Auf Entdeckungsreise in den Frankfurter Stadtteilen Ginnheim: Flanieren und jonglieren

Auf Ginnheims Kirchplatz wird das Kirchplatzgärtchen gepflegt. Das „Urban Gardening“-Projekt erfreut sich im alten Ortskern großer Beliebtheit. Fotos: Hagemann

Frankfurt (sh) – Nennt man einen Frankfurter Stadtteil, hat fast jeder ein bestimmtes Wahrzeichen, etwas für den Stadtteil Typisches oder auch ein Klischee vor Augen. Redakteurin Sabine Hagemann hat die Frankfurter Stadtteile besucht, sie erlaufen, auf sich wirken lassen und sich umgeschaut, was es dort neben den üblichen Sehenswürdigkeiten noch so gibt.

Bei Ginnheim kommt mir natürlich sofort der Europaturm in den Sinn, der ja auch landläufig unter dem Namen „Ginnheimer Spargel“ bekannt ist. Bei der Vorrecherche wird aber ganz schnell klar, dass das markante Bauwerk nach dem Verlauf der Stadtteilgrenze zu Bockenheim gehört. Ebenso verhält es sich mit der Zentrale der Deutschen Bundesbank und dem Markus-Krankenhaus. Aber war da nicht mal was mit Bundesgartenschau?

Genau dort starte ich auch meine Tour durch Ginnheim – auf dem ehemaligen „Buga“-Gelände, dem Volkspark Niddatal. Die entsprechende U-Bahn-Haltestelle „Niddapark“ ist allerdings keine Augenweide. Sie wirkt eher vernachlässigt: Auf den Treppen liegt jede Menge Müll herum und Graffiti-Gekritzel tragen zum verwahrlosten Bild bei. Dabei entdecke ich später, dass es in Ginnheim – zum Beispiel in Unterführungen – richtig tolle Graffiti von Spraydosen-Künstlern gibt.

Der Niddapark selbst macht im Gegensatz zur Haltestelle einen sehr aufgeräumten Eindruck. 1989 fand dort die Bundesgartenschau unter dem Motto „Natur in der Stadt“ statt. Die Veranstaltung wurde von vielen schon im Vorfeld kritisch betrachtet und es kamen weit weniger Besucher als erwartet. Der Volkspark wird jedoch sehr gut angenommen: Es gibt schöne Spazierwege, viele Spielmöglichkeiten für Kinder – darunter auch eine Wasserspielfläche und eine Skate-Anlage, Aussichtspunkte und vermessene Laufstrecken für ambitionierte Jogger.

Über den Viadukt zwischen der imposanten Rosa-Luxemburg-Straße, die dort als Hochstraße verläuft, und oberirdischer U-Bahntrasse begebe ich mich in das Innere des Stadtteils und schlage mich erst einmal in Richtung Norden durch. Ausgehend vom Ginnheimer Wäldchen folge ich der ruhigen Niedwiesenstraße, um von dort zur Siedlung Höhenblick zu gelangen. Die Siedlung entstand in den 1920er-Jahren im Baustil des „Neuen Frankfurt“ nach den Plänen des Architekten und Stadtplaners Ernst May. Die Siedlung mit den markanten Flachdachbauten steht unter Denkmalschutz. Dort befinden sich auch das ehemalige Wohnhaus von Ernst May sowie das des Architekten Martin Elsaesser. Die Siedlung trägt ihren Namen Höhenblick zurecht, was besonders beim Spaziergang entlang des Ginnheimer Hangs deutlich wird: Dort gibt es wunderbare Blicke auf den Taunus.

Ich begebe mich in den Südosten des Stadtteils und laufe durch die Marie-Bittorf-Anlage, die wieder viele Spielmöglichkeiten für Kinder bereithält. An ihrem Ende, kurz vor der Grenze zum Dornbusch, befindet sich der Colorado-Park des Vereins Abenteuerspielplatz Riederwald. Die sozialpädagogische Einrichtung für Kinder und Jugendliche erinnert mit amerikanischer Folklore als vorherrschendes Thema an die Familien der US-Armee-Soldaten, die dort in der Nähe in den sogenannten „Housing Areas“ wohnten. Und eine weitere Attraktion für Kinder und Jugendliche gibt es in der Nachbarschaft: Den Mitmach-Zirkus Zarakali. Das Tor zum Gelände ziert ein toller Schmetterling, dahinter stehen bunte Zirkuswagen, allerlei Requisiten und natürlich das Zirkuszelt. Kinder werden dort zu Jongleuren, Akrobaten oder Clowns und schnuppern mit viel Spaß und kompetenter Unterstützung Manegen-Luft.

Zum Abschluss erkunde ich noch den alten Ortskern. Eine kleine Oase ist der Kirchplatz bei der evangelischen Bethlehemkirche. Das hübsche Bauwerk aus dem Barock ist schon ein Hingucker. Zudem wird mit der ehrenamtlichen Aktion „Kirchplatzgärtchen“ zum Mitgärtnern eingeladen: In bepflanzten Drahtkörben gedeihen dort Nutzpflanzen wie Walderdbeeren, Topinambur, Kräuter und Salate. Das „Urban Gardening“-Projekt hat dort viele Freunde. Außerdem befindet sich auf dem Platz noch ein öffentlicher Bücherschrank. Auf dem Boden des Platzes ist das Ginnheimer Wappen eingelassen. Auch die Traditionsgaststätte „Zum Adler“ ist dort ansässig. Für den Rückweg erspare ich mir den ernüchternden Anblick der Haltestelle „Niddapark“ und fahre lieber über die Endstation „Ginnheim“ Richtung Heimat.

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