Boris Kreuter blickt auf die Gründung und Erfahrungen zurück Zehn Jahre „StaPaTV“

Das Stadtparlamentsfernsehen ist eine Erfolgsgeschichte, die Boris Kreuter in zehn Jahren aus Maintal in fünf weitere Kommunen getragen hat.

Maintal – Wenn montags abends nach 18 Uhr Stadtverordnetenvorsteher Martin Fischer die Stadtverordnetenversammlung meist mit etwas Verspätung eröffnet, liegt der größte Teil der Arbeit schon hinter Boris Kreuter und seinem Team. Der Produzent hat 2012 das Stadtparlamentsfernsehen, kurz „StaPaTV“, gegründet.

Das Projekt, das Kommunalpolitik mit Medienbildung für Nachwuchs-Filmemacher verbindet, ist seitdem zu einer echten Erfolgsgeschichte geworden, die sich aus Maintal in den Main-Kinzig-Kreis ausbreitet. Mittlerweile streamt Kreuter aus sechs Gemeinden die Sitzungen der politischen Gremien und des Kreistags live im Internet. „Ich will Kommunalpolitik erlebbar machen“, erklärt er seine Motivation.

Dabei liegt dem Produzenten die Nachwuchsförderung besonders am Herzen. „Mir geht es darum, junge Menschen für das zu interessieren, was in ihren Gemeinden passiert“, erklärt Kreuter, der mit seinem Videoformat eine „Lücke“ zur traditionellen Print-Berichterstattung schließen will, die vor allem für die digitalen Generationen interessant sei. „Man erreicht junge Leute nur noch so“, meint Kreuter. Sein Projekt ist für den Nachwuchs oft auch Türöffner in die Medienbranche. „Einige fangen mit einem Praktikum oder einem Workshop an und arbeiten dann freiberuflich, neben Schule oder Studium“, berichtet der 51-Jährige. Durch seine eigene Erfahrung kann er den Nachwuchs-Talenten professionelle redaktionelle Abläufe nahebringen und über die Technik für die Berichterstattung aus der eigenen Heimatgemeinde oder dem Kreis begeistern.

Darin war Maintal vor zehn Jahren Vorreiter. Die Unterstützung aus der hiesigen Politik sei seit jeher groß, sagt Kreuter über das Vorzeigeprojekt. Wichtig an seinem Geschäftsmodell ist ihm, dass sich auch kleinere Kommunen den Weg ins Internetfernsehen leisten können.

Sein neuester Partner ist Dieburg. Die dortige Stadtverordnetenversammlung ging im November erstmals live auf Sendung.

Dabei erwarten ihn und sein Team in fast jeder Sitzung andere örtliche und technische Voraussetzungen und nicht selten die ein oder andere Überraschung. „Manchmal wollen die Veranstalter vor Ort den Ton selbst machen“, berichtet Kreuter. Und jeder, der die Sitzungsübertragungen regelmäßig schaut, kann sicher davon berichten, wie unverständlich manche am Mikrofon vorbei gesprochenen Redebeiträge sind. Aber Kreuter ist der Meinung: „Es ist ein Medienkompetenz-Projekt.“ Das heißt, der Nachwuchs übernimmt früh Verantwortung. „Und klar passieren dann auch Fehler. Aber das ist Kommunalpolitik“, gibt Kreuter zu bedenken. Einen Ausfall gab es trotzdem bislang keinen. Kreuter ist auf die meisten Fälle vorbereitet.

Seinem Ziel tun allerdings auch technische Pannen keinen Abbruch. Die Diskussion habe sich durch die Übertragung nachhaltig verändert, findet Kreuter: „Die Qualität der Redebeiträge ist höher. Es gibt kaum noch Wutausbrüche oder Angriffe, die unter die Gürtellinie gehen. Es geht mehr um Inhalte.“

Damit das Projekt weiter wachsen kann, braucht sein Team allerdings Unterstützung. Daher ruft er junge Menschen auf, die vor und hinter der Kamera Lust auf Videojournalismus und aufs Filmemachen haben.  
 bme