Umspannwerk Dörnigheim rüstet sich mit neuer Schaltanlage Netz für Energiewende fit machen

EAM-Netz-Chef Hartmann, Bürgermeisterin Böttcher und Maintalwerke-Leiter Dr. Hosius (von links) schauen sich das Umspannwerk Dörnigheim an. Bild: vincent büssow

Maintal – Die Energiewende ist eine riesige Herausforderung. Das Umspannwerk in Dörnigheim ist jetzt einen wichtigen Schritt in diese Richtung gegangen. Hier wurde eine neue Mittelspannungsschaltanlage offiziell eingeweiht. Die Verantwortlichen der beteiligten Unternehmen kamen mit den betreuenden Technikern und der Maintaler Bürgermeisterin Monika Böttcher zusammen, um symbolisch den Startknopf zu drücken.

Die Anlage selbst scheint dabei zunächst so unscheinbar, wie ihr Name vermuten lässt. Der weiße Bungalow, in dem die Technik untergebracht ist, geht zwischen den gigantischen Strommasten und Transformatoren des Umspannwerks fast unter. Auch die aneinandergereihten grauen Boxen im Inneren machen auf Laienaugen keinen besonderen Eindruck – doch das täuscht.

1,9 Millionen Euro hat die Schaltanlage gekostet, die rund ein Jahr lang in Bau war. Der komplette Strom für Maintal und Mittelbuchen wird von hier aus verteilt.

Hier im Umspannwerk Dörnigheim wird die 110 000-Volt-starke Hochspannung, die aus den Kraftwerken kommt, auf 20 000 Volt heruntertransponiert. Diese Mittelspannung wird dann zu Umspannstationen weitergeleitet und erneut auf Niederspannung (230/400 Volt) umgewandelt, bevor der Strom ins Stadtnetz fließt. Die intelligente Netztechnik dafür funktioniert ganz ohne Personal vor Ort und wird lediglich aus der Ferne überwacht.

Hauptgrund für die Erneuerung seien die „unglaublichen Leistungsanforderungen“ gewesen, die die Energiewende mit sich bringt, sagt Jörg Hartman, Geschäftsführer der EAM-Netz, die für die Strominfrastruktur in der Region verantwortlich ist. Der Betrieb von Ladesäulen, Wärmepumpen und weiteren klimafreundlichen Stromfressern lässt den Bedarf in Deutschland enorm steigen. Von zusätzlichen 20 Prozent bis 2030 spricht der EAM-Netz-Chef. Insbesondere im Rhein-Main-Gebiet leisteten allerdings auch die vielen Rechenzentren ihren Beitrag zum steigenden Verbrauch.

Aber auch die Umstellung zur klimafreundlichen Energieerzeugung ist Grund für die Modernisierung in Dörnigheim. Durch den Ausbau dezentraler Kraftwerke wie Windräder oder Solaranlagen soll sich die Stromzufuhr, mit der das Umspannwerk zurechtkommen muss, verdreifachen. Bei der Schaltung muss entsprechend umgedacht werden.

Nicht nur in Maintal hat der Netzbetreiber deshalb in neue Technik investiert. Drei von fünf Umspannwerke, die zusammen mit Dörnigheim in den Zuständigkeitsbereich des EAM-Standorts Gelnhausen fallen, wurden bereits modernisiert. Insgesamt stehe man aber noch eher am Anfang der erheblichen Herausforderung, die auf Deutschlands Stromnetze zukommt, sagt Markus Loll, Leiter der Netzregion. Hintergründig ist bei einigen Energietechnikern zudem Skepsis zu hören, inwiefern die Pläne der Bundesregierung tatsächlich umzusetzen sind. Zumindest in Maintal ist man der Energiewende nun aber einen Schritt näher.
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