Betrüger wollen an Zählernummern: Warnung vor unseriösen Anrufen Immer mehr irritierte Kunden

Auf Zählerstände und -nummern haben es die unseriösen Anbieter abgesehen. Die Maintal-Werke registrieren aktuell vermehrt Kundenanrufe, die derartige Anrufe erhalten haben.

Maintal – Als das Telefon am Dienstagnachmittag klingelt, hat Ursula Gebhardt direkt ein ungutes Gefühl. „Eine Nummer aus Berlin, das hat mich irritiert“, erzählt die 64-Jährige aus Bischofsheim. Als sie abnimmt, meldet sich ein Herr mit französischem Akzent. Er sei von den Maintal-Werken GmbH (MWG), gibt er vor. Ob sie wisse, dass ihr Stromvertrag bald ausläuft, will er als nächstes wissen. Man habe nämlich ein neues Angebot zugeschickt, aber keine Antwort erhalten. Ursula Gebhardt erklärt, dass sie keine Post erhalten habe. Doch der Mann am anderen Ende der Leitung lässt nicht locker. „Er sagte, ich solle zu meinem Stromzähler gehen und die Zählernummer notieren. Aber ich habe gesagt, dass ich das nicht mache und aufgelegt.“

Der Bischofsheimerin ist sofort klar: Hier wollten Betrüger mit ihr Kasse machen. „Ich bin seit Jahren Kunde bei den Maintal-Werken. Ich bin noch nie angerufen worden. Und schon gar nicht von einer Berliner Nummer“, sagt sie aufgebracht.

Noch am selben Tag meldet sie den Vorfall den Maintal-Werken und erfährt: Sie ist nicht die erste Kundin, die einen Fake-Anruf erhalten hat. „In den vergangenen Wochen erhalten wir immer wieder Anrufe von irritierten Kunden, die über unseriöse Anrufe klagen“, erklärt Timo Geibel, Leiter Vertrieb der MWG, auf Anfrage unserer Zeitung. Die Masche ist dabei immer gleich: Kunden der Maintal-Werke werden von einem Berliner Call-Center angeblich günstigere Tarife angeboten und zugleich der aktuelle Zählerstand erfragt. Eine derartige illegale Anrufpraxis wurde bereits in der Vergangenheit festgestellt, zuletzt gab es im Januar 2021 vermehrt Kundenhinweise.

Leider gebe es auch immer wieder Fälle, in denen Kunden arglos Daten preisgeben und so den Stromanbieter wechseln, ohne das zu wollen. Fast immer landen die Verbraucher bei Anbietern, die deutlich mehr für den Strom berechnen und die Kunden damit abzocken. „Wenn Kunden, die Jahrzehnte bei uns Kunde waren, plötzlich ihren Stromvertrag kündigen, werden wir natürlich stutzig und fragen auch schon mal nach“, so Geibel. In diesem Fall rät das Unternehmen dem Kunden, zunächst einen Widerruf zu schreiben, im nächsten Schritt willigen die MWG der Kündigung nicht ein.

Um das zu verhindern, appelliert Vertriebsleiter Timo Geibel an die Kunden. Keinesfalls sollten Zählerstände, Zählernummern und persönliche Daten am Telefon weitergegeben werden. Oft würden die Adressen sogar im Hintergrund an weitere unseriöse Anbieter weiterverkauft, der Kunde von immer neuen Anrufen belästigt. „Wir rufen weder unsere Kunden an, um mit ihnen über Stromverträge zu sprechen oder ihnen Angebote zu unterbreiten, noch rufen wir Kunden anderer Versorger an, um ihnen unsere Stromtarife schmackhaft zu machen“, betont der Vertriebsleiter.

Auch Ursula Gebhardt hofft, durch ihre Geschichte andere Maintaler vor Schaden zu bewahren. „Ich denke vor allem an die vielen älteren Menschen. Der Opa, der eben doch zum Stromzähler schlurft, seine Daten weitergibt und dann abkassiert wird.“ kbr