„Sie verbindet eine weitestgehend einheitliche Ikonografie, die gekennzeichnet ist von Insignien der Trauer und des Sieges sowie militärischen Ehrsymbolen. An die Zeitgenossen gerichtet, wirken sie aus heutiger Perspektive unverständlich, meist kriegsverherrlichend und bedürfen einer Einordnung“, sagt Hartwig und führt weiter aus: „Die neue Informationstafel ermöglicht direkt vor Ort die Kontextualisierung und damit einen kritischen Umgang mit den Denkmälern dieser Thematik, die selbstverständlich zum erinnerungskulturellen Erbe unserer Stadt gehören.“
Der Deutsch-Französische Krieg ging in die Geschichte als die Geburtsstunde des Deutschen Reiches ein, das im Januar 1871 im Spiegelsaal von Versailles ausgerufen wurde. Damit erfüllte sich für viele Deutsche der Wunsch nach einem einheitlichen Nationalstaat. Im ganzen vereinten Land wurden Krieger- und Ehrenmäler errichtet, so auch in der damals noch eigenständigen Gemeinde Preungesheim. Mit dem Ehrenmal sollte der 44 Preungesheimer gedacht werden, die im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 gefallen oder an ihm beteiligt waren.
Das Denkmal wurde am 8. Juli 1884 im Ortskern, an der Ecke Homburger Landstraße/Weinstraße, eingeweiht und erst 1961 wegen des Straßenbaus an seinen heutigen Standort auf dem Stadtteilfriedhof versetzt. Gestiftet wurde es, wie vielerorts üblich, vom örtlichen Kriegerverein und der Gemeinde. Der Anstoß für die Anbringung der Tafel kam aus den Reihen der engagierten Zivilgesellschaft und manifestierte sich 2021 in einer Anregung des zuständigen Ortsbeirats an den Magistrat.
Der Ortsbeirat wollte den fehlenden Informationen am Denkmal mit einem zum stadtteilhistorischen Artikel verlinkten QR-Code entgegenwirken. Das zuständige Dezernat für Kultur und Wissenschaft griff den Vorschlag auf und initiierte eine Expertendiskussion zum zeitgemäßen und würdigen Umgang mit den Denkmälern und ihrer Thematik: „Unsere Perspektive auf das Kaiserreich und auf dessen Anfang, den Deutsch-Französischen Krieg, ist gebrochen. Es waren Kriege, die die nationale Einheit erzwungen haben. Der Militarismus jener Jahre lebte im Ersten und auch im Zweiten Weltkrieg weiter und begünstigte diese massiv. Mit der neuen Tafel tragen wir dazu bei, dass der Sinn für historische Kontinuitäten und Brüche geschärft wird.“