Unterwegs mit einem Straßenbegeher in Höchst Flaneur mit Mission unterwegs

Für den umgefahrenen Schilderpfosten legt Raum einen Vorgang im System an. F.: Stadt/Tamara Schempp/p

Höchst (red) – Als sogenannter Baulastträger ist das Amt für Straßenbau und Erschließung (ASE) für die Unterhaltung der öffentlichen Straßen in Frankfurt zuständig. Dazu gehören tägliche Begehungen, um Gefahrenstellen auf dem Gehweg und der Fahrbahn wie Schlaglöcher, lose Pflastersteine oder andere Stolperfallen rechtzeitig festzustellen und zu beheben.

Auf der Königsteiner Straße in Höchst ist für einen nassgrauen Morgen erstaunlich viel los. Inmitten des geschäftigen Treibens auf der „Kö“ steht ein zwei Meter großer Mann mit auffälliger Kleidung: Neongelbe Warnweste, signalrote Mütze und tannengrüne Hose mit Reflektoren. Der Mann betrachtet kritisch einen schiefen Schilderpfosten und rüttelt leicht daran. Dann tritt er zurück, tippt etwas in sein Smartphone und schießt ein Foto davon. Vorbeilaufende Passanten werfen ihm neugierige Blicke zu – Was macht der da?

Matthias Raum von der Wiesbadener Firma „Knettenbrech + Gurdulic“ ist im Auftrag des ASE unterwegs. Auf der Suche nach Schäden im öffentlichen Verkehrsraum läuft er täglich die Straßen im Verantwortungsbereich des Baubezirks West ab. Pro Tag legt er dabei zwischen 15 und 25 Kilometer weite Strecken zurück – das ganze Jahr über, bei Wind und Wetter.

Was andere abschreckt, ist für Raum gerade das, was ihm an seinem Beruf gefällt: „Wenn man wie ich gerne draußen ist und seinen Arbeitsalltag selbst gestalten kann, ist das ‘ne tolle Sache.“

Für Raum beginnt jeder Dienst um sieben Uhr morgens in den Räumen des Baubezirks West. Bevor der 58-Jährige seine Tour antritt, bespricht er sich mit dem zuständigen Oberbegeher Matthias Lichtenberg. „Schau’ bitte auch nach dem Gerüst in der Gerlachstraße 41“, gibt dieser ihm mit auf den Weg. Einen Kaffee zur Stärkung, noch mal auf Toilette und dann geht es los. Der per GPS-Verknüpfung erfasste Weg führt ihn zum Dalbergplatz. Von dort beginnt seine Tour. Vor dem Technik-Geschäft an der Ecke Königsteiner-/Kasinostraße stößt der Straßenbegeher auf den ersten Schaden. „Das ist so ein typisches Beispiel“, sagt Raum und deutet auf ein loses Endstück des Gehwegs – kaum erkennbar auf den ersten Blick. Erst als er auf die Gehwegplatte tritt und sie nach oben kippt, zeigt sich die Stolperfalle. „Über die Jahre entwickelt man einen gewissen Blick dafür“, erklärt Raum, der seit 2014 als Begeher arbeitet. Als Quereinsteiger – zuvor war der gebürtige Sachse bei einer Firma für Autovermietungen angestellt – hat Raum seinen heutigen Beruf, wie er selbst sagt, „mit guter Anleitung und per Learning by Doing“, gelernt.

Seinen Blick für den Straßenraum vergleicht Raum mit einer 360-Grad-Kamera, die bei Auffälligkeiten scharf stellt. Die gefundenen Mängel meldet der Begeher mit einer mobilen Version der Fachanwendung Kommunal-Regie, einem System für die Datenübertragung, übers Handy an den Baubezirk. „Erst mal prüfe ich, ob uns etwas im System vorliegt“, erklärt er. „Wenn nicht, lege ich einen neuen Vorgang an und ordne den Schaden in die richtigen Kategorien ein.“