Barrierefreiheit: Firmanten der Pfarrei St. Franziskus nehmen Allerheiligste Dreifaltigkeit unter die Lupe Am Frankfurter Berg rollt’s rund – fast

Hanna, Alicia und Sarah (von links, alle 15) bescheinigen: Viel Platz gibt es in der Behindertentoilette des Gemeindehauses Allerheiligste Dreifaltigkeit am Frankfurter Berg.

Frankfurter Berg (red) – Die barrierefreie Toilette im Gemeindehaus ist so groß, dass Sarah, Alicia und Hanna nicht nur zusammen hineinpassen – sie können auch die Arme ausstrecken. „Hier ist definitiv genug Platz, um mit einem Rollstuhl gut zurechtzukommen“, befinden die drei 15-jährigen Mädchen, die bei ihrer Firmvorbereitung mit anderen Firmanten Kirche, Gemeindehaus, Kita und Büroräume am Kirchort Allerheiligste Dreifaltigkeit am Frankfurter Berg genau unter die Lupe nehmen. Ihre Mission: Herausfinden, ob die Gebäude barrierefrei sind, und ihre Erkenntnisse online auf der Plattform wheelmap. org eintragen. Die gut einstündige Begehung macht Spaß, hat aber einen ernsten Hintergrund. Denn Menschen im Rollstuhl müssen wissen, ob Gebäude für sie zugänglich sind und ob es Toiletten gibt – sonst kann ein Besuch dort zur Tortur werden. „Deshalb haben wir die Verantwortung, ehrlich zu bewerten“, sagt Hanna. Und deshalb leisten Plattformen wie Wheelmap einen wertvollen Beitrag zur Barrierefreiheit. Damit ein Gebäude wirklich barrierefrei ist, stellen sich jedoch noch weitere Fragen, zum Beispiel, ob es für seh- und höreingeschränkte Menschen nutzbar ist und ob es Informationen in einfacher Sprache gibt. Bei der Begehung am Frankfurter Berg konzentrieren sich die Jugendlichen auf die Zugänglichkeit mit dem Rollstuhl.

Die Idee zu der Aktion hatte Pastoralreferent Clemens Weißenberger. „Wir haben bei der Klausur der Stadtkirche im vergangenen Jahr darüber gesprochen, dass es gut wäre, die Frankfurter Kirchen und Gebäude auf ihre Zugänglichkeit für Rollstühle, Rollatoren und Kinderwagen zu prüfen – und deshalb fangen wir bei uns nun damit an“, erklärt er. Denn die Zahl der älteren und alten Menschen in der Gesellschaft steigt, daher ist das Thema heute wichtiger als je zuvor.

Ein angenehmer Nebeneffekt: Die Firmanten lernen ihre Pfarrei auch ein bisschen besser kennen und schauen mal in Ecken, in die sie normalerweise nicht schauen würden. Und sie lernen am Beispiel der Kindertagesstätte Allerheiligste Dreifaltigkeit auch gleich, was Inklusion und Integration bedeutet. „Hat das was mit der Integration von Kindern aus anderen Kulturen zu tun?“, fragt jemand. „Nein, das bedeutet, dass Kinder mit besonderen Bedürfnissen zusammen mit anderen hier in die Kita gehen können und Unterstützung von einer Integrationskraft bekommen, die sich um sie kümmert“, erklärt die stellvertretende Leiterin Rexhina Palumbo.

In der Kita gibt es aktuell kein Kind im Rollstuhl. Weil auch niemand aus dem Firmteam selbst im Rollstuhl sitzt, hatte die 17-jährige Letizia eine andere Idee: Sie hat zum Termin ihren dreijährigen Bruder Milan und seinen Kinderwagen mitgebracht. Denn auch mit Kinderwagen können Treppen, Türen und andere Bereiche zum Hindernis werden. Das merkt auch der 17-jährige Mirko, der den Anfang mit dem Kinderwagen machen darf – und prompt an der schweren Eingangstür der Kindertagesstätte „strandet“. Diese hat keine automatische Öffnung und geht nach außen auf, was dazu führt, dass Mirko sich ganz schön strecken muss, um die Tür aufzuhalten und gleichzeitig den Kinderwagen hindurchzukriegen. „Ganz schön schwierig allein“, sagt er. Palumbo: „Als Mensch, der gehen kann, macht man sich darüber oft nicht so viele Gedanken.“ „Vielleicht kann hier ein elektrischer Türöffner nachgerüstet werden“, überlegt Weißenberger: „Muss man mal prüfen.“

Immerhin ist die Kindertagesstätte von innen barrierefrei sehr gut zugänglich. Es gibt eine behindertengerechte Toilette im EG, einen Aufzug, der Rollstuhlfahrer in den ersten Stock bringt und keine Schwellen oder Stufen. Auch die Kirche und das Gemeindehaus, das danach von den Jugendlichen überprüft wird, kriegt Note eins – es gibt auch eine automatische Türöffnung. Nur das Pfarrhaus ist mit Stufen und Schwellen alles andere als barrierefrei. St. Franziskus, zu der die Allerheiligste Dreifaltigkeit gehört, hat sechs Kirchorte, die in den nächsten Jahren begangen werden sollen.