Auf Entdeckungsreise in den Frankfurter Stadtteilen Berkersheim: Landluft und Pferdeliebe

Idyllisch: Einfach mal den Blick vom Reiterhof am Niddaufer zur Berkersheimer Skyline schweifen lassen.

Frankfurt (sh) – Nennt man einen Frankfurter Stadtteil, hat fast jeder ein bestimmtes Wahrzeichen, etwas für den Stadtteil Typisches oder auch ein Klischee vor Augen. Redakteurin Sabine Hagemann hat die Frankfurter Stadtteile besucht, sie erlaufen, auf sich wirken lassen und sich umgeschaut, was es dort neben den üblichen Sehenswürdigkeiten noch so gibt.

Berkersheim ist laut Wikipedia nach dem Flughafen und dem Bahnhofsviertel der drittkleinste Stadtteil. Dass es dort ländlich ist, verrät schon der Blick auf den Stadtplan und alles, was ich weiß, ist, dass von dort mein Mineralwasser herkommt. Wie ich während der Vorrecherche erfahre, handelt es sich dabei sogar um die einzige Mineralwasserquelle auf Frankfurter Gemarkung. Ich bin gespannt.

Aber so weit ist es noch nicht. Da an der S-Bahnstrecke gerade gebaut wird, entscheide ich mich dafür, mit der U-Bahn nach Preungesheim zu fahren und von dort aus in den Stadtteil hineinzulaufen. So passiere ich dann auch das moderne, silberne Ortsschild, in das die Highlights des Stadtteils eingraviert sind: Der Mineralwasserbrunnen, die Berkersheimer Skyline mit der Michaeliskirche, ein „Ebbelwoi“-Bembel, ein Reitsportler, die Europaschule sowie ein Floorball/Unihockey-Spieler – der TSV Berkersheim ist nämlich stolz darauf, seit 2008 diese Sportart, die Elemente aus dem Eis- und Hallenhockey vereint, anbieten zu können.

Weiter geht es die Straße Am Dachsberg hinauf und ich stelle zwei Dinge fest: Die Berkersheimer mögen Sonnenblumen und es ist hügelig dort – kein Wunder, denn der Stadtteil liegt auf dem Nordhang des Berger Rückens. An der Stelle, an der die Straße Auf der Kuhr in Am Dachsberg mündet – also beim öffentlichen Bücherschrank – werde ich zufällig Zeugin, wie die Kerbeburschen den Kerbebaum aufstellen. Zahlreiche Häuser sind mit Bändern und Luftballons in den Farben Rot und Weiß geschmückt. Normalerweise wird die Berkersheimer Kerb am letzten September-Wochenende auf dem Kerbeplatz an der Nidda gefeiert, doch nicht nur Corona, sondern auch die Sperrung der Bahnunterführung, die ans Niddaufer führt, machte den Feier-Freudigen einen Strich durch die Rechnung. Einige Programmpunkte haben sich die Kerbeburschen aber nicht nehmen lassen, dazu gehörte das Schlagen und Aufstellen des Kerbebaums und die Fahrt mit dem Kerbeburschen-Traktor durch die Straßen.

Schnell bin ich Am Herrenhof angekommen und werfe einen Blick auf die evangelische Michaeliskirche, die die Skyline von Berkersheim prägt. Auf einem kleinen Platz in der Nähe der barocken Saalkirche befindet sich ein Ehrenmal, das an die Opfer des Ersten Weltkriegs erinnert. Ich unternehme einen kleinen Abstecher in die Berkersheimer Untergasse, wo das Allianzwappen von 1678 zu finden ist, das vom Bündnis der Familie Schelm von Bergen mit den Freiherrn von Berlepsch zeugt.

In der Berkersheimer Obergasse befindet sich das Traditionsgasthaus „Zum Lemp“. Dort gibt es nicht nur zünftige Speisen und einen hauseigenen Schoppen. Im historischen Saal des Gasthauses ist das kleine Boulevardtheater „Lempenfieber“ zu Hause. Ebenfalls in der Obergasse kann man bei Bauer Illig einkaufen – und das rund um die Uhr: Aus mehreren Automaten erhalten Kunden frische Eier, Marmelade, Kartoffeln, Honig, Nudeln oder Saft. Sehr modern!

Auf der Straße ist Hufgeklapper zu hören – zwei Ponys und ein Pferd werden auf dem Asphalt entlanggeführt. Berkersheim ist ein pferdefreundlicher Stadtteil. An vielen Eingängen stehen Plastikkörbe mit einem Kehrblech zum Einsammeln von Pferdeäpfeln, die auf der Straße gelandet sind. Am Niddaufer gibt es einen Reiterhof – auch der ist von der Sperrung der Bahnunterführung betroffen. Ich mache mich also über die ausgeschilderte Umleitung auf jenen Weg, auf dem man schließlich die S-Bahngleise queren kann. Und dort befindet sich auch die eingangs erwähnte Azur-Mineralwasser-Quelle, die vom Getränkehersteller Hassia betrieben wird. Zu sehen ist lediglich ein kleines bemaltes Häuschen auf dem Feld, mehr nicht.

Endlich an der Nidda angekommen, spaziere ich den schönen Uferweg entlang, auf dem an diesem sonnigen Tag allerhand los ist. Vom Reiterhof aus genieße ich noch einmal einen schönen Blick auf den kleinen, beschaulichen Stadtteil Berkersheim, bevor ich mich wieder auf den Heimweg mache.

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