Wie Microliving in einer Großstadt funktioniert Wohnen auf kleinstem Raum

Jan-Dirk Müller-Seidler erklärt im Vortrag das Konzept von Microliving.

Niederrad (iz) – Wie funktioniert Wohnen auf kleinstem Raum, wie wird es baulich umgesetzt und wer kann davon profitieren? Detlef Hans Franke, stellvertretender Vorsitzender der Standort-Initiative Neues Niederrad (SINN), hatte Jan-Dirk Müller-Seidler, Geschäftsführer der IHT Planungsgesellschaft und stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands Microliving, zu einem Vortrag über Microliving eingeladen. In Frankfurt ist diese Form des Wohnens am Riedberg bereits schon durch das Unternehmen umgesetzt worden. „Wir beschäftigen uns seit 2003 ausschließlich mit diesem Thema und agieren deutschlandweit von Koblenz bis Flensburg“, erläuterte Müller-Seidler.

Das Unternehmen hatte sich damals eine Nische gesucht, da der Konkurrenzkampf rund um Reihenhäuser und Häuser zu stark war. „Wir haben Bürogebäude gekauft und darin Mikroappartements errichtet“, erklärte er. Im Fokus stehe eine bestimmte Zielgruppe: „In Deutschland gibt es 67 Prozent Singlehaushalte in allen Schichten. Das sind die Gutverdiener, aber auch die, die sich nicht so viel leisten können.“ Gerade in Hinblick auf steigende Energiepreise bei Strom und Heizung ist die Miete ein großes Thema. „Die Appartements liegen bei uns im Schnitt bei einer Gesamtmiete zwischen 580 und 820 Euro ab 20 Quadratmeter mit ein bis zwei Zimmern. Das beinhaltet eine möblierte, flexible Einrichtung“, sagte Müller-Seidler, der gelernter Maurer ist, Bauingenieur gelernt hat und Architektur obendrauf gesattelt hat.

Neben dem Riedberg in Frankfurt, wo 276 Einheiten entstanden, betreut das Unternehmen derzeit ein Projekt in der Karlstraße in Darmstadt mit 90 Einheiten. „Wir planen und bauen zuerst alles fertig und verkaufen erst dann. Denn so sieht der Anleger, in was er investiert“, erklärte Müller-Seidler. Dabei ginge es bei den Appartements nicht nur um Studentenwohnungen. „Es sind Wohnungen für Alleinstehende in einem attraktiven Umfeld, in dem man kein Auto braucht“, erklärte er. Statt aus der Stadt aufs Land pendeln zu müssen und dabei Lebenszeit zu verlieren, sei so ein flexibles Wohnen in der Stadt auf kleinem Raum möglich. Beim Microliving sei man inspiriert bei der Möblierung vom Wohnmobil beziehungsweise den Tiny Houses. „Es gibt beispielsweise ein Möbelkomplex, wo aus dem Regal eine Treppe herausgezogen wird, um nach oben zum darüber liegenden Bett zu kommen“, sagte Müller-Seidler. Das geht so weit, dass auch schon Bildleisten vormontiert sind. „Man gibt Individualität ab, gewinnt aber an Flexibilität“, fasste es Franke von SINN zusammen, dem Müller-Seidler zustimmte.

Nicht nur zur Miete seien die Appartements attraktiv, sondern gerade für Kleinanleger zum Kauf. „Ohne Werbung haben wir bereits jetzt schon 40 Reservierungen. Die Nachfrage wird durch die Inflation größer werden.“ Für die Entstehung der Wohnkomplexe bedient sich die Firma an drei verschiedenen Bauweisen: Konventionell, seriell, bei der ein Teil in vorgefertigter Modulweise hergestellt wird und modular, das aus komplett vorgefertigten Elementen besteht. „Letztere Variante ist zehn bis 15 Prozent teurer als konventionell, aber auch schneller fertig“, betonte er. Allerdings sei die Art des Bauens abhängig von den Begebenheiten vor Ort. Microliving als solches biete sich nur für Großstädte an, in den Randgebieten lohne sich das nicht.