Erster Bauabschnitt für die Fallbach-Renaturierung wurde umgesetzt Ein dynamischer Flusslauf entsteht

Das neu gestaltete Profil des Fallbachs mit verschiedenen Strukturelementen. Foto: pm

Ronneburg – Entlang des Fallbachs wurde der erste Abschnitt im Zuge der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie umgesetzt. Mit dieser Wasserrahmenrichtlinie haben sich die Länder in der EU verpflichtet, ihre Bäche und Flüsse in einen guten Zustand bezüglich der Gewässerqualität zu bringen und diesen auch zu erhalten. Der Fokus liegt hiernach auf den natürlichen Erhalt.

Auf Höhe der Senioren-Dependance wurde der Flusslauf auf einer Länge von etwa 150 Metern verbreitert und es wurden naturnahe Strukturen geschaffen.

Ein wichtiger Bereich, auf den hierbei das Augenmerk gelegt wurde, ist der Gewässerrandstreifen. Als streifenförmiges Gebilde entlang des Flusses bietet dieser Randstreifen Raum für die Eigendynamik des Flusses und bildet einen Lebensraum für Tiere und Pflanzen.

Durch die Verbreiterung des Flusslaufs wird dem Wasser mehr Platz gegeben. Die Uferbereiche wurden abgeflacht, damit in den Auenbereichen das Wasser über die Ufer treten kann. An den Unterläufen des Gewässers werden somit die Hochwasserspitzen gebrochen.

Weiterhin wurden im Flusslauf naturnahe Strukturelemente wie Totholz, Kies- und Sandbänke eingebracht. Diese Elemente sorgen für Unruhe im Bach, sodass sich das Wasser neue Wege suchen muss. Es wird mit Sauerstoff angereichert und es bilden sich Nistplätze für Vögel sowie Laichplätze für Fische. Steine verringern die Fließgeschwindigkeit, wohingegen Verengungen durch Mittelinseln einen schnelleren Lauf des Flusses bewirken. Der Flusslauf wird dynamisch: Er kommt in Bewegung und ändert stetig seinen Verlauf. In der Vergangenheit wurde in das natürliche System der Flüsse eingegriffen und dieses durch Flussbegradigungen und Uferbefestigungen langfristig verändert. Die Folge ist eine Laufverkürzung im engen Korsett. Der Fluss fließt dadurch wesentlich schneller, was weitreichende Folgen hat: Das Wasser gräbt sich immer tiefer in den Boden ein, da immer mehr Sediment durch die Strömung weitergetragen wird. Auf lange Sicht sinkt dadurch der Grundwasserspiegel mit fatalen Folgen für Mensch und Tier. Um diese Fehler der Vergangenheit wieder gutzumachen, wie die Gemeinde in einer Pressemitteilung schreibt, wird die Renaturierung zwischen Hüttengesäß und Neuwiedermuß nun fortgesetzt. Dieser weitere Bauabschnitt wird für den Herbst 2022 zur Umsetzung gebracht. Die dafür erforderliche Fläche wurde Mithilfe eines Flurbereinigungsverfahrens neu gestaltet und ermöglicht eine ähnliche Vorgehensweise.

Entlang des Fallbachs wurden daher im Zuge einer Flurbereinigung weitere Flächen von der Gemeinde erworben, um sie für die Renaturierung nutzen zu können. Die Grenzen des Gewässerrandstreifens wurden dann mit Pfosten markiert, um diesen klar und deutlich erkennbar zu machen und vor versehentlichem Eingriff zu schützen.

So gelte nun auch in Ronneburg das Motto: „Die Natur, Natur sein lassen mit ein wenig Mut für die neue entstehende Wildnis.“

Die Aufweitungen des Fallbachs bieten für die zukünftigen Starkregenfälle einen guten Stauraum. Im Vergleich zu den bisherigen engen Gräben, kann sich das Regenwasser in dem aufgeweiteten Flussbett ausbreiten und so stellt auch diese Maßnahme einen Beitrag zum Hochwasserschutz dar.  
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