Der Maintaler Michael Sukatsch widmet sich der Wildtier-Fotografie Die Jagd nach dem Foto

Gut getarnt: Nach und nach hat Michael Sukatsch seine Ausrüstung der Natur angepasst. Foto: michael bellack

Maintal – Pünktlich zum Sonnenaufgang hat Michael Sukatsch alles vorbereitet. Das Tarnzelt ist aufgebaut, die Kamera positioniert und auf die Lichtverhältnisse angepasst. Es ist ruhig, nur ein paar Vögel zwitschern. Jetzt heißt es abwarten.

Der 47-jährige Maintaler ist auf der Jagd. Dazu passen die Camouflage-Kleidung und das Tarnzelt, in dem er es sich auf einem kleinen Stühlchen bequem macht. Doch aus dem kleinen Fenster im Zelt guckt keine Waffe, sondern eine Kamera. Denn Michael Sukatsch ist an diesem frühen Sonntagmorgen nicht im Wald unterwegs, um Rehwild zu jagen. Er hat sich getarnt und versteckt, um das perfekte Foto zu schießen.

Den ersten Kontakt zum Fotografieren hatte Sukatsch als Jugendlicher. Zunächst in der Foto-AG, dann machte er ein Praktikum bei einem Fotografen. „Da wurde mir klar, dass das ein tolles Hobby ist. Aber auch, dass ich das nicht zum Beruf machen werde“, sagt der Maintaler. Mittlerweile ist er in der IT-Branche tätig, die Leidenschaft für das Fotografieren hat er aber behalten.

Mit seinem Hund ist er oft in der Grünen Mitte in Bischofsheim unterwegs, regelmäßig hat er seine Kamera dabei. Er schießt Fotos von den Tieren im Wald, die ihnen über den Weg laufen. „Wenn man die Kamera mal nicht dabei hat, sieht man die meisten Tiere“, schmunzelt Sukatsch. Dann beschließt er, sich nicht mehr nur auf den Zufall zu verlassen.

Seit über einem Jahr legt er sich regelmäßig auf die Lauer, um Wildtiere in der Natur rund um Maintal abzulichten. Eisvögel, Reiher, Raubvögel, Eichhörnchen, Rehe, Kaninchen. Alles, was ihm vor die Linse läuft. Besonders angetan hat es Sukatsch ein Fuchs. Bereits mehrmals sind sich die beiden begegnet. Dass Interesse von Sukatschs Seite ist jedoch um einiges höher. Dem Fuchs dürfte kaum bewusst sein, dass er als Fotomodell dient und es bereits regelmäßig auf Instagram geschafft hat. Auch an diesem frühen Sonntagmorgen wartet Sukatsch auf den Fuchs. Der Laufsteg, ein Feldweg am Waldrand, ist vorbereitet. Es ist eine Frage von Geduld – und von Glück. Wie hoch seine Erfolgsquote ist, kann Sukatsch gar nicht sagen. „Der Erfolg liegt im Auge des Betrachters“, sagt er, während er wieder einen Blick durch die Kamera wirft. Noch lässt sich der Fuchs nicht blicken und ob er das überhaupt tun wird, ist völlig offen.

Sukatsch bleibt gelassen. Wenn er morgens in den Wald geht, dann ist das für ihn Entspannung. Unabhängig davon, ob am Ende ein Foto dabei herausspringt. „Im Job bin ich überhaupt nicht geduldig. Es gibt Termindruck, ich mache viele Sachen parallel“, erzählt er. In seinem Tarnzelt im Wald hat er keinen Druck, keine Termine. Zu sehen, wie die Natur langsam zum Leben erwacht, die Vögel singen hören – das macht jede Fotojagd für ihn besonders.

Die morgendliche Frische macht sich langsam bemerkbar. Auch eine Stunde nach dem Sonnenaufgang hat sich der Fuchs noch nicht gezeigt. „In dieser Zeit habe ich ihn mehrfach gesehen“, erzählt Sukatsch. Auf dem Weg am Waldrand sind bisher nur zwei Tauben zu sehen, die die ersten Sonnenstrahlen genießen. Dann kommt Bewegung auf das kleine Display der Kamera. Weit entfernt ist etwas wahrzunehmen. Sukatsch zoomt heran, mit dem Teleobjektiv sind auch weite Entfernungen überhaupt kein Problem. Ein Hase ist zu sehen. Für ein vernünftiges Foto ist er allerdings zu weit weg. Also wieder abwarten und beobachten.

Dass Sukatsch sich an Wochenenden regelmäßig zwischen 4 und 5 Uhr auf den Weg macht, hat natürlich seine Gründe. Zum einen will er vor Sonnaufgang auf seinem Platz sein und alle Vorkehrungen getroffen haben. Einige Kameraeinstellungen werden schon am Vorabend angepasst, vor Ort folgt dann das Feintuning. Zum anderen ist das Zeitfenster begrenzt. Denn wenn gegen 7.30 Uhr die ersten Spaziergänger mit ihren Hunden kommen, dann sinkt die Chance auf eine Fuchssichtung natürlich drastisch.

Und so ist es auch der erste Gassigeher, der Sukatsch dazu bewegt, es für heute gut sein zu lassen. Rund drei Stunden hat er in seinem Zelt ausgeharrt, jetzt wird sich erst mal gestreckt. Nur die Tauben sind zum Fotomotiv geworden, unzufrieden ist er aber nicht. „Kein Bild mitzubringen heißt ja nicht, dass ich nichts gesehen oder erlebt habe“, sagt er. Jetzt hofft er beim nächsten Mal auf mehr Glück und ein weiteres Rendezvous mit dem Fuchs im Morgenlicht.
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