Ableger der „MainStadtbaum“-Aktion geht in zweite Runde Beziehung zu Bäumen

Die Messung am Baum ist kinderleicht: Projektleiterin Tamara Sievers leitet an, wie man den Wirkungsgrad der Bild: annemarie ptak

Maintal – „MainStadtbaum Maintal“ ist der „erste Ableger“ des Frankfurter Programms und ging kürzlich mit einer Auftaktveranstaltung im Rathaus in die zweite Runde. Tamara Sievers, projektverantwortliche Klimamanagerin vom Fachdienst Stadtentwicklung und Stadtplanung, zeigte Interessierten, was es braucht, um als Baumcoach tätig zu werden. Die Stadt setzt das Klimaschutzprojekt in Kooperation mit der Senckenberg-Gesellschaft für Naturforschung um. Es wird zudem von dem Projekt „Wachstum und nachhaltige Erneuerung“ unterstützt.

Was ein Baum-Fitness-Coach eigentlich genau macht, das stellte Tamara Sievers anhand eines Handbuchs vor, das die benötigten Materialien, die Messung und Auswertung beschreibt. Hauptaufgabe ist es, den Zustand eines Baumes in 14-tägigem Rhythmus, von Anfang Juni bis Ende September zu messen. Das ist nämlich der Zeitraum, in dem das Blattgrün vollständig ausgebildet ist. Zur Messung befestigt der Fitness-Coach zehn bis elf Clips, je an einem Blatt, für eine halbe Stunde an einem zuvor ausgewählten Baum aus dem eigenen Garten oder im öffentlichen Raum. Die Clips simulieren auf dem Blatt eine künstliche Dunkelphase, um anschließend mit dem Messgerät den Wirkungsgrad der Fotosynthese zu bestimmen. Anschließend gibt der Fitness-Coach die Daten des Messgeräts in ein Tablet ein. Die eigens zu diesem Zweck entwickelte Software ermöglicht es Tamara Sievers, mit den Messergebnissen weiterzuarbeiten, um unter Berücksichtigung der Wetterdaten ein Diagramm über die „Fitness“ jedes einzelnen Baumes zu erstellen.

Anhand eines Beispieldiagramms zeigte Sievers, wie in den Monaten Juli und August des vergangenen Jahres ein Baum Stressfaktoren durch Hitze und mangelnde Feuchtigkeit ausgesetzt war. In dem Diagramm waren für die beiden Stressoren Wassermangel und Hitze je eine Kurve gebildet, die sich in diesem Fall im September zugunsten des Baumes entwickelten, jedoch längst nicht einen idealen Zustand abbildeten. Die Messmethode sei einfach, so Tamara Sievers, das Handbuch gut verständlich, und bis jetzt hätten alle erfolgreich mit dem Equipment arbeiten können. Auf Bäume klettern müsse keiner, man solle sich einen Baum aussuchen, dessen Blätter man gut im Stehen erreichen kann. Außerdem ist die Methode sehr effizient: Bevor Probleme an den Bäumen sichtbar werden, zeigt das Messgerät sie an. So kann zeitnah reagiert und der Baum beispielsweise ausgiebig gegossen werden, was allerdings auch mit in die Daten einfließen muss, um ein realistisches Ergebnis abzubilden.

Robert Sohn, Baum-Fitness-Coach aus dem vergangenen Jahr, will dieses Jahr in die zweite Runde starten. Gefragt nach seinen Erfahrungen, erzählte er, dass er sich 2022 drei Zierkirschbäume ausgesucht hat.

Im Laufe des Sommers entwickelten sich die Bäume jedoch nicht ideal: Die Blätter kräuselten sich. Wegen der weiten Entfernung zu seinem Haus konnte Fitness-Coach Sohn sie jedoch nicht gießen. Passanten seien stehen geblieben und hätten sich für seine Arbeit interessiert. Es hätten sich Gespräche ergeben, in denen viele diese Aufgabe sinnvoll fanden. Andere merkten jedoch an, ob es wirklich notwendig sei, dass die Stadt für diese Aktion Geld ausgeben müsse. Darauf könnten zukünftige Teilnehmer jedoch entgegnen, dass die Messungen von Freiwilligen ohne Bezahlung durchgeführt werden.

Er habe im Lauf des Sommers eine Beziehung zu seinen Bäumen entwickelt, die bis heute anhielt, berichtete Robert Sohn. Er schaue regelmäßig, wie es ihnen ergeht. Entdeckt hätte er die Aktion in einem Newsletter und auf der Website der Stadt. Durch den tatkräftigen Einsatz der Baumbetreuer ergeben sich über die Auswertung der Daten wertvolle Erkenntnisse, wie zukünftig im öffentlichen Raum der Baumbestand bewahrt werden kann. Aufschluss geben die Messungen auch darüber, welche Baumsorten zukünftig für welche Standorte geeignet sind. Dabei ginge es letztlich darum, Bäume auch bei höheren Temperaturen und größerer Trockenheit im Sommer gesund zu erhalten. Außerdem trägt es zu einem höheren Umweltbewusstsein und einer geschärften Wahrnehmung der Natur in der Bevölkerung bei, wenn man sich um einen Baum kümmert. Die Teilnehmer werden zu Multiplikatoren und setzen sich zukünftig auch aus eigenen Impulsen für Stadtbäume ein.

Das Projekt wird in Maintal von einer universitären Abschlussarbeit begleitet, in der die Messergebnisse wissenschaftlich ausgewertet und fachlich eingeordnet werden. Diese Analyse soll einer dem Klimawandel angepassten Auswahl von Bäumen in den Stadtgebieten dienen.

Interessierte, die neu oder erneut Baum-Fitness-Coach werden möchten, können noch einsteigen und sich an das Klimamanagement der Stadt Maintal telefonisch unter z 06181 400-417/436 oder per E-Mail an lieblingsbaum[at]maintal[dot]de wenden. Informationen gibt es auch auf der Webseite der Stadt unter maintal.de/mainstadtbaum-maintal.
 apt