Der Büdesheimer Thorsten Jodaitis hat einen Webcast für Jogger entwickelt Er macht Läufern mit Musik Beine

Thorsten Jodaitis zu Hause vor seiner kleinen Radio-Senderstation. Foto: jürgen w.niehoff

Schöneck – Laufen alleine und doch zusammen – wie geht das denn? Möglich machen dies virtuelle Laufveranstaltungen mit Hilfe des Internets.

Virtuelle Läufe sind eine Alternative zu klassischen Laufwettkämpfen. Wie der Name schon verrät, finden sie virtuell statt: Anstatt mit Hunderten oder Tausenden anderen Läufern an der realen Startlinie beginnt ein virtuelles Rennen für die Teilnehmer möglicherweise schon vor der eigenen Haustür oder auf einer Strecke nach freier Wahl. Der 50-jährige Schönecker Thorsten Jodaitis, selbst begeisterter Langstreckenläufer, geht sogar noch einen Schritt weiter. Er gründete in diesem Sommer einen eigenen Webcast, also eine spezielle Radiosendung, die über das Internet für jedermann kostenfrei zu empfangen ist und sich vor allem an Langläufer richtet.

„Auch wenn wir in erster Linie für uns selbst trainieren oder für ein Ziel, das wir uns gesteckt haben – zum Beispiel fitter zu werden oder Gewicht verlieren zu wollen – so macht es doch Spaß, das neu Erlernte unter Beweis zu stellen“, so Jodaitis. Und das geschieht normalerweise in Wettkämpfen. Und tatsächlich entdeckten durch Corona plötzlich in Deutschland viele das Laufen neu: Selten hat man so viele Menschen durch die Stadt und auf den Waldwegen joggen gesehen. Das sei natürlich eine gute Sache, denn Laufen hält gesund und verbrennt Kalorien wie kaum ein zweiter Sport, ist sich Jodaitis sicher.

Doch es gibt einen Haken und das sind die Hygiene-Regeln aufgrund der Pandemie, denn sie verhinderten den Massensport. „Und Langlauf gehört nun mal dazu, weil man die Möglichkeit haben muss, sich an anderen Sportlern zu messen“, weiß der 50-Jährige aus eigener Erfahrung.

Mittlerweile gibt es genau diese Möglichkeit, mit anderen Läufern zu wetteifern und zwar mit Hilfe der virtuellen Läufe. Bei denen läuft jeder zwar Hygienekonform für sich allein, ist aber über das Internet dennoch Teil einer Gemeinschaft. In einem bestimmten Zeitfenster, zumeist über das ganze Wochenende, läuft man eine bestimmte Anzahl von Kilometern. Die Daten werden dann online erfasst, egal ob man zwei, fünf, zehn oder die komplette Marathonstrecke von 42,195 Kilometer zurücklegt.

Weil die individuelle Strecke wegen der Hygiene-Abstandsregeln zumeist allein absolviert wird und da schon mal etwas Ablenkung von der körperlichen Anstrengung gewünscht ist, kam Jodaitis auf die Idee mit der speziellen Radiosendung zum Laufen. „Jeder weiß, dass die auf dem eigenen Handy gespeicherte Musikauswahl irgendwann einmal langweilig wird. Deshalb biete ich ein ständig wechselndes Musikprogramm vor allem für virtuelle Laufveranstaltungen über das Internet auf meiner Homepage an“, erklärt Jodaitis.

Die Sendungen sind üblicherweise 60 Minuten lang und untergliedert in zehn Minuten ruhige Musik zum Warmlaufen, 40 Minuten dynamische Musik zum eigentlichen Wettkampf und dann noch einmal zehn Minuten ruhigere Musik zum Auslaufen. Gelegentlich wird die Musik auch noch unterbrochen von Interviews, zumeist mit sportlichen Aspekten.

Jodaitis, der erst spät zum Laufen fand, hat zwischenzeitlich nicht nur den Lauftrainerschein erlangt, sondern in den vergangenen 15 Jahren auch viermal den Frankfurt-Marathon und den Brüder-Grimm-Lauf absolviert. Auslösender Moment, mit dem Laufen anzufangen, war vor einigen Jahren der Blick in den Spiegel. Ihm fiel auf, dass er zu viele Pfunde mit sich herumträgt.

Weil in letzter Zeit wegen Corona beim Laufen die typische Wettkampf-Atmosphäre mit Leuten an der Strecke und Musik über Lautsprecher fehlt, ist ihm die Idee mit dem Webcast, also der passenden Musik zum Laufen eingefallen. Seiner Ansicht nach sind virtuelle Laufveranstaltungen weder eine neue Mode noch nur ein kurzfristiger Trend.

Deshalb hat er auch kurzerhand die Rundfunklizenz im Internet beantragt, sich bei der Gema angemeldet, da das öffentliche Abspielen von Musik ansonsten verboten ist. Seine Sendungen produziert Jodaitis, der hauptberuflich in einer Rechtsanwaltskanzlei arbeitet, in den Abendstunden oder am Wochenende.

„In der Regel brauche ich für einen Podcast zwischen fünf und sechs Stunden“, verrät er. Weil er zweimal im Monat neue Sendungen anbietet, sind die Termine über seine Webseite runner-radio.de oder seine Instagram-Seite zu erfahren. Und weil seine ersten Sendungen bereits auf große Resonanz gestoßen sind, sucht er jetzt Interessenten, die mit ihm zusammen die zukünftigen Sendungen anfertigen wollen. Momentan bereitet Jodaitis seinen nächsten Podcast für eines der nächsten virtuellen Lauftreffen vor.
jwn