Leerstand mit rund acht Prozent gering Lyoner Quartier hat stabile Büromieten

Planungsdezernent Mike Josef und David Roitman, Vorsitzender der SINN, stellen die Gestaltungsleitlinie vor.

Niederrad (red) – Die ehemalige Bürostadt Niederrad hat sich in wenigen Jahren zu einem beliebten Mischgebiet entwickelt, dem „Lyoner Quartier“. „Wir sind mit dem bisherigen Verlauf des Strukturwandels und dem Zuspruch durch die Bürger mehr als zufrieden“, erklärten Planungsdezernent Mike Josef und David Roitman, Vorsitzender der SINN, übereinstimmend. Eine von der Standort Initiative in Zusammenarbeit mit dem Stadtplanungsamt erarbeitete Gestaltungsleitlinie soll der Weiterentwicklung zusätzliche Impulse geben.

„Der Wohnungsbau im Quartier hat unsere Erwartungen übertroffen“, konstatierte Planungsdezernent Josef. „Am Anfang des Prozesses sind wir von maximal 3000, später 4000 Wohnungen ausgegangen, in einem Zeitraum von vielen Jahren. Jetzt haben wir in viel kürzerer Zeit schon viel mehr erreicht und werden voraussichtlich mehr als 6000 Wohnungen realisieren können. Mit rund 5000 Bewohnern ist das Lyoner Quartier heute schon einwohnerstärker als mancher anderer Stadtteil. Das spricht für den äußerst erfolgreichen Konversionsprozess, der durchaus bundesweit Beachtung findet.“

Wesentliche Elemente der Gestaltungsleitlinie sind Vorschläge zur Aufwertung öffentlicher und privater Freiflächen. Im Mittelpunkt einer Verbesserung öffentlicher Flächen steht die Lyoner Straße. „Sie ist sehr breit und vom Autoverkehr geprägt. Wir wünschen uns, dass die Fahrbahn zugunsten von Fußgängern und Radfahrern schmaler wird“, sagt Roitman.

Den von grauem Schotter geprägten Gleiskörper der Straßenbahn, der auf Teilen der Lyoner Straße verläuft, kann sich die Standort Initiative als „Grünes Band“ vorstellen. Dazu könnten laut Gestaltungsleitlinie ein mit Gras bepflanzter Gleiskörper und Bäume am Straßenrand beitragen. Auch ein Fußweg rund um das Quartier ist eine Wunschvorstellung der SINN, wenngleich der Verein weiß, dass die Hürden sowohl im Bereich Stadtwald als auch entlang der angrenzenden Kleingärten hoch sind, weil der Weg hier auf privatem Gelände verlaufen würde.

Die oberirdischen Parkplätze können nach den Vorstellungen des Vereins in den Abendstunden als Sport- und Freizeitflächen dienen. Sie müssten lediglich für den Sport geeignete Markierungen erhalten. Nach den Worten des Planungsdezernenten können auch die Eigentümer der Büro- und Wohnhäuser auf ihren Grundstücken etwas für die Lebensqualität im Quartier tun. „Wer Funktionsflächen begrünt und durch Bänke und Beleuchtung aufwertet oder für öffentliche Wegenetze öffnet, leistet entscheidenden Beitrag zu mehr Aufenthalts- und Lebensqualität im Lyoner Quartier.“

Die zahlreichen Ideen der Gestaltungsleitlinie sollen sowohl der Stadtverwaltung und den Mitgliedern des Stadtparlaments und Ortsbeirats wie auch den privaten Immobilieneigentümern Anregungen für die Freiflächengestaltung geben. Sie werden dazu auf der Internetseite www.lyonerquartier.de veröffentlicht. Roitman und Josef wissen allerdings auch, dass solche Veränderungen einen langen Atem benötigen. Sowohl das Stadtplanungsamt als auch die Standort Initiative beraten interessierte Investoren über die Möglichkeiten der Veränderung. Erarbeitet wurde die Gestaltungsleitlinie von der Frankfurter Gesellschaft für Architektur und Stadtplanung „raumwerk“.

Dass das Lyoner Quartier gegenüber der früheren Bürostadt Niederrad bereits jetzt erheblich an Attraktivität gewonnen hat, zeigen einige statistische Zahlen des Stadtplanungsamtes. So wurden inzwischen 2632 Wohnungen gebaut, weitere 2360 sind genehmigt, von denen 1548 im Bau sind. 1380 sind in der Bauberatung. Insgesamt könnten so nach jetzigem Stand 6372 Wohnungen entstehen. „Damit werden am Ende mehr als 10.000 Menschen im Lyoner Quartier leben, mehr als wir am Anfang erwartet hatten“, sagt Roitman.