Lokalsorte des Jahres aus Bischofsheim beim Obstbaum-Tag präsentiert Das Geheimnis der Bischofsmütze

Pomologe Werner Nussbaum aus Schöneck erläuterte die Charakteristika der Bischofsmütze.

Maintal – Das Umfeld für die Präsentation der Hessischen Lokalsorte 2023 der Pomologen-Landesgruppe war gut gewählt, denn am „Tag des Obstbaums 2022“ wurden am Stadtteilzentrum Bischofsheim die Obstbäume des Arbeitskreis Streuobst Maintal und die „Lieblingsbäume“ der Stadt an die Besteller ausgegeben.

Werner Nussbaum, bekannter Sortenbestimmer aus Schöneck, lüftete dann das Geheimnis und präsentierte die Bischofsmütze – nomen est omen – mit ihren Charakteristika während eines kleinen Vortrags.

„Anfang der 2000er Jahre war ich in der Nähe von Marburg zu Besuch bei einem Pomologen-Kollegen“, so der Sprecher der Hessischen Landesgruppe, „und der zeigte mir einen Apfel, den weder ich noch er zuordnen konnten“, erinnerte sich Nussbaum. Ein Jahr später hatte der Kollege das Geheimnis um diese Apfelsorte gelüftet, denn er hatte in dem umfangreichen Kompendium von Richard Zorn den Apfel samt Beschreibung gefunden. Zorn (1860 bis 1945) hatte von 1896 bis 1944 ein monumentales Werk, das „Verzeichnis aller in Deutschland angebauten Kernobstsorten“, geschaffen.

Er hatte alle Früchte selbst gezeichnet und die wesentlichsten Daten zu den Sorten auf „einer Art Visitenkarten“, so Nussbaum, notiert. Das Original wurde lange Zeit im Tresor der Hochschule in Geisenheim verwahrt, wozu der Marburger Kollege allerdings Zugriff hatte.

Inzwischen gibt es das immer noch aktuelle Standardwerk von Zorn in verschiedenen Ausgaben auch in Buch und Broschürenform. Richard Zorn hatte aufgeschrieben, dass die Bischofsmütze eben in Bischofsheim wachse, dieses Wissen und die Bäume gingen aber im Laufe der Jahrzehnte verloren. Ralf Vandamme, Sprecher des Arbeitskreises Streuobst, hatte einem vom Sturm gefällten Baum am Berger Hang einige Zweige entnommen und damit Jungbäume „abgeedelt“, berichtete er. Einige Äpfel hatte er dem Kollegen Nussbaum mitgebracht und der identifizierte die Früchte zweifelsfrei als Bischofsmützen, sodass diese Sorte nun wieder an ihrem Ursprungsort heimisch ist.

Doch es werden bald noch mehr Bischofsmützen in der Gemarkung gepflanzt, sind sich Nussbaum und Vandamme sicher, denn der Apfel gilt laut Zorns Beschreibung von 1912 als „haltbarer Wirtschaftsapfel und Marktsorte ersten Ranges“. Auch als Kelterapfel ist die Bischofsmütze geeignet, stellte Nussbaum fest.

Aufgefallen war die Sorte bei einschlägigen Ausstellungen durch ihre ungewöhnliche Form mit zehn Rippen und der schönen gestreiften Deckfarbe. Schneidet man den Apfel an, so laufe er nicht braun an, sondern das Fruchtfleisch behalte seine helle Farbe, betonte der Pomologe.

Von Thomas Seifert