Mieter der Nassauischen Heimstätte in Niederrad unzufrieden mit Plänen zum Umbau Ärger wegen Sanierung bleibt bestehen

Stehen zusammen, um die Sanierung der Häuser an der Adolf-Miersch-Straße unter ordentlichen Bedingungen zu bekommen (von links): Jürgen Ehlers, Rita Krötz und Wilfried Michel von der NBO sowie Daniel Katzmaier von der Mietergewerkschaft und Mieterin Andrea Rügner.

Niederrad (iz) – Es geht weiter im Streit um die Modernisierung der Adolf-Miersch-Siedlung. Ein Großteil der Mieter hatte sich zu einer Mietergesellschaft zusammengeschlossen, die von der Nachbarschaftsinitiative Nordend Bornheim Ostend (NBO) und der Frankfurter Mietergewerkschaft unterstützt wird. Gemeinsam wandten sie sich an die Medien, um auf die Situation aufmerksam zu machen (wir haben berichtet): Die Nassauische Heimstätte (NH) plant ab Ende März Modernisierungen wie Austausch der Elektrik und Fenster, Erneuerung von Rohren, Heizung sowie Sanierung von Küche und Bad. Die Arbeiten sollen im bewohnten Zustand stattfinden. Eine Kernforderung der Mietergewerkschaft der Adolf-Miersch-Siedlung an die NH ist Ersatzwohnraum für die Zeit der Bauarbeiten.

„Es haben Einzelgespräche mit Mietern von der NH stattgefunden. Es ging darum, die Mieter zur Unterschrift in die Sanierungsbewilligung zu bewegen, aber nicht wirklich über die Unterstützung währenddessen“, berichtet Jürgen Ehlers von der NBO. Jens Duffner, Sprecher der Nassauischen Heimstätte, reagiert auf die Vorwürfe verwundert: „Wir haben über 60.000 Wohnungen, es gibt kein Jahr ohne Sanierung. Mit Ausnahme von den Corona-Jahren haben wir immer im bewohnten Zustand modernisiert, weil die Mieter ihre Wohnung oft nicht verlassen wollten.“ Laut Aussage der NH soll die Sanierung in den 48 Wohnungen von Küche, Bad und Flur so ablaufen, dass der Rest der Wohnung staubfrei bleibt und genutzt werden könne. Verwendet werden sollen besonders schwere Staubschutzvorhänge. „Jeder Mieter, der während der Modernisierung in der Wohnung bleibt, bekommt einen Schlüssel und bestenfalls ein ,eigenes kleines Bad’ in den Containern“, sagt Duffner.

In dem Sanierungsabkommen, dass die Mieter unterschreiben sollen, ist von acht Wochen Baustellenzeit pro Wohnung die Rede. „Natürlich sind äußere Umstände ausgeklammert, die die Bauarbeiten verzögern können“, stellt Ehlers klar. Einen konkreten Zeitablauf, welche Arbeiten wann stattfinden sollen, gibt es nicht. „Die acht Wochen sind ein Erfahrungswert von uns. Lieferschwierigkeiten können das natürlich verzögern. Einen Zeitablauf können wir erst erstellen, wenn wir die Einwilligung haben, vorher können wir nicht anfangen“, begründet Duffner.

Ehlers moniert, dass Ersatzwohnraum nur zwei Personengruppen angeboten wird: Schichtarbeitern und denjenigen, die ein Attest vorlegen können, dass ihnen eine Baustelle in der Art nicht zugemutet werden kann. Er bezweifelt, dass die Atteste mit entsprechender Sachkompetenz bei der NH geprüft werden können. „Wir benötigen Atteste für den Nachweis, dass einem Mieter der Zustand nicht zugemutet werden kann. Es reicht ein Attest ohne Angabe von Diagnose“, entgegnet Duffner. Daher fänden derzeit Gespräche statt, die klären, wer eine Ersatzwohnung benötigt.

Dass in der Jugenheimer Straße Ersatzwohnraum angeboten wurde, sei Corona geschuldet gewesen: „Das war die einzige Ausnahme. Ja, es gab Mieter, bei denen es Probleme gab. Es gibt aber sehr viele Mieter, die zufrieden mit der Sanierung waren.“ Ein Beispiel für Modernisierung im bewohnten Zustand: 2015 hat die NH in der Melibocusstraße und in der Adolf-Miersch-Straße 180 Wohnungen vollmodernisiert.

Noch ein Punkt stößt den Mietern sauer auf: „Die NH hat im Vorfeld der Bauarbeiten die Miete erhöht und wird es danach noch einmal tun. Das ist zwar legal, sorgt aber für Konfliktpotenzial, weil die Nebenkosten schon erhöht wurden“, sagt Ehlers. Ein Unding sei es von der NH, den Mietern die Beantragung von Wohngeld nahezulegen. „Das kränkt die Mieter. Zum einen will nicht jeder beim Amt seine Finanzen offen legen. Zum anderen kommt das Wohngeld nicht für jeden in Frage. Viele empfinden dies als Erniedrigung“, prangert Ehlers an.