„Gregors Briefe – Ein schwuler Seelsorger im Dialog mit seinem Vater“ Autobiografie eines schwulen Seelsorgers

Autor Gregor Schorberger hat fünf Jahre an seinem Buch gearbeitet meist am Küchentisch seiner Wohnung in Niederrad. F.: A. Zegelman/Bistum Limburg/p

Niederrad (red) – Neben dem Laptop stapeln sich die alten Tagebücher. Eingebunden in braunen Cord, Leder und rote Folie und je mit Jahreszahl versehen sind sie mehr als nur wertvolle Erinnerungen. „Bei der Arbeit an meinem Buch haben sie mir als Gedankenstütze gedient“, sagt Gregor Schorberger. Als 14-jähriger Bub in Essen-Karnap begann er damit, sein Leben zu dokumentieren, Erlebtes aufzuschreiben und Erinnerungsstücke einzukleben. Den detaillierten Aufzeichnungen ist es zu verdanken, dass nun eine umfassende Autobiografie erschienen ist.

Doch „Gregors Briefe – Ein schwuler Seelsorger im Dialog mit seinem Vater“ ist mehr als eine persönliche Lebenserinnerung, in Briefen erzählt. Bei dem im Größenwahn Verlag erschienenen Buch handelt sich um ein zeitpolitisches Zeugnis, das die Emanzipation von Schwulen und Lesben in Deutschland ab den 70er-Jahren detailliert beschreibt. Der Autor weiß, wovon er schreibt: Schorberger wurde selbst mehr als einmal bedroht und denunziert. Denn sich öffentlich zu seiner Männerliebe zu bekennen war riskant, bis 1994 standen sexuelle Handlungen zwischen Personen männlichen Geschlechts unter Strafe.

Doch der Essener, der mittlerweile zum Frankfurter geworden ist, blieb sich mutig treu – und engagierte sich auch öffentlich für eine Präsenz von Schwulen und Lesben in der Kirche. So war der Pastoralreferent des Bistums Limburg bei der Gründung des Frankfurter christlichen homosexuellen Arbeitskreises 1975 dabei, gehörte 1977 zu den Gründungsmitgliedern der Ökumenischen Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche und ist seit den Anfängen im Projekt „Schwul und katholisch in der Gemeinde Maria Hilf“ aktiv. „Gregors Briefe“ (ISBN 978-3-957712-83-7) hat 350 Seiten und kostet 19,90 Euro.