Karl Eyerkaufer hat eine Chronik für den FC Hochstadt erstellt Unersetzliche Fleißarbeit

Corona macht’s möglich: Karl Eyerkaufer hatte endlich Zeit, sich der FCH-Chronik zu widmen. Foto: michael bellack

Maintal – Der FC Hochstadt darf sich über eine Vereinschronik freuen, die im Fußballkreis wohl ihresgleichen sucht. Zu verdanken hat der FCH das seinem ehemaligen Vorsitzenden und Landrat a.D. Karl Eyerkaufer, der die Zeit der Corona-Pandemie genutzt hat, um auf seinem Dachboden mal aufzuräumen.

Die Geschichte beginnt im Grund genommen bereits im Jahr 1965. Der erfolgreiche Leichtathlet Eyerkaufer zieht nach Hochstadt, der Kontakt zu den Fußballern kommt über den kürzlich verstorbenen Philipp Eibelshäuser zustande. Eyerkaufer wird Konditionstrainer und macht den Kickern ordentlich Beine.

Zu dieser Zeit erhält er von einem Laufkollegen den Rat, alles, was seine sportliche Laufbahn betrifft, aufzuheben. „Du wirst später dafür dankbar sein“, sagt er zu Eyerkaufer.

Der beginnt damit, nicht nur alle Artikel und Berichte über seine Leichtathletik-Karriere aufzuheben, sondern auch alle Berichte, die den FC Hochstadt betreffen. Montags die Spielberichte vom Wochenende und auch ansonsten alles, was den FCH betrifft. Von der Vorstandswahl über die Eröffnung des neuen Rasenplatzes bis hin zur Kerb. Eyerkaufer entgeht kein Artikel, kein Bild, keine Mitteilung.

„Seit 1965 habe ich das alles in eine große Kiste getan“, sagt Eyerkaufer beim Gespräch in seinem Wohnzimmer. 1995 ändert Eyerkaufer sein System. Er sammelt die Artikel nicht mehr in einer großen Kiste, sondern erstellt Jahr für Jahr eine Chronik, die gebunden und mehrfach gedruckt wird. Die Ausschnitte aus den Jahren 1965 bis 1995, also 30 Jahre Vereinsgeschichte, bleiben aber erstmal in der großen Kiste. „Ich hab mir gedacht, wenn ich pensioniert bin, dann mache ich das alles ordentlich“, erinnert sich Eyerkaufer. 2005 ist es so weit und er geht in Pension. Doch die bedeutet für den umtriebigen Ex-Landrat keinesfalls, eine ruhige Kugel zu schieben. Er beteiligt sich an vielen Projekten, engagiert sich weiter im sozialen und sportlichen Bereich. Für die Kiste auf dem Dachboden bleibt da keine Zeit. „Das schaffe ich in diesem Leben nicht mehr, hab ich mir gedacht“, sagt Eyerkaufer.

Mit einer globalen Pandemie, die die Welt um ihn und auch ihn selbst zum Stillstand zwingt, konnte schließlich niemand rechnen. Doch im Jahr 2020 war der Moment gekommen, „in dem auch ein Eyerkaufer mal Zeit hat“, sagt er schmunzelnd.

Der 81-Jährige schnappt sich die Kiste vom Dachboden und beginnt, die Artikel chronologisch zu ordnen und einzukleben. Begonnen mit der Saison 1965/66 bis zur Spielzeit 1995. Für jede Spielzeit erstellt er einen Ordner, lässt diesen einbinden. Jeder Spieltag, jede Platzierung, ja sogar jeder Torschütze ist darin zu finden. Rundschreiben, Pressemitteilungen, Trainingspläne. Dass auch nur ein einziger Artikel fehlt, glaubt Eyerkaufer nicht. „Wenn ich im Urlaub war, habe ich danach die Zeitung durchgesehen“, sagt er. Wie viele Stunden er daran gesessen hat, kann er nicht beziffern.

Entstanden ist ein Gesamtwerk, das man durchaus als Schatz bezeichnen kann. „Diese Arbeit ist unbezahlbar. Mit den Jahren gewinnen diese Sachen immer weiter an Wert, die kannst du nicht ersetzen“, sagt Manfred Maier, der seit 2002 Vorsitzender des FCH ist. „Das sind unwiederbringliche Erinnerungen, die so wichtig für die Geschichte des Vereins sind“, betont Maier. Seine Chronik von 55 Jahren, die Eyerkaufer fein säuberlich in 17 Ordnern sortiert hat, will er dem FC Hochstadt zur Verfügung stellen. Passend zum 110-jährigen Bestehen, das der Verein in diesem Jahr feiert. Wo diese ihren Platz findet, ist noch offen. Vielleicht in Vitrinen im Vereinsheim. „Eigentlich gehört das in einen Safe“, sagt Maier.

Eyerkaufer ist derweil froh, dem Rat seines damaligen Leichtathletik-Kollegen gefolgt zu sein. „Die ganzen Erinnerungen sind auf einmal wieder da“, sagt er. Beim Durchblättern seiner Chronik schwelgt er in Erinnerungen an die Zeiten des FCH in der Hessenliga. Mehrfach hat Eyerkaufer beim Sichten der Artikel bei Gert Bechert, ebenfalls ehemaliger Vorsitzender des FCH und heute in der Region bestens bekannt als Sportreporter, angerufen, um von seinen Funden zu berichten. „’Kannst du dich daran noch erinnern?’, hat er mich immer gefragt“, sagt Bechert, der für die Hochstädter seit 1969 das Vereinsheft herausbringt (siehe Kasten).

Doch auch ihm als ausgewiesenem Experten war so mancher Name und so manches Spiel nicht mehr in Erinnerung. Dank Eyerkaufers Chronik können er und alle Lila-Weißen ihr Gedächtnis wieder auffrischen – und das vollkommen lückenlos.  bel