Julia Krause-Harders genähter Atlas ist im Dommuseum zu sehen Mitten in einer bunten Welt

Julia Krause-Harder hat eine bunte, eindrucksvolle Weltkarte geschaffen. Foto: Faure

Altstadt/Frankfurt-Süd (jf) – Im mittelalterlichen Kreuzgang des Dommuseums von St. Bartholomäus leuchten durch die hohen Innenfensterbögen bunte Stoffe. Am Ende des kleinen Rundgangs überrascht das farbige Modell eines Dinosauriers, das so gar nicht in diesen Raum zu passen scheint. Betritt man das Quadrum, befindet man sich gleichsam inmitten einer Weltkugel: Kontinente aus Stoff umgeben den Besucher.

In drei Jahren hat Julia Krause-Harder das etwa 250 Quadratmeter große, siebenteilige Werk geschaffen. Die ausgebildete Schneiderin und Künstlerin, die seit 2009 im Atelier Goldstein arbeitet, hat sich intensiv mit Ländern, Grenzen, Bergen, Pflanzen und Tieren beschäftigt. Für jedes Land wählte sie eine entsprechende Farbe, einen entsprechenden Stoff. „Begonnen habe ich mit Tansania“, erzählt sie. Nach und nach wuchs der afrikanische Kontinent, deutlich sichtbar ist das Wort Tschad.

Das Leopardenmuster verwendete Krause-Harder oft, der Safaris wegen, die in Afrika stattfinden. Die Wüste trägt bei ihr die Farben Rot, Gelb und Beige,

Nordamerika ist eher in Blautönen gehalten, es hängt im Dommuseum aus Platzgründen nicht über Südamerika, sondern daneben. „Man bräuchte eine doppelt so große Ausstellungsfläche, also mindestens zehn Meter hoch und so um die 300 Quadratmeter“, sagt Bettina Schmidt, Direktorin des Dommuseums. Dennoch fand man eine gute Lösung: An einem Ring wurden die Kontinente aus Stoff, Leder und Strick aufgehängt. Unter dem Titel „création du monde no. 2“ ist das Kunstwerk nun endlich zu sehen, eigentlich sollte es bereits 2020 gezeigt werden, doch dann kam die Pandemie. „Es gab bereits im Atelier Goldstein eine Ausstellung von Südamerika, deshalb ist es die zweite Erschaffung der Welt“, erklärt Schmidt. Auf die Frage nach den Materialien antwortet Julia Krause-Harder: „Stoff ist etwas Weiches, wir sind überall von Textilien umgeben, deshalb habe ich Stoff gewählt.“

Anders als bei ihrem Dinosaurierprojekt vor zehn Jahren, da arbeitete sie bei ihren unglaublich komplexen dreidimensionalen Objekten mit Metall, Papier, Plastik, Keramik. Noch immer möchte sie alle weltweit gefundenen Dinosaurier – etwa 800 Arten – nachbilden, der Gedanke spiegelt sich auch in ihrer Weltkarte wieder; dort, wo man Knochen der Urechsen ausgegraben hat, nähte Krause-Harder einen Dino auf. Sie beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den Tieren der Urzeit und weiß viel darüber. Die Künstlerin ist in der Welt herumgekommen, reiste als Kind mit den Eltern, war auf allen Kontinenten. Ihr Fernweh ist ungebrochen, gern ginge sie mit dem Atelier Goldstein mal nach New York. „Das würde ich auch gerne“, gesteht Sven Fritz, Leiter des Ateliers, das 2001 als Einrichtung der Lebenshilfe gegründet wurde und Menschen mit Beeinträchtigungen hilft, kreative Vorstellungen umzusetzen. Leider ist die Finanzierung kaum möglich. Also bleibt die bunte Welt im Quadrum des Dommuseums, man fühlt sich darin geborgen und kann mit den Augen von Kontinent zu Kontinent wandern, auf Entdeckungsreise gehen – zum polnischen Adler, der Nummer 68 vom Trikot eines Spielers der National Football League, zu den Rentieren in Norwegen, zum türkischen Halbmond.

Die Exposition ist bis 9. Januar mittwochs bis freitags von zehn bis 17 Uhr, samstags, sonntags und feiertags von elf bis 17 Uhr zu sehen. Infos gibt’s auf www.dommuseum-frankfurt.de.