Stadt fordert erlassene Pacht von Bürgerhaus-Gastronomen zurück Nachforderungen von 160 000 Euro

Die Stadtverordneten wollten den Gastwirten in Maintals Bürgerhäusern während der Pandemie unter die Arme greifen. Nun verlangt die Stadt die erlassene Pacht aber zurück. archiv Bild: jan max gepperth

Maintal – Es ist eine saftige Zahlungsaufforderung, die den Pächtern der Maintaler Bürgerhäuser und des historischen Rathauses Hochstadt jüngst ins Haus flatterte: Die Gastronomen, die die städtischen Häuser bewirtschaften, sollen die in der Pandemie zeitweise ausgesetzte und reduzierte Pacht jetzt zurückzahlen. Um fünfstellige Beträge handelt es sich laut den Pächtern, von denen sich zumindest einige derzeit nicht in der Lage sehen, die offenen Forderungen kurzfristig zu begleichen. Die Stadtverordnetenversammlung hatte im September 2020 die Halbierung der Pacht für die von der Stadt verpachteten Gastrobetriebe beschlossen, um den Betreibern in der schwierigen Pandemiesituation unter die Arme zu greifen und Umsatzeinbußen abzufedern. Zu dem Zeitpunkt hatte die Stadt bereits mit zwei Gastronomen eine Reduzierung der Pacht um 50 Prozent für sechs Monate beschlossen. Jetzt verlangt die Stadt die erlassenen Zahlungen zurück.

In den Maintaler Gremien wurden die Coronahilfen für die Bürgerhaus-Gastronomen bereits im vergangenen Herbst diskutiert. Auslöser war eine Anfrage der Wahlalternative Maintal (WAM) gewesen, die kritisierte, dass sich über einen längeren Zeitraum hinweg kein Ansprechpartner in der Stadtverwaltung darum gekümmert und den Pächtern mitgeteilt hatte, wann sie welche Pacht zu zahlen hätten.

Aufgrund dieses laut Stadt krankheitsbedingten Versäumnisses seien, so schloss die WAM aus Gesprächen mit den Pächtern, zwischen April und Juni 2021 gar keine Pachten gezahlt worden. Über die geforderte Höhe der Zahlungen im Anschluss wurden die Pächter nur mündlich informiert. Auch die Halbierung der Pacht während der weiteren Pandemie ist laut Pächtern nur telefonisch vereinbart gewesen. Im Juni 2022 erhielten die Gastronomen dann plötzlich eine Auflistung der offenen Zahlungen. Auf rund 160 000 Euro hatten sich die erlassenen und gestundeten Pachtzahlungen insgesamt summiert, antwortete Bürgermeisterin Monika Böttcher auf Nachfrage der WAM im September 2022. Um Einsicht in die offensichtlich unklaren Verwaltungsvorgänge zu erhalten, hatten CDU, FDP und SPD daraufhin die Einrichtung eines Akteneinsichtsausschusses beantragt. Dieser wurde aber letztlich doch nicht einberufen, weil die WAM ihren ursprünglichen Antrag zurückzog, da sie ihr Ziel – dass sich die Verwaltung sich um die Angelegenheit kümmert – erreicht sah. Die Fraktion wollte nämlich zum einen gesichert sehen, dass die Stadt keine Zahlungsausfälle riskiert, die sie wegen Verwirkung gar nicht mehr eintreiben kann. Und zum anderen wollte die WAM die in der Pandemie ohnehin schon finanziell geschröpften Pächter nicht über Gebühr belasten oder gar zur Geschäftsaufgabe zwingen.

Die Stadt gibt sich zu dem Thema bedeckt. Fragen, die die Verträge mit den Pächtern der städtischen Häuser betreffen, könne sie aus Datenschutzgründen nicht beantworten.

Zahlungsunwillig sind die Pächter indes allerdings nicht. Nach der coronabedingten Durststrecke hätten sich die Einnahmen nämlich allmählich wieder erholt, obwohl gerade größere Veranstaltungen noch nicht wieder das Vor-Pandemie-Niveau erreicht hätten. Trotzdem wollen einige nach eigener Aussage die offenen Zahlungen begleichen und hoffen darauf, sich mit der Verwaltung gütlich auf Zahlungsmodalitäten einigen zu können, die für beide Seiten machbar sind.
 bme