Der Elefant bleibt in der Garage / Issigheim hofft auf kleine Veranstaltung Maintaler Karnevalsumzug abgesagt

Zum dritten Mal in Folge fällt der Maintaler Karnevalsumzug aus. ARCHIVFoto: Axel Häsler

Maintal/Bruchköbel – Selbst die optimistischsten Narren und Karnevalisten dürften damit gerechnet haben, jetzt ist es offiziell: Auch der Maintaler Karnevalsumzug ist abgesagt worden. Das hat der organisierende Karnevalszug-Verein-Maintal entschieden. Damit wird es in der Region überhaupt keinen Karnevalsumzug geben in diesem Jahr.

Hanau hat die komplette Kampagne abgesagt und auch in Niederissigheim steht schon bereits seit dem Sommer fest, dass es keinen Lindwurm geben wird. Im Bruchköbeler Stadtteil will man sich jedoch noch offen lassen, ob es eine begrenzte Open-Air-Veranstaltung unter strengen Hygienemaßnahmen an der Mehrzweckhalle geben wird. „Derzeit warten wir jedoch noch ab, wie sich die Lage entwickelt“, sagte der Präsident des Niederissigheimer Carneval Clubs, Jörg Dirks.

Heiko Koch, der zweite Vorsitzende der Maintaler Karnevalisten, gab folgende Begründung für den Beschluss: „Das haben wir aufgrund der aktuellen Corona-Lage entschieden und auch mit Blick darauf, dass es wohl erst mal nicht besser wird.“ Im Vorstand habe man sich einstimmig dazu entschieden. Für den Maintaler Karnevalsumzug, der sich immer am Karnevalssamstag durch Dörnigheim schlängelt, ist es bereits die dritte Absage in Folge. Der letzte Umzug fand 2019 statt. Im Februar 2020 wurde der Umzug kurzfristig von der Stadtverwaltung abgesagt, als Reaktion auf den Anschlag in Hanau, bei dem auch ein Maintaler unter den Opfern war. Die Absage, von der die Karnevalisten erst am Abend vor dem Umzug erfuhren, sorgte für viel Unverständnis. „Die Absage 2020 war schlimmer als die im vergangenen und in diesem Jahr“, sagt Koch. Aufgrund der Corona-Pandemie habe man 2021 bereits mit einer Absage gerechnet. Die Hoffnung, im Februar dieses Jahres wieder einen Umzug auf die Beine stellen zu können, war jedoch lange Zeit groß. Zumal mit den ersten Vorbereitungen bereits im Herbst begonnen wurde, als die Corona-Situation entspannter war und der Blick auf die kommenden Monate optimistischer. „Für 2022 lagen die Planungen schon lange in der Schublade. Im September und Oktober haben wir bereits die Vereine angeschrieben“, so Koch. Nun hat die fünfte Corona-Welle alle Hoffnungen auf eine etwas normalere fünfte Jahreszeit zerstört.

Beim KVM selbst hat es bereits 2020 – nach der Faschingskampagne – einen Generationenwechsel im Vorstand gegeben. Andreas Haupt als 1. Vorsitzender und Heiko Koch als 2. Vorsitzender haben die langjährigen Vorstandsmitglieder Rolf Lanio (nun Kassierer) und Günter Sauermlich (Ehrenvorsitzender) beerbt. Die Chance, einen Karnevalsumzug zu organisieren und auch durchzuführen, hat der neue Vorstand noch nicht bekommen. Die Motivation beim KVM ist trotz der erneuten Enttäuschung weiterhin groß, versichert Koch im Gespräch. Andreas Haupt blickt mit gemischten Gefühlen in die Zukunft: „Ich habe ein bisschen die Befürchtung, dass das aussterben könnte“, sagt er vor allem mit Blick auf die teilnehmenden Vereine – denn ohne Tanz- und Musikgruppen und Motivwagen gibt es auch keinen Karnevalsumzug. „Für die Vereine wird es schwierig, die Menschen bei der Stange zu halten. Schließlich muss auch trainiert werden, es braucht genug Freiwillige“, sagt Haupt. Dass man nun drei Jahre in Folge nicht die Möglichkeit habe, sich und den Karneval zu präsentieren, könne dafür sorgen, dass gerade viele junge Leute dem Karneval den Rücken kehren. Mit 100 Zugnummern hat sich der Maintaler Umzug in den vergangenen Jahren zu einem großen Ereignis gemausert. „Vielleicht sind es, wenn wieder ein Umzug stattfinden darf, nur noch 50 oder 60. Ich habe die Befürchtung, dass wir zwei bis vier Jahre brauchen werden, um wieder auf den gleichen Standard zu kommen“, sagt Haupt.

Finanziell hat die erneute Absage für den KVM keine gravierenden Folgen. Die Organisation des Umzugs sei nur mit einem minimalen finanziellen Gewinn für den Verein verbunden – wenn überhaupt. „Viel wird von der Stadt finanziert, aber nicht alles. Bei Versicherungen zum Beispiel muss der Verein in Vorkasse gehen“, sagt Haupt. Da man mit einer Absage rechnen musste, wurden auch noch keine Bonbons eingekauft.

Alle Beteiligten hoffen nun, dass spätestens 2023 wieder Bonbons in Maintal fliegen werden.
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