Demenz-Parcours macht das Leben mit der Krankheit nachvollziehbar Knifflige Aufgaben zu lösen

Den Ärger und die Hilflosigkeit Demenzkranker nachempfinden: An der Essens-Station mussten die Teilnehmer bunte Servietten im Spiegelbild sortieren. Bild: Vincent Büssow

Maintal – „Lassen Sie die Murmeln in je einen der Becher fallen, ohne dabei die Becher zu berühren.“ Was nach einer einfachen Aufgabe klingt, brachte die Besucher des Bürgerhauses in Hochstadt an den Rand der Verzweiflung. Beim Demenzparcours wurden alltägliche Vorgänge bis hin zur Unmöglichkeit verkompliziert. Die Teilnehmer sollten ein Gefühl für die Herausforderungen bekommen, die ein Leben mit Demenz mit sich bringt.

„Das ist echt knifflig“, sagt eine Teilnehmerin, während sie mit den Murmeln hantiert. An der Aufräum-Station sollen nacheinander verschiedene Gegenstände sortiert und ineinandergesteckt werden. Der Knackpunkt ist, dass die Probanden dabei nur durch einen Spiegel auf ihre eigenen Hände schauen dürfen. Ein Wecker, der das Experiment nach zwei Minuten beendet, sorgt für zusätzlichen Druck. Niemand schafft es, alle Vorgaben zu erfüllen, manche brechen genervt ab.

„Das ist mal etwas Interaktives, was auch ganz spannend ist“, sagt die Demenzbeauftragte des Main-Kinzig-Kreises, Simone Grecki-Runde. „Da können die Menschen mal sehen, wie sich die Betroffenen fühlen.“

Der Kreis hat die Veranstaltung zusammen mit der Seniorenberatung Maintal, dem Malteser Hilfsdienst und der Kathinka-Platzhoff-Stiftung organisiert. Viele der Teilnehmer haben selbst Angehörige mit Demenz. Neben der Herausforderung, aufzuräumen, gilt es bei dem Parcours unter anderem, sich anzuziehen, sich Wegbeschreibungen und Einkaufslisten zu merken, und Essen auf Tellern zu verteilen. Alle Aufgaben werden durch Ablenkungen oder Einschränkungen erschwert. Ziel ist es dabei nicht etwa, die Stationen zu meistern. Vielmehr geht es darum, den Ärger und die Hilflosigkeit nachzuempfinden, mit denen viele Demenzkranke zu kämpfen haben. Dazu gibt es bei jeder Station auch die passenden Sprüche, die sich Menschen mit Demenz von ihren Angehörigen oft anhören müssen. Von „das hast du doch früher so gut gemacht“ bis zu „mach doch mal schneller“ parodieren sich manche der Teilnehmer selbst, indem sie diejenigen, die mit den Aufgaben beschäftigt sind, genervt annörgeln. „Der Umgang und die Kommunikation sind ganz wichtig“, sagt Bianca Knerr-Müller vom Malteser Hilfsdienst dazu. „Wenn ich merke, dass meine Sprache nicht ankommt, muss ich etwas anders machen.“ Dabei kann es schon einen Unterschied machen, ob man einen Betroffenen von vorne oder von der Seite anspricht. Freundlichkeit und Deutlichkeit tragen außerdem zum Verständnis bei. „Demenz an sich ist eine Schädigung im Gehirn“, sagt Knerr-Müller. „Man darf das Verhalten von Betroffenen nicht persönlich nehmen.“

Dass das nicht immer einfach ist, erkennen auch viele der Angehörigen an, So erzählt Klaus Örterer, dass es ihm schwerfällt, Verständnis für die Untätigkeit seiner dementen Schwiegermutter aufzubringen: „Sie war früher so was von agil.

Menschen in Maintal mit Beratungsbedarf zum Thema Demenz können sich jederzeit an die Seniorenberatung der Stadt wenden. Die Stelle ist unter z 06181 400 365 oder per Mail über seniorenberatung[at]maintal[dot]de erreichbar. Infos im Internet auf der Seite der Stadt Maintal maintal.de.
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