Auf Entdeckungsreise in den Frankfurter Stadtteilen Hausen: Naturnah und international

Die russisch-orthodoxe Kirche Sankt Nikolaus, im altrussischen Stil erbaut, ist schon von der oberirdisch fahrenden U-Bahn aus zu sehen.

Frankfurt (sh) – Nennt man einen Frankfurter Stadtteil, hat fast jeder ein bestimmtes Wahrzeichen, etwas für den Stadtteil Typisches oder auch ein Klischee vor Augen. Redakteurin Sabine Hagemann hat die Frankfurter Stadtteile besucht, sie erlaufen, auf sich wirken lassen und sich umgeschaut, was es dort neben den üblichen Sehenswürdigkeiten noch so gibt.

Beim Stichwort Hausen kommt mir als erstes das dortige Freibad in den Sinn – und auch die Veranstaltungsstätte „Brotfabrik“ ist mir ein Begriff. Ich bin gespannt, was das ehemalige Mühlendorf im Frankfurter Nordwesten noch alles zu bieten hat, und werde gleich beim Verlassen der U-Bahn an der Station Fischstein von einem Gotteshaus überrascht, das ich eher in Moskau erwartet hätte: Die russisch-orthodoxe Kirche Sankt Nikolaus wurde nach altrussischem Stil erbaut – wie auf Wikipedia nachzulesen ist, durch den Frankfurter Architekten und Ernst-May-Schüler Wolf Drevermann, nach dem Vorbild einer Kirche in Pskow aus dem 15. Jahrhundert. Mit ihrer zwiebelförmigen Kuppel und ihren im Freien hängenden Glocken ist sie ein echter Hingucker.

Erst einmal geht es Richtung Freibad. Das eröffnet traditionell immer schon im April die Saison. Erklärte Landratten können den Trubel auch gemütlich von einem Strandkorb heraus auf sich wirken lassen. Am Freibad entlang führt mich der Weg ein Stück in Richtung Norden. An der Straße Am Spritzenhaus biege ich ab und passiere die Kerschensteinerschule, wo mir die putzigen Tier-Graffiti an der Mauer besonders gut gefallen. Auf dem Schulhof feiern die Hausener regelmäßig ihr Stadtteilfest und einen Weihnachtsmarkt. Ich werfe schon einmal einen Blick in die Obergasse, wo das Schweizerhaus steht: Das Wohnhaus aus dem Jahr 1860 ist in seinem zarten Gelbton und den Zierschnitzereien ein echter Blickfang. Da es sich gerade anbietet, werfe ich in Alt-Hausen auch schon einmal einen Blick auf die evangelische Kirche der Lydiagemeinde. Bevor es die Kirche gab, war 1776 das barocke Pfarrhaus direkt gegenüber entstanden, das unter Denkmalschutz steht und heute ein Wohnhaus ist. Die rötliche Kirche im Stil des Klassizismus mit ihrem spitzen Turm wurde dann von 1851 bis 1852 gebaut.

Doch erst einmal geht es wieder zurück ans Niddaufer und weiter gen Norden, unter der A66 hindurch, vorbei am Hausener Wehr und hin zum Hausener Auwald. Das rund 350 Meter lange und etwa 70 Meter breite Gebiet liegt an einem Nidda-Altarm und ist ein Vogelschutzgehölz mit alten Bäumen, reichlich Totholzbeständen und Schlingpflanzen. Das naturbelassene Gebiet ist eingezäunt, aber durch die Maschen kann man einen kleinen Blick auf die wilde Natur werfen. Mit etwas Glück kommt ein neugieriges Rotkehlchen auch mal zurückschauen, wer da so am Zaun rumsteht.

Ich laufe weiter Richtung Norden, vorbei an Spielplätzen und durchquere schließlich auf meinem Weg zum Volkspark Niddatal die gepflegte Willi-Brundert-Siedlung. Der Volkspark Niddatal liegt gleich auf mehreren Gemarkungen, nämlich Praunheim, Ginnheim, Bockenheim und Hausen. Der Park wurde anlässlich der Bundesgartenschau angelegt, die 1989 von Frankfurt unter dem Motto „Natur in der Stadt“ ausgerichtet wurde. Der Park verfügt über zahlreiche Spazierwege und Joggingstrecken sowie Spiel- und Fitnessmöglichkeiten. Einen schönen Blick über einen Teil der Anlage hat man von der „Hausener Terrasse“.

Ich begebe mich wieder zurück zur Praunheimer Landstraße, die unter der Autobahn durchführt und dann Am Hohen Weg mündet. In der Nähe der Autobahn befindet sich ein weiteres, mit liebevollen Details ausgestattetes Gotteshaus: Die sunnitische Abu-Bakr-Moschee. Noch mal rekapitulieren: Eine russisch-orthodoxe Gemeinde, ein Schweizerhaus, eine Moschee und des Weiteren befindet sich weiter südwestlich von mir die Japanische Internationale Schule –  der Stadtteil Hausen ist ganz schön international aufgestellt.

Weiter geht es zum Kulturzentrum „Hausener Brotfabrik“ an der Bachmannstraße. Verschiedene Projekte teilen sich das ehemalige Fabrikgebäude, für Veranstaltungen stehen zwei Bühnen und ein Saal zur Verfügung sowie Gastronomie. Vor der Heimreise werfe ich weiter im Süden noch einen kurzen Blick auf die modern gestaltete katholische Kirche St. Anna mit ihren großflächigen Buntglasfenstern.

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