen zu lassen, falle vielen schwer. „Die Palliativbegleiter fungieren dann als Vermittler“, sagt Stoerring.

„Zudem schaffen die Palliativbegleiter eine Entlastung für die pflegenden Angehörigen. Die haben dann etwas Zeit für sich“, führt Brömmer weiter aus. „Doch oft ist die Scham groß, unseren Dienst in Anspruch zu nehmen. Die Angehörigen fühlen sich verpflichtet, die Herausforderung alleine zu schaffen. Dabei kommen sie an ihre Belastungsgrenzen“, schildert Brömmer. Im Pflegeheim – auch dort sind die Begleiter im Einsatz, denn das Pflegeheim zählt ebenfalls als Wohnung – gestaltet sich die Palliativbegleitung etwas anders, da häufig keine Angehörigen da sind. Der ehrenamtlichen Tätigkeit geht eine 120 Stunden umfassender Vorbereitungskurs voraus, der nächste Kurs startet im Januar 2023. „Derzeit sind 35 Palliativbegleiter bei uns tätig, es könnten aber mehr sein“, sagt Brömmer. Die Arbeit schildert der ausgebildete Palliativpfleger als sehr bereichernd. Die Ehrenamtlichen werden ebenfalls begleitet: Es finden regelmäßige Austauschtreffen und Supervisionstermine statt. Nach jeder beendeten Begleitung gibt es Auswertungsgespräche, in denen das Erlebte und das momentane Befinden des Ehrenamtlichen besprochen wird.

Wer sich für eine Mitarbeit im Bereich Hospizdienst und Palliativbegleitung interessiert, erhält im Internet unter buergerinstitut.de/hospiz weiterführende Informationen. Uwe Brömmer ist per E-Mail an broemmer[at]buergerinstitut[dot]de sowie unter Z 069 97201736 zu erreichen.

Das Bürgerinstitut Frankfurt engagiert sich seit mehr als 120 Jahren für Menschen, die sich nicht mehr selbst helfen können und wo auch der Staat nicht ausreichend tätig ist. Unterstützt wird das Bürgerinstitut von Stiftungen, Unternehmen und Privatpersonen. Zu den Angeboten der Einrichtung gehören unter anderem Vorsorgeberatung, Nachlass und Testamentsvollstreckung, Seniorenberatung und -begleitung, gesetzliche Betreuung, Demenzberatung sowie Hospizdienst und Palliativberatung.