Ronneburger Feuerwehr probt 24 Stunden lang den Ausnahmezustand Vorbereitung auf Black-Out

Eine der leichtesten Übungen der extremen Großübung: Wasser ist in einen Keller gelaufen und muss abgepumpt werden. Foto: Ingbert Zacharias

Ronneburg – Neulich im Weltraum: Thomas Maurer schaut von seinem Raumschiff auf das nächtliche Europa und plötzlich ist auf einen Schlag kein Lichtpunkt mehr zu erkennen – europaweiter Black-Out! Was hoffentlich nicht so bald passieren wird, war jedoch am vergangenen Wochenende das Thema einer groß angelegten 24-Stunden-Übung der Freiwilligen Feuerwehr Ronneburg.

Das von einer dreiköpfigen Übungsleitung angesetzte fiktive Szenario begann am Samstagnachmittag mit der Meldung eines zumindest deutschlandweiten Stromausfalls um 16 Uhr, der sofort die Alarmierung aller verfügbaren Kräfte auslöste.

Unterstützt von einem Team des DRK Langenselbold wurde im Lagezentrum des Feuerwehrhauses umgehend begonnen, die Situation einzuschätzen und erste Maßnahmen einzuleiten. Schlecht für die Kommunikation: Erst wurde der Ausfall des Digitalfunks gemeldet, dann streikte das Festnetz und zum Schluss gingen auch noch die Handynetze in die Knie.

Neben einem zeitnahen Aufbau einer Not-Funkverbindung zu den Fahrzeugen, die aufgrund mehrerer im Lagezentrum eingehender fiktiver Schadens- und Einsatzmeldungen losgeschickt worden waren, wurden Lautsprecherdurchsagen an die Bevölkerung vorbereitet und andere Kommunikationsmöglichkeiten mit der Bürgerschaft wie etwa Radiodurchsagen zur vollen Stunde festgelegt.

„Erst wenn man selbst in einer solchen Situation steht, erkennt man so manche kleine Schwierigkeit, an die man zuvor noch überhaupt nicht gedacht hat“, so Gemeindebrandinspektor Christoph Ochs mit Blick auf die sich immer weiter entwickelnde Lage. Während draußen vor Ort die Einsatzkräfte etwa eine kleinere Ölspur sowie einen fiktiven medizinischen Notfall recht schnell in den Griff bekamen, hatte die Führung im Lagezentrum mit einem ganz anderen Problem zu tun: Die etwa 35 zur Verfügung stehenden Kräfte mussten in drei Schichten gesplittet und dann je nach fachlicher Qualifikation auf die einzelnen Fahrzeuge verteilt werden.

Mit von der Partie waren bei dieser Übung auch einige Mitglieder der Jugendfeuerwehr, die Unterstützungsaufgaben übernahmen. Einer von ihnen war sogar wegen des Telefonausfalls im Lagezentrum als „Melder“ mit eingebunden und bekam hautnah mit, wie wohl auch im Ernstfall „der Hase läuft“.

Als sich Bürgermeister Andreas Hofmann am nächsten Morgen von Christoph Ochs das eine oder andere kleine Hindernis in der Lagebewältigung schildern ließ, kam die Meldung herein, dass eine Rollstuhlfahrerin im Außenaufzug des „Türmchens“ in Altwiedermus stecken geblieben sei, weil der kurzzeitig vorhandene Strom wieder ausgefallen war und die von einer DRK-Mitarbeiterin gespielte Dame in der Kälte festsaß.

Mit vereinten Kräften verschafften sich die Wehrleute vor Ort zunächst einen Überblick bezüglich der Aufzugstechnik und kurbelten dann per Hand den Aufzug in kleinen Millimeterschritten nach unten. „Mir wurde recht schnell ziemlich kalt und ich war froh, dass ich von den Einsatzkräften sofort eine Wärmedecke bekam“, schilderte die Fahrstuhlfahrerin ihre Situation. „In einer kalten Nacht oder bei Regen würde so etwas ohne zügige Hilfe schnell zu einer massiven Unterkühlung führen.“

Einige Stunden später war dann endlich Schluss für alle Beteiligten, die von Ochs ein erstes dickes Lob für ihre vielfältigen Leistungen bekamen. „Die Übung hat gezeigt, dass wir in einer solchen Großlage voll handlungsfähig sind!“

VON INGBERT ZACHARIAS